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Beitrag vom 06.07.2022
Ons Jabeur siegt bei den bett1open in Berlin, Caroline Garcia gewinnt die Bad Homburg Open 2022
Sylvia Rochow
Vorjahresfinalistin Belinda Bencic aus der Schweiz muss im Endspiel im Grunewald verletzungsbedingt aufgeben. Garcia entscheidet Finale nach knapp drei Stunden auf ausverkauftem Center Court im Kurpark gegen Bianca Andreescu für sich. Gelungene Wimbledon-Vorbereitung bei meist hochsommerlichen Temperaturen.
Die topgesetzte Tunesierin Ons Jabeur wurde ihrer Favoritinnenrolle beim Wimbledon-Vorbereitungsturnier in Berlin gerecht und sicherte sich den Titel bei den bett1open 2022. Die Freude der 27-Jährigen war bei wie nahezu in der gesamten Turnierwoche strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von knapp 40° C im Schatten jedoch etwas getrübt. Olympiasiegerin Belinda Bencic aus der Schweiz musste nach nur 54 Minuten beim Stand von 3:6, 1:2 verletzungsbedingt aufgeben, nachdem sie zum Ende des ersten Satzes auf dem Rasen des LTTC "Rot-Weiß" an der Berliner Hundekehle umgeknickt und im Anschluss deutlich erkennbar am linken Knöchel gehandicapt war.
Auf ihrem Weg ins Finale hatte Bencic, die sich auch 2021 erst im Endspiel geschlagen gegeben hatte, jeweils über drei Sätze gehen müssen. Im längsten Match des Turniers behielt die Schweizerin im Halbfinale nach 3:03 Stunden gegen die zweifache griechische Grand Slam-Halbfinalistin Maria Sakkari mit 6:7, 6:4, 6:4 die Oberhand. Jabeur gab dagegen im gesamten Turnierverlauf lediglich einen Satz ab, mit 6:7, 6:2, 6:2 drehte sie ihr Viertelfinale gegen >Aliaksandra Sasnovich noch. Eine Runde zuvor war die Belarussin für Andrea Petković Endstation. Die 34-jährige Darmstädterin begeisterte die Berliner Tennisfans bei ihrem hart umkämpften 7:6, 6:4-Auftaktsieg über Garbiñe Muguruza (Wimbledon-Champion 2017) aus Spanien mit hochklassigem Tennis und zeigte sich anschließend sichtlich euphorisiert von der Tatsache, dass ihr damit der erste Erfolg überhaupt gegen eine Top 20-Spielerin auf dem eigentlich ungeliebten Gras-Court gelungen war.
"Ich kokettiere ja immer damit, dass ich nicht auf Rasen spielen kann, aber in den letzten drei Jahren hat mein Trainer schon ein paar Mal gesagt, dass ich das eigentlich nicht mehr sagen darf. Ich habe echt ein paar Sachen auf Rasen verbessert. Meine Schläge waren immer o.k. auf Rasen, aber wenn es in die Ecken ging kam ich immer hin, aber nicht wieder raus," lachte Petković in der anschließenden Pressekonferenz sichtlich gut gelaunt. Mit einem Augenzwinkern fügte sie hinzu:"Man kann auch mit 34 noch einen Meilenstein erreichen."
Nicht nur die Darmstädterin hatte das Publikum bei den bett1open auf ihrer Seite, auch Turniersiegerin Ons Jabeur wurde bei sämtlichen Matches lautstark von den Tribünen des Steffi-Graf-Stadions angefeuert. Zahlreiche Fans pilgerten in die – passenderweise rot-weißen – Landesfarben Tunesiens gehüllt auf die Anlage des LTTC "Rot-Weiß" und brachten Fußballatmosphäre in den Grunewald. Kein Wunder, dass die Rechtshänderin, die Mitte Oktober 2021 als erste*r arabische*r Tennis-Profi überhaupt in die Top Ten vorstieß und sich inzwischen weiter auf Weltranglisten-Nr. 3 vorgearbeitet hat, bei der Siegerinnenehrung unter tosendem Beifall mit einem breiten Lächeln schloss: "Ich liebe Dich, Berlin!"
Eine neue Liebe fand auch die Französin Caroline Garcia, auf den Gras-Courts der Bad Homburg Open. Nach längerer Verletzungspause war die 28-jährige ehemalige Top Five-Spielerin in der Weltrangliste abgerutscht und entschied sich, nach zwei Vorbereitungsturnieren in England vor dem Rasen-Grand Slam in Wimbledon noch einmal aufs Festland zu reisen, um Matchpraxis zu sammeln. Dass sie ihr Weg dort bis zum insgesamt dritten Rasen-Titel ihrer Karriere führen würde, hatte die Weltranglisten-75. vermutlich selbst am allerwenigsten erwartet.
In einem spannenden Endspiel, das vor 3.500 begeisterten Zuschauer*innen auf dem Center Court den würdigen Abschluss einer beeindruckenden Turnierwoche darstellte, bezwang Garcia nach 2:42 Stunden die Kanadierin Bianca Andreescu mit 6:7, 6:4, 6:4. Während die US Open-Siegerin von 2019 das Endspiel kampflos erreicht hatte, da Simona Halep aus Rumänien aufgrund einer Nackenverletzung nicht zum Halbfinale antreten konnte, verrichtete die 28-Jährige aus Saint-Germaine-en-Laye auch tags zuvor bereits Schwerstarbeit. Nach ebenfalls knapp drei Stunden rang sie ihre Landsfrau Alizé Cornet in einem rein französischen Halbfinale mit 7:6, 3:6, 7:5 nieder. Das Publikum, dem Applaus nach zu urteilen mehrheitlich auf Seiten Garcias, fieberte vom ersten bis zum letzten Punkt mit, sogar die La-Ola-Welle schwappte im sonst so idyllischen Kurpark über die Ränge.
Die spätere Turniersiegerin zeigte sich in der Pressekonferenz nach dem Match beeindruckt: "Das war unglaublich. Ein ausverkaufter Center Court für zwei französische Spielerinnen, voll besetzte Zuschauer*innenreihen eigentlich schon seit Beginn des Turniers. Es freut mich sehr, dass sie den Kampf heute offenbar genauso genossen haben wie wir Spielerinnen unten auf dem Platz und es ist toll, so viele Tennisfans zu sehen," erklärte die 28-Jährige.
Anstatt eines rein französischen hätte es durchaus auch ein rein deutsches Halbfinale in Bad Homburg geben können, doch im Viertelfinale war sowohl die Berlinerin Sabine Lisicki, nach ebenfalls langer Verletzungspause mit einer Wildcard ins Hauptfeld gekommen, Garcia mit 3:6, 6:7 unterlegen wie im Anschluss Titelverteidigerin Angelique Kerber Cornet mit 4:6, 6:2, 1:6. Lisicki betonte dennoch: "Es war die richtige Entscheidung, hierherzukommen. Diese Tage hier haben mir sehr viel gute Spielpraxis und Selbstvertrauen gebracht." Zuletzt hatte die 32-jährige Berlinerin im Januar 2018 im Viertelfinale eines WTA-Turniers gestanden. Auch die zurzeit beste deutsche Tennisspielerin und ehemalige Weltranglisten-Erste Kerber wollte sich die Laune nach ihrer Niederlage nicht verderben lassen. "Ich bin wirklich sehr stolz auf das, was das Team hier auf die Beine gestellt hat. Es war uns wichtig, ein Tenniserlebnis für alle zu kreieren," zog die 34-Jährige in ihrer Rolle als Turnierbotschafterin Bilanz und kündigte ein Wiedersehen in Bad Homburg im nächsten Jahr an. Die AVIVA-Nachfrage, in welcher Rolle sie am liebsten wiederkäme, konterte die Wimbledon-Siegerin von 2018 verschmitzt: "Da lasse ich mich überraschen."
Weitere Infos unter: www.bett1open.de und badhomburg-open.de
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