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Beitrag vom 07.06.2022
Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg erobern sich die Meisterinnenschaft von Bayern München zurück
Sylvia Rochow
Damit feiern sie trotz des Umbruchs 2022 zum insgesamt sechsten Mal das Double. Meisterinnenschale und DFB-Pokal sind wieder in Niedersachsen vereint, nachdem Wolfsburg die entscheidenden Duelle gegen München überzeugend für sich entscheidet. Zum Saisonende verabschiedeten mehrere Teams langjährige Leistungsträgerinnen.
Die Frauen des VfL Wolfsburg haben ihre Vormachtstellung im deutschen Fußball ein weiteres Mal untermauert und sich das Double der Saison 2021/2022 gesichert. Nach 2014 (Meisterinnenschaft und Champions League), 2017, 2018 und 2020 (jeweils Meisterinnenschaft und DFB-Pokal) sowie dem Triple 2013 ist es bereits der sechste Mehrfach-Triumph des Teams aus Niedersachsen, das diese Spielzeit eigentlich als Phase des Umbruchs ausgerufen hatte.
Sieben Abgängen – darunter die Karriereenden langjähriger Leistungsträgerinnen wie Lara Dickenmann, Lena Goeßling oder Zsanett Jakabfi – standen zu Saisonbeginn acht Zugänge gegenüber. Nicht nur Stürmerin Tabea Waßmuth fügte sich mit 13 Treffern hervorragend ins Team ein, auch der restliche Kader fand nach leichten Anlaufschwierigkeiten immer besser zu sich und kompensierte in zuvor kaum für möglich gehaltener Souveränität die monatelangen verletzungsbedingten Ausfälle von Stammspielerinnen wie Alexandra Popp oder Ewa Pajor.
Insbesondere in den direkten Duellen mit Titelverteidigerin FC Bayern München stellte Wolfsburg die Weichen für die insgesamt siebente Meisterinnenschaft. Mit einem 1:0-Auswärtssieg im November 2021 durch das Tor von Kathrin Hendrich untermauerten die Wölfinnen bereits am 8. Spieltag ihre Ambitionen. Die Vorentscheidung brachte Anfang April 2022 ein auch in dieser Höhe verdienter 6:0-Heimtriumph gegen allerdings Corona-bedingt geschwächte Bayerinnen. Beide Teams sind wieder für die Champions League qualifiziert, die Münchnerin Lea Schüller sicherte sich mit 16 Treffern zudem die Bundesliga-Torjägerinnenkrone. Im Kampf um den dritten Europacup-Platz stellte Eintracht Frankfurt mit einem Auswärtssieg bei der direkten Konkurrentin Turbine Potsdam am vorletzten Spieltag die Weichen für sich.
Aus der Bundesliga absteigen muss nach nur einem Jahr Erstklassigkeit die abgeschlagene Tabellenletzte FC Carl Zeiss Jena sowie nach sieben Jahren der SC Sand. In der kommenden Saison sind der MSV Duisburg und der SV Meppen wieder Bundesligistinnen.
Im Finale des DFB-Pokals trafen die Wolfsburgerinnen Mitte Mai 2022 in Köln auf Turbine Potsdam. Vor ca. 17.500 Zuschauer*innen konnten die Brandenburgerinnen das Spiel nur kurzzeitig offenhalten, hätten jedoch in der 1. Halbzeit auch selbst in Führung gehen können. Pajor war mit einem Doppelschlag (11. und 33. Minute) effektiver und brachte die Titelverteidigerinnen mit 2:0 in Führung. Noch vor der Pause sorgte die Niederländerin Jill Roord für die Entscheidung (43.), den 4:0-Schlusspunkt zum insgesamt neunten Pokalsieg (davon acht in Folge) setzte ihre Landsfrau Dominique Janssen in der 69. Minute.
In der Champions League unterlagen die Niedersächsinnen Ende April 2022 im Halbfinale Titelverteidigerin FC Barcelona. Bayern München schied bereits im Viertelfinale gegen Paris Saint-Germain aus. Das Endspiel entschied Olympique Lyon mit 3:0 gegen Barcelona für sich.
Getrübt wurde die Wolfsburger Party-Stimmung nach einer unerwartet erfolgreichen Saison lediglich durch die wieder einmal tränenreichen Abschiede langjähriger Akteurinnen, insbesondere des VfL-Urgesteins Anna Blässe (seit der Saison 2007/2008 unter Vertrag) sowie von Nationaltorhüterin Almuth Schult. Abwehrroutinierin Blässe folgt ihrer Frau Lara Dickenmann zum Grashopper Club Zürich, wo die Eidgenossin seit Mitte 2021 als General Managerin fungiert. Schult dagegen wagt nach elf Jahren in der Bundesliga den Sprung in die USA und wird in der nächsten Saison für den Angel City FC im Tor stehen. Zu den (finanziellen) Unterstützerinnen des 2020 gegründeten Clubs zählen unter anderem die Hollywood-Schauspielerinnen Natalie Portman und Eva Longoria sowie Tennisstar Serena Williams. DFB-Pokalfinalistin Turbine Potsdam muss neben den Karriereenden der gebürtigen Berlinerin Isabel Kerschowski sowie von Nina Ehegötz unter anderem die Abgänge der Stammspielerinnen Gina Chmielinski sowie Sara Agrež (zu Wolfsburg) verkraften und beendet zudem nach nur zwei Jahren die Zusammenarbeit mit Trainer Sofian Chahed, der erst im Dezember 2021 seinen Vertrag vorzeitig bis 2025 verlängert hatte. Auch Vize-Meisterin Bayern München trennt sich von ihrem Coach Jens Scheuer. Darüber hinaus verlassen die Französin Viviane Asseyi sowie die Niederländerin Lineth Beerensteyn den Verein, die Nationalspielerinnen Kristin Demann und Marina Hegering wechseln zu Meisterin Wolfsburg.
Weitere Infos unter:
www.vfl-wolfsburg.de
www.fcbayern.com
frauen.eintracht.de
www.turbine-potsdam.de
www.angelcity.com
Lea Schüller auf Instagram
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Copyright Text und Foto: Sylvia Rochow