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Beitrag vom 11.07.2019
Die USA verteidigen ihren Titel und sind Fußball-Weltmeisterin 2019
Sylvia Rochow
Im Finale bezwingt das Team um Megan Rapinoe Europameisterin Niederlande. Schweden sichert sich Platz 3. Deutschland und Frankreich verpassen die Qualifikation für Olympia 2020 in Japan. Rapinoe nutzt die große Bühne für Kritik an Trump, zur Sichtbarmachung von Geschlechterdiskriminierung und für die Forderung nach Equal Pay für Frauen im Sport.
Die USA haben sich mit einem verdienten 2:0-Sieg im Endspiel gegen die Niederlande ihren insgesamt vierten WM-Titel nach 1991, 1999 und 2015 gesichert.
Vor 57.900 ZuschauerInnen im Parc Olympique Lyonnais von Lyon gingen die US-Amerikanerinnen in der 61. Minute durch einen Foulelfmeter von Kapitänin Megan Rapinoe in Führung, Rose Lavelle sorgte wenig später für den Endstand (68.). Den dritten Platz erkämpfte sich Schweden, das im "Kleinen Finale" in Nizza England mit 2:1 bezwang. Kosovare Asllani (11.) und Sofia Jakobsson (22.) brachten die Skandinavierinnen früh in Front, Fran Kirby (31.) gelang nur noch der Anschlusstreffer für die "Three Lionesses". Kurz vor Abpfiff rettete Abwehrroutinierin Nilla Fischer, die zur neuen Saison vom VfL Wolfsburg in ihre Heimat zurückkehrt, auf der Linie spektakulär für die schon geschlagene Torhüterin Hedvig Lindahl. Im Viertelfinale hatten die Schwedinnen bereits das deutsche Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mit 2:1 bezwungen.
Rapinoe konnte sich nicht nur über den WM-Titel mit ihrem Team, sondern auch über die Auszeichnung als beste Spielerin des Turniers freuen, gefolgt von Lucie Bronze (England) und Rose Lavelle (ebenfalls USA). Zudem sicherte sich die 34-Jährige mit sechs Toren und drei Torvorlagen in 428 Spielminuten den Goldenen Schuh als beste Torschützin. Teamkollegin Alex Morgan war zwar genau so erfolgreich, benötigte dafür aber 490 Minuten.
Megan Rapinoe, die sich 2012 im "Out"-Magazine als lesbisch outete, gehört zu den 28 US-Nationalspielerinnen, die im März 2019 Klage gegen die United States Soccer Federation (USSF) einreichten, der sie Geschlechterdiskriminierung vorwerfen und die gleiche Bezahlung wie das männliche Nationalteam fordern.
Bereits 2016 schloss sich die Mittelfeldspielerin als erste Weiße den Anti-Rassismus-Protesten zahlreicher US-amerikanischer SportlerInnen an, die die Nationalhymne nicht mitsangen und dabei knieten, anstatt zu stehen. Vor der WM kündigte Rapinoe zudem an, einer möglichen Einladung ins Weiße Haus nicht folgen zu wollen.
Nach dem Finalsieg erneuerte die 34-jährige Kapitänin ihre Kritik an der Politik des Präsidenten, der Menschen ausschließe und für die Abkehr von liberalen Werten stehe. Darüber hinaus wiederholte sie im Nachrichtensender CNN ihren Standpunkt bezüglich eines Besuchs im Weißen Haus: "Ich werde nicht gehen, und jede Mitspielerin, mit der ich darüber gesprochen habe, wird es auch nicht tun."
Der Goldene Handschuh für die beste Torhüterin ging an die Niederländerin Sari van Veenendaal, die die "Oranje Leeuwinnen" nicht zuletzt im Finale mit zahlreichen Glanzparaden lange Zeit im Spiel gehalten hatte. Giulia Gwinn, die zur neuen Saison vom SC Freiburg zu Bayern München wechselt, wurde zur besten Nachwuchsspielerin gekürt, die Französinnen sicherten sich wie bei der WM 2015 den Fairplay-Preis.
Bei der WM wurden zudem die lediglich drei europäischen Olympia-Teilnehmerinnen ermittelt. Für das olympische Frauenfußball-Turnier 2020 qualifizierten sich neben Vize-Weltmeisterin und Europameisterin Niederlande auch die Halbfinalistinnen England (bei den Olympischen Spielen als Team Großbritannien) und Schweden. Die amtierende Olympiasiegerin Deutschland verpasste die Qualifikation durch das Viertelfinal-Aus ebenso wie WM-Gastgeberin Frankreich und kann ihren Titel in Japan nicht verteidigen.
Mehr Infos unter: fifa.com/womensworldcup
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Fotos: AVIVA-Berlin