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Beitrag vom 31.07.2014
M.I. auf der Suche nach der Lösung für den Frieden durch Musik
M.I.
Die 17 jährige Schülerin und Sängerin M.I. aus Berlin-Kreuzberg ist Tochter einer jüdischen Mutter. Für AVIVA steht sie im Dialog mit einer 13 Jährigen Muslimin. Was haben diese beiden Mädchen...
... für Gemeinsamkeiten? Wie stehen sie zum jeweils anderen Glauben? Wie religiös sind sie? Was sagen sie über Krieg? Inwiefern unterscheiden sich ihre Meinungen? Kann Musik ein Schlüssel für Frieden sein?
Wieso gibt es soviel Hass auf unserer Welt, es könnte doch soviel einfacher sein.
Berlin, 04.05.2014
Erster Austausch
Hallo liebe Paria,
ich heiße M. und bin 17 Jahre alt. Ich bin am 12. November 1996 im Berliner Urbankrankenhaus von meiner Mama L. geboren worden. Somit bin ich Kreuzbergerin und wohne auch hier. Das heißt auch, dass mein Sternzeichen Skorpion ist. Irgendwie finde ich diese astrologischen Vorhersagen im Bezug auf Sternzeichen recht interessant und erstaunlich was alles oft zutrifft wenn man mal reinliest. Was hast du für ein Sternzeichen? Interessiert dich so etwas auch, liest du zum Beispiel manchmal dein Horoskop? Des weiteren habe ich zwei große Brüder, sie sind Zwillinge und mittlerweile 20 Jahre alt. Natürlich habe ich auch einen Papa, er heißt S., er wurde in Deutschland geboren, der Teil der Familie stammt jedoch aus Serbien/Kroatien. Meine Mama dagegen wurde in Israel geboren und kam 1991 nach Deutschland mit meinem Papa, den sie in London getroffen hat. Ich weiß nicht nur von ihr, dass es nicht einfach ist in einem Land zu leben wo Krieg herrscht. Das bringt einen auf den Boden der Tatsachen zurück, lässt einen Tag für Tag über Leben und Tod nachdenken und das Leben auf eine andere Weise angehen.
Ich wurde so erzogen, dass ich glauben kann woran ich will. Die Familie meines Vaters lebt den orthodoxen Glauben und in der Familie meiner Mutter wird der jüdische Glauben ausgelebt. Jedoch wird keine der Religionen richtig ausgelebt. Ich bin unreligiös, denn wie ich finde sind Religionen ein Auslöser von vielen auch blutigen Konflikten auf der Welt die nicht nötig sind und ich verfolge andere Sichtweisen. Jedoch haben Religionen auch gute Seiten die mir bewusst sind und die ich auch schätze. Man kann aus jeder Religion etwas ziehen. Trotzdem bin ich geborene Jüdin und super glücklich damit. Daran ist im Judentum demnach auch nichts zu ändern, denn wenn die Mutter eine Jüdin ist, sind es ihre Kinder automatisch auch. Selbst wenn meine Mutter nicht richtig gläubig ist. Ein unendlicher Kreislauf.
Ich habe jahrelang getanzt. Zuletzt Dance Hall, was mir riesigen Spaß bereitet hat, jedoch hörte ich auf. Heute habe ich wieder riesige Lust zu tanzen und auch richtig Hummeln im Hintern, ich hoffe dafür finde ich bald wieder Zeit. Außerdem gehe ich arbeiten und bin Sängerin in einer Band, wo auch meine Brüder mitspielen. Es ist eine Rockband und eigentlich singe ich gar keinen Rock, deshalb muss ich mich etwas anpassen und habe seit kurzem eine fantastische Gesangslehrerin. Außerdem würde ich auch sehr gerne Gitarre spielen können und es gerne lernen. Was hast du so für Hobbies? Hast du etwas Interessantes zu berichten? Schiess los! :)
Liebe Grüße,
M.
Berlin, 05.07.2014
Musik statt Krieg
Liebe Paria,
mich berühren deine Worte. Ich kann mir auch nicht vorstellen im Krieg zu leben. Das muss unheimlich schrecklich sein. Man wird täglich mit dem Ernst des Lebens konfrontiert und mit der Angst seine Liebenden und sein zu Hause zu verlieren oder gar sein eigenes Leben. Es tut mir im Herzen weh wenn ich mir das vorstelle und ich habe großes Mitleid mit denen die dem ausgeliefert sind.
Ich will und kann nicht verstehen, wie die Menschen in der Lage sind sich gegenseitig in den Tod zu jagen. Wollen wir nicht alle den Tod meiden und möglichst das beste aus unserem Leben machen? Ich frage mich: sind Krankheiten nicht genügend übel, muss man sich echt noch bekriegen? Muss man sich hassen weil man nicht für das gleiche steht? Muss man sich verletzen? Muss man entführen? Muss man quälen? Muss man morden? Muss man die Trauer des Menschen um den Tod seiner Liebenden erwecken die durch Kriege gefallen sind? Muss das wirklich sein, gibt es keinen anderen Weg?
Wenn es unzählige gibt die sich hassen, und es unzählige gibt die sich hassen und vergessen haben, warum sie sich hassen, wird der Krieg auf unserer Welt nie ein Ende finden, so sehr man es sich auch wünscht.
In einer Band Sängerin zu sein ist echt aufregend, da hast du Recht. Es macht Riesenspaß und man hat viele Möglichkeiten sich zu entfalten, sich mehr mit Gesang zu beschäftigen und gleichzeitig mit Texten und eigenen Songs. Ich sehe es genauso wie du und denke, dass es, wenn wir mehr an Frieden glauben und an die Musik, ein friedlicheres Miteinander geben kann. Ist Musik nicht das was viele am Leben hält? Mir zum Beispiel hat sie so viel Hoffnung geschenkt und das tut sie immer wieder. Sie erzählt Geschichten, bringt auf andere Gedanken, zum Tanzen ,zum Singen, Lachen, Schreien und Mitmachen, man verarbeitet mit ihr und lernt von ihr.
Könnte Musik nicht die Basis für Frieden sein? Musik bewegt doch sovieles und bringt nicht nur zum tanzen und lachen, sie schweißt auch zusammen. Da kann es zum Beispiel eine jüdisch gläubige Person geben die mit jemandem der dem islamischen Glauben angehört den gleichen Musikgeschmack hat, die zusammen zu dieser Musik feiern, lachen, tanzen und mitsingen würden. Und beide würden glücklich sein. Zudem fällt mir ein dass ich in meiner Schulklasse mehrere Muslime hatte, mit denen ich mich problemlos verstanden habe trotz unserer Wurzeln. Das ist einfach abhängig von den Menschen denen man gegenübersteht - man sollte nicht verallgemeinern.
Ich finde es übrigens beeindruckend dass du dir das Gitarre und Klavierspielen selbst beibringst, da braucht man sicherlich ne Menge Geduld für oder? Fällt es dir schwer? Wie stehst du zu der Idee ´Musik statt Krieg´?
Liebste Grüße,
M.
Ich bin M.I., 17 Jahre alt, und Schülerin eines Gymnasiums, nach den Ferien besuche ich die elfte Klasse und ich bin Sängerin in einer Rockband. An diesem Dialogprojekt teilzunehmen gibt mir die Möglichkeit, meine journalistischen Fähigkeiten zu testen, rauszulassen was ich zu sagen habe, zu schreiben was ich eh sehr gerne mache, und mich mehr mit meiner Meinung über Religionen zu befassen. Außerdem um mehr zu erfahren über andere Religionen und über die Meinung und Sichtweisen von Andersgläubigen zu erfahren, in diesem Fall von meiner Partnerin Paria.
Copyright Foto von M.I., Sharon Adler