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Beitrag vom 03.03.2005
World Women Work 2005 - Susanne Lüdersen
AVIVA-Redaktion
Interview mit Susanne Lüdersen, Rechtsanwältin, Referentin im Vorstandsbüro von Vattenfall Europe.
AVIVA-Berlin: Das Motto der WWW 2005: "Wandel als Chance". Zwischen Work-Life-Balance und Netzwerk-Ökonomie: Herausforderungen und Perspektiven in einem zunehmend globalisierten Lebensumfeld. Wo sehen Sie persönlich diese Herausforderungen und Perspektiven?
Susanne Lüdersen: Persönlich bin ich auf der Suche nach Perspektiven. Ich habe einen interessanten Job und ein nettes Kollegenteam. Aber wenn ich mir vor dem Hintergrund, dass ich ein kleines Kind habe, die Position meines Chefs anschaue, stelle ich fest: Das ist es nicht wirklich, was ich mir vorstelle. Das heisst im Prinzip suche ich nach Perspektiven und Ideen.
AVIVA-Berlin: Und wo sehen Sie die Risiken?
Susanne Lüdersen: Ich begreife Globalisierung eher als Chance.
AVIVA-Berlin: Wie bewerten Sie die Podiumsfrage 2 - Gleichstellung auch ohne Quote und Gesetz?
Susanne Lüdersen: Schwankend. Früher habe ich immer gesagt, ich will keine Quotenfrau sein. Ich bin gut und ich will aufgrund meiner Leistungen weiterkommen. Aber wenn ich mich heute so umschaue, auch in unserem Unternehmen, wo es bei 20.000 Mitarbeitern konzernweit in Deutschland, eine Prokuristin, also eine Frau in der zweiten Führungsebene gibt - und das auch noch bei einem kleineren Tochterunternehmen - stelle ich fest: Das ist zu wenig. Ich fürchte, da werden wir die Quote brauchen.
AVIVA-Berlin: Was tun Sie in Ihrem Unternehmen oder was tut Ihr Unternehmen für den Bereich Frauenförderung?
Susanne Lüdersen: Das ist sehr abhängig vom jeweiligen Vorgesetzten. Bei meinem derzeitigen Vorgesetzten kann ich mich wirklich nicht beklagen. Wir handhaben die Arbeitszeit wunderbar flexibel und ich kann den Kleinen mit in die Firma bringen, wenn es sein muss. Bei einem früheren Vorgesetzter dagegen, als ich gerade aus der Elternzeit zurückkehrte, war das anders. Zu Abteilungsbesprechungen oder ähnlichem wurde ich nie eingeladen, ich blieb einfach aussen vor. Als ich mich mit dem Wunsch nach Teilzeit an ihn wandte, sagte er: "Sie wissen ja, als Teilzeitkraft können Sie wirklich nur den Schrott übernehmen". Es ist also im Prinzip eine Frage des individuellen Vorgesetzten. Grundsätzlich äussert das Unternehmen jedenfalls, dass es Frauen fördern möchte.
AVIVA-Berlin: Würde ein Gesetz Ihnen für die Frauenförderung in Ihrem Unternehmen noch weiterhelfen oder wäre das eher hinderlich?
Susanne Lüdersen: Es würde zumindest wahrscheinlich den Wandel etwas mehr in Schwung bringen. Ich habe aus verschiedenen technischen Unternehmensbereichen gehört, dass sich die Herren dort nicht vorstellen können, eine weibliche Chefin zu haben. Das ist natürlich ein Problem, dem das Gesetz entgegenwirken würde. Aber man muss sich anschauen, wie das Gesetz konkret gestrickt ist. Denn mehr Bürokratie können wir auch nicht gebrauchen. Das wäre der verkehrte Schritt. Die richtige Balance zu finden, ist schwer.
AVIVA-Berlin: Mit welchen Erwartungen sind sie hergekommen? Sind die erfüllt worden?
Susanne Lüdersen: Konkrete Erwartungen hatte ich keine. Einige der Rednerinnen kannte ich vom Namen her. Das fand ich sehr spannend, besonders der Vortrag von Prof. Gertrud Höhler hat mich interessiert. Meine Erwartungen an die Referentinnen wurden voll erfüllt und ich habe noch wesentlich mehr interessante Rednerinnen entdeckt als ich vorher erwartete.
AVIVA-Berlin: Wie beurteilen Sei den Trend bezüglich der Debatte um Work-Life-Balance, die in Deutschland zunehmend auf die Work-Familiy-Debatte reduziert wurde?
Susanne Lüdersen: In unserem Unternehmen haben wir die Work-Life-Balance als Unternehmensphilosophie. Aber für mich persönlich steht schon die Work-Family-Debatte im Vordergrund. Ich habe ein kleines Kind und mit dem möchte ich auch Zeit verbringen, deshalb tangiert mich das natürlich sehr.
AVIVA-Berlin: Was würden Sie sich für die WWW 2006 wünschen, was möchten Sie diskutiert wissen?
Susanne Lüdersen: Ich wünsche mir etwas Konkretes zum Anfassen, womit man hinterher weiterarbeiten kann. Damit innerhalb diesen einen Jahres etwas passiert. "Mutig sein" und all das ist ja sehr allgemein gehalten. Konkrete Handlungsempfehlungen dazu, wo wir konkret weiterarbeiten sollen, kamen bisher zu wenig.
AVIVA-Berlin: Was nehmen Sie mit? Ihr Fazit?
Susanne Lüdersen: Ich nehme mit, dass man die Debatte weiter vorwärtstreiben muss, dass man an sich selbst arbeiten muss, dass aber durchaus die Chancen da sind. Ich will mich sowieso engagieren. Da werde ich vor allem in der Familie kämpfen müssen, denn wenn man da nicht den entsprechenden Rückhalt hat, ist es schwierig.
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für´s Interview