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Beitrag vom 03.03.2005
World Women Work 2005 - Margarete Krümpel
AVIVA-Redaktion
Interview mit Margarete Krümpel, SucessPilot, Master of Business Administration, Mitglied im EWMD
AVIVA-Berlin: Die Frage ist zunächst einmal, warum sind Sie hier?
Margarete Krümpel: Ich vertrete den EWMD, European Women Management International Developement Network. International, weil das Netzwerk in der Zwischenzeit weit über Europa hinausgegangen ist. Wir nehmen den europäischen Spirit, das europäische Kulturgut mit hinaus in die Welt.
Ja, und deswegen haben wir schon zum vierten Mal einen Stand hier auf der WWW. Ich war bis vor kurzem Vorstandssprecherin, das Amt habe ich abgegeben, weil andere Auf-gaben anstanden, aber ich bin immer wieder gerne hier.
AVIVA-Berlin: Und die Erwartungen für dieses Jahr unterscheiden sich von denen des letzten Jahres?
Margarete Krümpel: Es kommt darauf an - wenn Sie den Erfolg des EWMD, unseres Standes nehmen, dann muss ich sagen, dass wir im letzten Jahr sehr erfolgreich waren. Es sind viele Kontakte zustande gekommen. Sehr viele Frauen meinten, ja, es sei toll, aber es gebe zu viele Podiumsdiskussionen.
Das Wissen der Frauen wurde absolut nicht abgefragt und das fand ich ein bisschen schade, weil wir ein so unendlich großes Potential haben. Aber es ist natürlich schwierig, dafür eine adäquate Form zu finden.
AVIVA-Berlin: Insofern ist die Erwartung für dieses Jahr, dass es mehr in die Tiefe gehen sollte?
Margarete Krümpel: Ja, in die Tiefe ging es ja schon in den Podi-umsdiskussionen, aber ich weiß auch nicht so recht, wie man es besser machen sollte. Was ich vermisse, ist, dass das Wissen der Frauen abgefragt wird, aber das ist natürlich schwierig im Rahmen einer Konferenz.
Na gut, es gibt natürlich die Workshops und da haben die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, mehr von sich weiterzugeben. Von daher denke ich: Das Konzept ist schon in Ordnung.
AVIVA-Berlin: In diesem Jahr wird ja explizit zum ersten Mal das Thema Globalisierung angesprochen. Im Vordergrund steht "Globalisierung als Chance", aber es interessieren natürlich auch die Risiken der Globalisierung, insbesondere in Bezug auf den Arbeitsmarkt. Welche Chancen und Risiken der Frauen sehen Sie im globalisierten Erwerbsmarkt?
Margarete Krümpel: Das ist natürlich eine heftige Frage. Ich denke, dass die Rolle eine ganz Bedeutende sein wird. Bis jetzt hieß es immer Quantität, Quantität, Quantität. Es wird zwar viel erzählt vom Aufschwung. Das wird uns schon seit Jahren erzählt, aber er kommt nicht, er wird auch in den nächsten zehn Jahren nicht kommen - das ist meine persönliche Meinung.
Also, es wird ein qualitatives Wachstum geben müssen, und da sind wir Frauen natürlich sehr gefragt. Die Frauen haben eben mehr Weitblick. Es wurde ja wissenschaftlich schon bewiesen, dass Männer ein Ziel haben und auf dieses zupreschen und nicht gucken, was links und rechts ist. Frauen nehmen das sehr wohl wahr, und deswegen ist es so unendlich wichtig, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Vielleicht kommen sie, aufgrund der Globalisierung, wo Männer eben schwächeln, in Führungspositionen. Dann kann eine Veränderung von der Quantität zur Qualität stattfinden.
AVIVA-Berlin: Und die Risiken?
Margarete Krümpel: Ja, es ist dasselbe Fundament. Männer stellen ja häufig nur ihresgleichen ein. Frauen machen ihnen Angst und dann sind es eben wieder die Männer, die die Macht haben und die Frauen werden vergessen, das ist das große Risiko.
Deswegen geht es darum, Frauen Mut zu machen. Es braucht mehr Konferenzen dieser Art, mehr AVIVAS, mehr EWMDs, die nach vorne gehen und Frauen Mut machen, sich zu zeigen und nicht darauf zu warten, bis sie selber hundertprozentig sind.
AVIVA-Berlin: ... was ja sehr viele Frauen tun.
Margarete Krümpel: Unser Wissen und die weibliche Intuition - die Welt braucht uns.
AVIVA-Berlin: Ein Thema dieses Jahr ist "Gleichstellung auch ohne Quote und Gesetz". Wie ist Ihre Position dazu?
Margarete Krümpel: Meine persönliche Position dazu ist "Jein".
Auf der einen Seite finde ich es ist absolut notwendig, weil 94 % der Top-Führungspositionen von Männern besetzt sind. Vielleicht werden sie über die Quote ein bisschen hellhörig.
In den USA gibt es das Gesetz, da müssen sie eben und wenn sie keine Frauen einstellen, dann gibt es eine Strafe, so einfach ist das dort. Ich denke, das könnte bei uns vielleicht auch so sein. Es wird ja auch an die Wirtschaft appelliert, das zu tun z.B durch den "Beirat für Chancengleichheit", den der Bundeskanzler einberufen hat. Aber ist es ist ja nichts passiert, es wurde kein Soll/Ist-Abgleich gemacht, es ist verpufft und von daher denke ich schon, dass es sein muss.
Also doch, ein "Ja" für die Quote.
AVIVA-Berlin: Ein Thema, was auch eine "Never-ending-Geschichte" zu werden droht, ist "work-life-balance" Unsere Meinung in der Redaktion war, dass es in den letzten Jahren mehr reduziert wurde auf "work-family-balance". Wie stehen Sie dazu?
Margarete Krümpel: Gerade, wenn es um Frauen geht, die viel arbeiten, und in Führungspositionen sind, ist die "family" häufig gar nicht da. Es sind eben oft Alleinstehende oder Leute, die einen sogenannten Lebensabschnittsge-fährten haben. Aufgrund der Veränderungen, auch durch die Globalisierung, kommt es oft gar nicht mehr zu Familiengründungen. Ich denke nicht, dass es zu einer "work-family-balance" gekommen ist.
Wenn ich an mich denke: ich bin Single und habe natürlich eine Herkunftsfamilie. Die ist mir schon sehr wichtig und gehört einfach zu meiner "balance" dazu. Man kann es nicht trennen.
AVIVA-Berlin: Der Hintergrund dieser Frage war mehr, dass insbesondere natürlich durch die demographische Entwicklung scheinbar auch so ein Sachzwang zu entstehen scheint, auf politischer Ebene zu sagen, wir müssen das Thema "family" weiter pushen. Von daher die Frage, welche Gefahren es birgt, das viel größere Thema "work-life-balance" zu fokussieren und zu reduzieren auf "work-family"?
Margarete Krümpel: Ja, wo sollen Familien mit Kindern hin, wie sollen Familien mit Kindern mit Freude entstehen können, wenn die Gegeben-heiten nicht verändert werden? Wir sind in dieser Hinsicht sehr spät dran und das, was jetzt an Veränderungen kommt, ist zwar ganz schön, kommt aber vor dem Hin-tergrund der demographischen Prognosen zu spät. Also, selbst wenn wirklich etwas getan werden würde, kann es nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein
AVIVA-Berlin: Vielen Dank, Frau Krümpel.