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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 20.03.2008


Interview mit der Schauspielerin Valerie Koch
Britta Leudolph

Am 27.03.2008 startet "Die Anruferin" in den Kinos. Erzählt wird die Geschichte von Irm, die ihrem tristen Leben mit einer perfiden Beschäftigung entflieht. AVIVA-Berlin traf die Hauptdarstellerin.




Mit verstellter Kinderstimme ruft Irm bei fremden Menschen an und bittet um eine Geschichte. Erst viel später merken die Angerufenen, welch böses Spiel mit ihnen gespielt wurde.

Die Darstellerin der Irm, Valerie Koch, wurde in Kirchheim geboren und absolvierte ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin. Seither hatte sie unter anderem Engagements am Maxim Gorki Theater Berlin und am Hamburger Schauspielhaus, zudem war sie in einigen TV-Produktionen zu sehen, darunter: "Prager Botschaft" und "Sophie – Sissis kleine Schwester". "Die Anruferin" ist ihr zweiter Kinofilm nach "Sie haben Knut".

AVIVA-Berlin traf Valerie Koch zum Interview in Berlin.


AVIVA-Berlin: Sie haben bisher in vielfältigen Filmrollen gespielt, u.a. in der Komödie "Sie haben Knut" oder den eher historischen Filmen "Prager Botschaft" und "Sophie – Sissis kleine Schwester".
Nur selten ist im deutschen Kinofilm eine Täterin in der Hauptrolle zu sehen. Irm weckt zunächst kaum Sympathien. Wie haben Sie sich auf die Rolle der Irm vorbereitet?
Valerie Koch: So wie ich das eigentlich immer mache, ich pirsche mich an die Figur heran. Ich versuche mich auch in das Umfeld hinein zu versetzen, und gucke, wie es auf sie reagiert. Daran sehe ich ja schon, ob die Figur ein auf die Menschen zugehender Mensch ist, oder nicht. Das ist Irm eher nicht.
Sie reagiert ja sehr klar. Man kann auch nachvollziehen, warum sie so reagiert. Es entsteht am Anfang zwar nicht wirklich Sympathie für Irm, weil sie so schroff ist. Ich hoffe, dass trotzdem auch ein bisschen das Komische an ihr zu sehen ist. So eine Schroffheit beinhaltet ja auch eine gewisse Komik.
Sie muss ihr Leben ja wirklich komplett allein wuppen – nicht nur das – sie muss es auch noch für jemand anderen. Das bietet eigentlich genug Futter, um etwas rückzuschließen.

AVIVA-Berlin: Ihre Rolle der Irm wurde als Erste besetzt. Inwieweit konnten Sie Einfluss auf die Gestaltung Ihrer Rolle nehmen?
Valerie Koch: Ich hatte freie Hand beim Spielen. Zum Beispiel bei den Dreharbeiten zu Szenen, in denen Irm telefoniert, habe ich (zum Regisseur Felix Randau, Anm. d. Red.) gesagt: "Ich will dieses Requisit haben, das kann ich dann hier einbauen." "Ja, wofür?" "Ja, lass Dich überraschen" "Klar lass ich mich überraschen" Zack, dann konnte ich das machen. Also, Felix hat mir da sehr viel Freiheit gegeben. Das war bei diesem Drehbuch ganz toll.
Mal ist man gerne Muse und mal macht man aber auch gern selber. Und hier wollte ich gern selber machen.

AVIVA-Berlin:Sie haben schon als Schülerin Schauspiel-Workshops in den USA besucht. Inwieweit haben Sie Ihre Erfahrungen dort geprägt?
Valerie Koch: Das war ganz wichtig für mich. Ich bin sehr früh, mit vierzehn, fünfzehn, das erste Mal in die USA gereist, um an Schauspielworkshops teilzunehmen, ganz einfach, weil es so etwas in Deutschland nicht gibt. Ich weiß nicht, wie das heute ist, und hier in Berlin gibt es sicherlich Angebote, aber ich bin eben nicht in der Großstadt aufgewachsen. Es gab für ein Mädchen in dem Alter, das weiß, dass es Schauspielerin werden will, nur die Theater AG, und die ist dann wenig befruchtend.
Die Uni-Professoren in den USA verdienen den ganzen Sommer über nichts, weil die Uni halt zu ist, und so arbeiten alle. Man kann zu dieser Zeit dort jeden normalen Uni-Kurs belegen. Und so habe ich dann in verschiedenen Städten und an tollen Universitäten Schauspiel-Kurse gemacht. Ich konnte mich da ausleben. Ich liebe Englisch, habe als Kleinkind schon englisch gesprochen, deshalb lag das dann nahe. Ich hatte Kurse in Gesang, Fechten, allen Quatsch, es war eine super Zeit.

AVIVA-Berlin: "Die Anruferin" ist unter anderem auch ein Film über eine ungewöhnliche Frauenfreundschaft, aus der beide Hauptfiguren Kraft schöpfen. Konnten Sie Erfahrungen aus Ihrem Leben in diesem Punkt einbringen?
Valerie Koch: Ja. Ich habe sicherlich wenige Freunde, aber meine Freundinnen sind mir wahnsinnig wichtig.

AVIVA-Berlin: Gab es ein besonderes Highlight bei den Dreharbeiten? Etwas ganz besonderes, was Ihnen in Erinnerung geblieben ist?
Valerie Koch: Es hat einfach Spaß gemacht. Ich hatte in Köln eine kleine Wohnung und fand das unheimlich angenehm. Die war an der Ehrenstraße, die ja irgendwie so die "In-street" dort ist, ich war vorher noch nie in Köln. Es gibt auch nette Clubs. Lustige Stadt, wirklich, hätte ich nicht gedacht. Ich fand´s prima. Und, ja, es gibt dort tolle Schuhläden.
Das Highlight war das Drehen. Ich habe wirklich fast die ganze Zeit nur gedreht, und wenn ich dann mal frei hatte, war ich schwimmen oder bin Fahrrad gefahren. Mehr war da nicht.

AVIVA-Berlin: Gibt es eine bestimmte Rolle, die Sie gern spielen würden?
Valerie Koch: Ich finde nach wie vor die Rolle der Lulu ganz toll. Und ich mag alle Ibsen Frauenfiguren. Ansonsten wird man überrascht, was man angeboten bekommt, darauf kann man dann einsteigen, oder eben nicht.

AVIVA-Berlin: Sie haben für die Rolle der Irm den Förderpreis deutscher Film als beste Nachwuchsdarstellerin erhalten. Wie empfinden Sie es, nach nunmehr zehn Jahren Berufstätigkeit, als Nachwuchsdarstellerin honoriert zu werden.
Valerie Koch: Ach, ich wurde richtig gelobt, habe einen tollen Preis bekommen und der war auch noch honoriert.. Also, mir ist vollkommen Wurscht, unter welchem Label mir eine Auszeichnung in die Hand gedrückt wird. Ich finde es toll, diesen Preis bekommen zu haben. Ich bin gern Nachwuchskünstlerin, ich bin auch gern noch mal in zehn Jahren Nachwuchskünstlerin.
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Interview.


Lesen Sie auch unsere Rezension zum Film "Die Anruferin".


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Beitrag vom 20.03.2008

Britta Leudolph