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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 01.04.2021


Frauen, Arbeit und Corona - Die Pandemie als Backlash für die Gleichberechtigung
Sharon Adler, Helga Egetenmeier

AVIVA informiert und benennt Anlaufstellen und Unterstützungsangebote. Die Corona-Pandemie macht Missstände sichtbar, die immer noch deutlich das Geschlechterverhältnis bestimmen. Nicht nur auf dem Arbeitsmarkt sind Frauen verstärkt die Verliererinnen, auch im familiären Bereich sind sie diejenigen, die beim Lockdown...




... die unbezahlte Sorgearbeit übernehmen. Dazu kommt eine erschreckende Zunahme von häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder.

Dass Frauen weltweit und auf mehreren Ebenen stärker von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen sind, belegen die Untersuchungen zahlreicher Organisationen. Der Deutsche Frauenrat wies in einem Beitrag vom 29. Januar 2021 auf den Begriff der "Shecession" hin, einer Rezession, die überproportional Frauen betrifft. Schätzungen zufolge verlieren weibliche Beschäftigte 1,8 mal häufiger ihren Arbeitsplatz durch Corona. Das zeigt auch das McKinsey Global Institute in seiner groß angelegten Untersuchung "Covid-19 and gender equality: Countering the regressive effects".

Und obwohl der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern in Deutschland erstmals unter 20 Prozent gesunken ist, wie das Statistische Bundesamt am 08.12.2020 mit seiner Neuberechnung zum Gender Pay Gap für das Jahr 2019 vorgelegt hat (www.destatis.de), macht sich die ungleiche Bezahlung nicht nur während des Arbeitslebens bemerkbar, sondern auch bei der Rente. Altersarmut von Frauen ist somit ist eine mögliche Folge.

Dieser Meinung ist auch die Soziologin Jutta Allmendinger. In ihrem im Januar 2021 erschienenen Buch "Es geht nur gemeinsam! Wie wir endlich Geschlechtergerechtigkeit erreichen" schreibt die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung: "Wir bewegen uns rückwärts in die Zukunft. Corona hat die wahren gesellschaftlichen Verhältnisse wie unter einem Brennglas hervortreten lassen: Männer arbeiten, Frauen arbeiten auch - und versorgen die Kinder. Männer verdienen, Frauen verdienen auch – aber bloß etwas dazu. Teilzeit und Elternzeit sind fast immer noch Frauensache, Führungspositionen und hohe Gehälter Männersache."

Neben dem wirtschaftlichen Ungleichgewicht und Verdienstausfällen wird ein bedrohlicher Anstieg der häuslichen Gewalt durch den Lockdown sichtbar. Auf das Fehlen einer ressortübergreifenden Gesamtstrategie, handlungsfähigen Institutionen und notwendigen Ressourcen, um das Recht aller Frauen und Mädchen in Deutschland auf ein gewaltfreies Leben zu gewährleisten, verweist das zivilgesellschaftliche Bündnis Istanbul-Konvention BIK. Der am 18. März 2021 veröffentlichte Alternativbericht des BIK führt aus, dass drei Jahre nach dem Inkrafttreten des Übereinkommens die Umsetzung der Istanbul-Konvention nach wie vor mangelhaft ist. Gerade in Zeiten der Pandemie, in der Gewalt gegen Frauen und Kinder zunimmt, zeigt diese politische Ignoranz der Bundesregierung, wie gering Geschlechtergerechtigkeit und der Schutz der Unversehrtheit von Kindern weiterhin bewertet wird.

Im Folgenden informiert AVIVA und benennt Anlaufstellen und Unterstützungsangebote in den Bereichen Häusliche Gewalt, Kinderbetreuung/Sorgearbeit, Arbeitnehmer*innen, Solo-Selbständige, Kleinunternehmer*innen, Minijobs und Coronahilfen

Häusliche Gewalt

Als große globale Gefahren für Frauen während des Lockdowns warnt der Deutsche Frauenrat vor dem Anstieg der Gewalt gegen Frauen in vielen Ländern. Dies führt auch der Bericht "Covid-19 and Ending Violence Against Women and Girls" von UN-Women aus, und weist darauf hin, dass "emerging data shows that since the outbreak of Covid-19, violence against women and girls (VAWG), and particularly domestic violence, has intensified."

www.big-hotline.de
Webseite der BIG Hotline, Hilfe bei häuslicher Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder
Telefonisch erreichbar unter 030-611 03 00, täglich von 8.00 - 23.00 Uhr

www.hilfetelefon.de
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 0800 116 016
Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530

"Kein Kind alleine lassen" - eine Initiative des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, angesiedelt beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Informationen für Erwachsene, zu Handlungsmöglichkeiten bei sexueller und anderer familiärer Gewalt Kontaktinformationen für Kinder und Jugendliche zu Beratungsstellen

www.staerker-als-gewalt.de
Webseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Es wird auf die steigende Gefahr häuslicher Gewalt in der Coronavirus-Pandemie hingewiesen, als Hilfe wurde die Aktion "Unsere Nachbarschaft ist #StärkerAlsGewalt" ins Leben gerufen. Die Webseite informiert ebenfalls zu "Digitale Gewalt", "Sexualisierte Gewalt" und "Gewalt am Arbeitsplatz".

Kinderbetreuung/Sorgearbeit:

Claudia Globisch und Christopher Osiander stellen in der Ausgabe des IAB-Forum vom 12. November 2020, dem Magazin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, fest, dass bei der beruflichen Arbeitszeit Erwerbstätiger weiterhin eine spürbare Lücke zwischen den Geschlechtern besteht. Mütter übernehmen sowohl vor, als auch während der Pandemie den größeren Teil der Kinderbetreuung und tragen damit in der Pandemie die größere Last der unbezahlten Sorgearbeit.

frauen.verdi.de
Frauen.Verdi informiert zu: "Mehr Kinderkrankentage. Aber Homeoffice - Home-Schooling = eine Zumutung!"

www.dgb.de
Der Deutsche Gewerkschaftsbund informiert: "Corona-Kinderkrankengeld: Wer es bekommt, wie es beantragt wird"

www.frauen.verdi.de
Musterbescheinigung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Beantragung von Kinderkrankengeld, wenn aufgrund der Pandemie keine Betreuungseinrichtung für das Kind zur Verfügung steht.

Arbeitnehmer*innen, Solo-Selbständige, Kleinunternehmer*innen:

In der Ausgabe "Böckler Impuls" vom 21. Januar 2021 weist die Hans Böckler Stiftung mit dem Artikel "Frauen in der Coronakrise stärker belastet" darauf hin, dass die Corona-Pandemie für die Gleichstellung am Arbeitsmarkt einen Rückschlag bedeutet. Da erwerbstätige Frauen niedrigere Einkommen, wie auch seltener eine Aufstockung des Kurzarbeiter*innengelds erhalten, reduzieren sie ihre Arbeitszeit mehr und übernehmen auch mehr Sorgearbeit, erarbeiten sich weniger Einkommen, was sich in der Zukunft auf ihre Rentenbezüge auswirken wird.

www.frauen.verdi.de
Webseite von Frauen in ver.di informieren unter "Corona-FAQ: Was Eltern und Frauen* jetzt wissen sollten"

selbststaendige.verdi.de
Corona - FAQ für Solo-Selbstständige von ver.di

www.dgb.de, Information des Deutschen Gewerkschaftsbunds
Thema "Corona und Kurzarbeit: Was Arbeitnehmer*innen und Betriebsrät*innen wissen müssen"

www.dgb.de
Information des Deutschen Gewerkschaftsbund als Download: "Einkommenssicherung in der Corona-Krise: Günstige Hartz-IV-Regeln gelten weiter", Stand März 2021, bezieht sich vornehmlich auf Kurzarbeiter*innen, Kleinunternehmer*innen und Solo-Selbständige

www.bmas
Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Informationen zu Sonderregelungen beim Kurzarbeiter*innengeld aufgrund der Covid-19-Pandemie.

www.bmas
Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Informationen zu den bis zum 31.12.2021 verlängerten Grundsicherungssystemen, die insbesondere Kleinunternehmer*innen und Solo-Selbständige betreffen

Minijobs - Informationen:

Anna Hammerschmid, Julia Schmiederer und Katharina Wrohlich beschreiben in dem Magazin des Deutschen Instituts für Wirtschaft, DIW-aktuell vom Mai 2020, "dass Frauen momentan stärker von Arbeitsplatzverlust betroffen sind als Männer", da sie in Wirtschaftssektoren, wie dem Gastgewerbe und dem Bereich der Minijobs, den Hauptteil der Beschäftigten stellen.

www.blog.minijob-zentrale.de - Die Minijob-Zentrale ist deutschlandweit die zentrale Einzugs- und Meldestelle für alle geringfügigen Beschäftigungen/Minijobs.
Unter FAQ zum Coronavirus gibt es Informationen zu "Was Minijobber und deren Arbeitgeber jetzt wissen müssen".

Coronahilfen für Berlin

Informationen zum Liquiditätsfonds finden Sie unter:

www.ibb.de/de/wirtschaftsfoerderung

Informationen für betroffene Unternehmen bieten die Berliner Fördergesellschaften telefonisch und auf ihren Webseiten:

Berlin-Partner-Hotline: 030 / 46302-440 und www.berlin-partner.de

IBB-Hotline: 030 / 2125-4747 und www.ibb.de

Visit-Hotline: 030 / 264748 - 886 und about.visitBerlin.de

Weitere Informationen:

Der Alternativbericht des Bündnis Istanbul-Konvention/BIK
Das zivilgesellschaftliche Bündnis Istanbul-Konvention veröffentlichte am 18. März 2021 seinen Alternativbericht zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Deutschland. Sie stellen darin fest, dass auch drei Jahre nach dem Inkrafttreten des Übereinkommens weiterhin eine ressortübergreifende Gesamtstrategie, handlungsfähige Institutionen und notwendige Ressourcen fehlen, um das Recht aller Frauen und Mädchen auf ein gewaltfreies Leben umzusetzen.
"Insbesondere für Gruppen, wie Frauen mit Flucht- und Migrationsgeschichte, mit Behinderungen, diversen geschlechtlichen Identitäten oder in Wohnungslosigkeit, ist der in der Konvention verankerte Zugang zu Prävention, Schutz, Beratung und Recht nach wie vor mangelhaft."



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Beitrag vom 01.04.2021

AVIVA-Redaktion