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Beitrag vom 23.06.2004
17. Jahrestagung des Journalistinnenbundes in Slubice (Polen)
AVIVA-Berlin
Transnationaler Austausch deutscher und polnischer Kolleginnen: Erwartungen und Vorurteile wurden ebenso thematisiert wie Möglichkeiten bilateraler Zusammenarbeit. Preis an Dr. Susanne von Paczensky
Journalistinnen aus Deutschland und Polen trafen sich am 20. Juni 2004 in der polnischen Oder-Stadt Slubice zu einem internationalen Austausch.
Die rund 120 Teilnehmerinnen diskutierten vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung über Gemeinsamkeiten und gegenseitige Erwartungen ebenso wie über Ressentiments und Ängste in den beiden benachbarten Ländern.
Bei einer Podiumsdiskussion unter deutschen und polnischen Auslandskorrespondentinnen sagte Annette Dittert, die für die ARD in Warschau ist,
Polen und Polinnen seien nach wie vor besser über Deutschland informiert
als umgekehrt.
Dass sich allerdings in vielen polnischen Medien neben Informationen auch antideutsche Darstellungen fänden, bestätigten Anna Rubinowicz, von der Gazeta Wyborscza, sowie Dorota Kerski, von Radio Multikulti (RBB).
Diese Hetze beschrieb die Polenexpertin Helga Hirsch unter anderem als eine Reaktion darauf, dass die PolInnen bei den Deutschen wirkliches Verständnis für die mehrfachen Traumata ihrer Geschichte vermissten.
Insofern war diese Jahrestagung des Journalistinnenbundes, die zum ersten Mal im Ausland stattfand, der Beginn eines grenzüberschreitenden Dialoges.
Um miteinander im Gespräch zu bleiben, wurden erste Verabredungen für eine weitere themenbezogene praktische Zusammenarbeit deutscher und polnischer Kolleginnen getroffen.
Die Hedwig-Dohm-Urkunde, mit dem das Netzwerk für Medienfrauen alljährlich eine Kollegin für ihr Lebenswerk und ihr frauenpolitisches Engagement ehrt, ging dieses Mal an Dr. Susanne von Paczensky.
Die 81-jährige Journalistin und Herausgeberin hatte sich besonders in den Siebziger- und Achtzigerjahren als unerschrockene Streiterin für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und die Abschaffung des Paragraphen 218 einen Namen gemacht.
"In Zeiten, als die Innerlichkeits-Literatur in voller Blüte stand, setzte Susanne von Paczensky auf Frauenpolitik", erinnerte Magdalena Kemper, Hörfunk-Redakteurin beim RBB in ihrer Laudatio auf die Preisträgerin. "Ich glaube, wir haben damals übersehen, wie hilfreich Susanne von Paczensky als Mittlerin war, als Übersetzerin zwischen den Welten: zwischen etablierter Politik und der autonomen Frauenbewegung".
Weitere Preisträgerin ist Neleesha Barthel: Sie erhielt den "Blickwechsel" - den Nachwuchspreis 2004 des Journalistinnenbundes - für ihr kleines ZDF-Fernsehspiel "Fifty Fifty".
Eine Auszeichnung ging außerdem an Janna Ji Wonders für ihren Kurzfilm "Warten auf den Sommer". Der Nachwuchspreis, der jedes Jahr für ein anderes Medium vergeben wird, soll junge JournalistInnen zu einer genderbewussten Perspektive in der Berichterstattung ermutigen.
Mehr Informationen:
www.journalistinnenbund.de