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Beitrag vom 22.02.2004
Podium I - Welcher Weg führt nach oben?
AVIVA-Redaktion
Eine illustre Runde von Frauen und Männern, die es schon geschafft haben und deshalb "wissen müssen", diskutieren über die Erfolgsfaktoren von Führungskräften im globalen Wettbewerb.
Die erste Podiumsdiskussion der World Women Work 2004 stellte die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des deutschen Führungsnachwuchses und damit nach den Erfolgsfaktoren von Führungskräften im globalen Wettbewerb.
Als jüngstes Mitglied des Deutschen Bundestages aller Zeiten kann Anna Lührmann (Bündnis `90/ Die Grünen) trotz ihres altersbedingt kurzen Lebenslaufs mit allerhand persönlichen Erfolgsfaktoren aufwarten: Soziales Engagement in Schülervertretung und Umweltgruppe ebneten ihren Weg nach oben genauso wie der Erwerb kultureller Kompetenzen durch Auslandsaufenthalte in jungen Jahren. Lührmann konstatierte, dass es in ihrer Altersklasse wenige Frauen gäbe, die den gewissen Willen zum Aufstieg hätten, es sollten sich viel mehr dieser Herausforderung stellen.
Diesem Wunsch konnte sich Anna Lührmanns ältere Kollegin Cornelia Pieper nur anschließen: Frauen sollten sich engagieren und Barrieren durchbrechen. Als Frau und "Ossi" treffe die Geschäftsführerin der F.D.P. ja der Vorwurf der doppelten Quotenfrau. Sie gebe jungen Frauen deshalb den Rat, sich durch Vorurteile nicht verunsichern zu lassen, da Männer diese Klischees aufzugreifen und zu verwenden wüssten.
Dr. Nike Wagner, nicht nur berühmte Nachfahrin des gleichnamigen Komponisten, sondern auch Künstlerische Leiterin des Kunstfestes Weimar, konstatierte auch in Kultur + Medien einen sehr geringen Frauenanteil in Spitzenpositionen ("Wo sind die Intendantinnen und Dirigentinnen?"), beantwortete aber die Frage, warum Frauen der Mut fehle, die oberen Plätze zu besetzen, nur indirekt: "Frauen sind immer sehr gute Zweite!"
Dr. Antonella Mei-Pochtler, Senior Vice President der Boston Consulting Group wurde da schon konkreter, sie wusste die benötigten Erfolgsfaktoren von Führungskräften auf eine knackige Formel zu bringen: W + E³:
Wissen, Engagement, Energie und Ergebnisorientierung seien Vorraussetzungen, die auch bei Frauen in großem Maße vorhanden seien, allein der Wille zum Aufstieg (Beispiel Anna Lührmann) fehle ihnen.
Eberhard von Rundstedt, neben Moderator Michael Geffken der einzige Mann in der Runde, meinte das "Mutproblem" der Frauen in unserem veralteten Rollenverständnis zu erkennen: Mit der rhetorischen Frage, wer denn bei Familienfesten aufstehe, um eine Rede auf das Familienoberhaupt zu halten (Antwort: Die Söhne!), forderte der Geschäftsführer der Von Rundstedt und Partner GmbH, dass Mädchen von Kindheit an gefordert werden sollten. Entscheider in mittelständischen Unternehmen sähen aufgrund dieses alten Rollenverständnisses das "Rote Tuch" eines möglichen Erziehungsurlaubes bzw. Ausfall der Arbeitskraft immer nur im Zusammenhang mit den weiblichen Bewerbern. Konsequenterweise forderte von Rundstedt, dass, wenn der Staat weiterhin Kinder wolle, dieses zu organisieren habe und beispielsweise Haushaltshilfen von der Steuer absetzbar sein sollten.
Eine Forderung, die von Beifallsbekundungen aus dem Plenum unterstützt wurden und außerdem das Augenmerk auf das Thema der flexiblen Arbeitszeiten lenkte, ein Problem dem sich die letztjährige World Women Work mit dem Motto "Working Mum" schon ausführlichst widmete.
Die beiden Politikerinnen im Podium fühlten sich auch gleich verpflichtet, sich zu dieser Frage zu äußern, indem sie herausstellten, was ihre Partei jeweils dazu beitrage, Frauen zu ermutigen, wobei die eine auf die Frauenquote ihrer Partei hinwies, die andere die Forderung ihrer Partei nach einem ganztägigen Kita-Platz unterstrich.
Als Fazit konnten sich wohl alle PodiumsteilnehmerInnen darauf einigen, dass der Mut der Frauen, sich für ihre Karriere zu engagieren, von den strukturellen Bedingungen der Kinderbetreuung abhängt, die allein die Politik schaffen muss. Denn schließlich seien es immer noch die Frauen, die sich der Frage stellten: "Kind oder Karriere!"