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Beitrag vom 01.06.2003
Frauen haben besondere Ansprüche an ihre Bank
Sharon Adler
Ladies Office Spezial. Das Interview mit Eva Donsbach, Direktorin und Geschäftsstellenleiterin der Weberbank Privatbankiers KGaA in der Jägerstraße am Gendarmenmarkt in Berlin.
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Um die spezifischen Bedürfnisse von Frauen abzudecken, hat die Weberbank das "Ladies´ Office" konzipiert. Am 27. März 2003 wurde es im Rahmen einer Auftaktveranstaltung interessierten Frauen vorgestellt.
Die Direktorinnen, Frau Dr. Marita Balks und Frau Eva Donsbach, haben in der Geschäftsstelle am Gendarmenmarkt das umfangreiche Finanzmanagement und Beratungsangebot, das weit über die üblichen Leistungen einer Bank hinausgeht, zusammen mit Frau Prof. Dr. Gesine Schwan und den eingeladenen Gästen diskutiert.
AVIVA: Wie entstand die Idee zum Ladies´ Office, wer hat sie umgesetzt?
Eva Donsbach: Die Idee ist entstanden, als ich immer häufiger feststellte, dass gerade interessante Frauen auf das Thema ansprechen. Dann lernte ich Marion Uhrig kennen, die später unsere Auftaktveranstaltung moderiert hat. Sie gründete die "Spreefrauen", eine lose Vereinigung von Frauen, die aus den verschiedensten Branchen kommen - da ist der Gedanke dann weitergegangen. Und als Frau Dr. Balks in die Bank eintrat und für dieses Thema ebenfalls zu begeistern war, haben wir beide uns an die konkrete Umsetzung gemacht.
AVIVA:Auch wenn die Zielgruppe "Frau" sicherlich höchst heterogen ist, unterscheiden sich Frauen neben den demographischen Größen ganz offensichtlich in ihrer Produktauswahl von Männern. Inwiefern, auf das Ladies Office bezogen?
Eva Donsbach: Damen, Kundinnen, unterscheiden sich nicht direkt hinsichtlich ihrer Produktauswahl. Sie sind sicherlich weniger risikofreudig, aufgrund ihrer Biografie häufig gezwungen, flexiblere Produkte in Anspruch zu nehmen. Wir haben darüber nachgedacht, ob es spezifischer Frauenprodukte bedarf, die man aus dem Versicherungsbereich kennt.
Die Frau, die wir ansprechen wollen, ist engagiert, trifft ihre eigenen Entscheidungen - warum sollte sie ein anderes Produkt nehmen als ein Mann? Wir wollen ja auch nicht abgrenzen. Die Produkte sind also die gleichen, ich muss nur um die Situationen der Frauen wissen. Da ist zum Beispiel das Thema der Flexibilität in Phasen der Nichtberufstätigkeit und Erziehungsurlaub.
Zudem habe ich als Frau eine längere Lebenserwartung. Und aufgrund der häufig doch klaren Zuordnung beim Thema Erziehung muss ich mich in der Regel als Frau mit der Situation abfinden, Teilzeit zu arbeiten.
Dazu kommt, dass Frauen auch noch ungerechterweise für den gleichen Job meistens schlechter bezahlt werden. Aufgrund der Tatsache, dass mittlerweile jede dritte Ehe geschieden wird, sollte ich als Frau Vorsorge treffen. Das machen leider sehr wenige.
AVIVA: Leider haben die Unternehmen Frauen als Zielgruppe, als wirtschaftliche Macht, als Entscheiderinnen noch zu wenig erkannt und unterschätzt.
Eva Donsbach: Wenn Sie über den großen Teich gucken, dann sehen Sie, dass 80% der amerikanischen Haushaltsausgaben von Frauen entschieden werden - wir sind bisher noch in allen Dingen irgendwie den USA hinterhergelaufen, und das ist auch in diesen Dingen sicherlich der Fall.
AVIVA:Es gibt ein interessantes Buch zu dem Thema, "Das dämliche Geschlecht" von Barbara Bierach. Warum liegt Ihrer Meinung nach der Anteil von deutschen Frauen im Top-Management bei nur 8 %?
Eva Donsbach:Ich denke, dass die Frauen sich noch selbst sehr im Wege stehen. Das gesellschaftliche Umfeld trägt auch nicht immer dazu bei, sich durchzubeißen.
Als ich meinen Beruf gewählt habe, war es mir wichtig, mit Mitte Zwanzig aufhören und Kinder bekommen zu können. Ich war sehr unrealistisch, habe nicht gewusst, dass ich gar nicht nur zu Hause sein will.
Inzwischen weiß ich, dass das selbstverständlich ist.
Die größten Feindinnen meines Konzeptes waren Frauen, die mir erklären wollten, das ginge nicht. Zum Teil aus Bequemlichkeit, weil ja die Doppelbelastung wahrlich nicht immer leicht ist, zum Teil auch, weil viele Männer und erschreckender Weise auch in meinem Alter noch die Frauen, das traditionelle Rollenbild als ein leichteres sehen. Klar, aus Sicht des Mannes ist es das auch, er wird mehr entlastet.
Die Erwartungshaltung vieler Frauen ist unrealistisch, sie glauben, im Beruf müsste ihnen der Weg geebnet werden. Man muss dranbleiben, sich durchsetzen, aber das kostet einfach ein bisschen mehr Kraft.
AVIVA:Wie haben Sie es zur Direktorin geschafft?
Eva Donsbach: Wie bereits gerade gesagt, ich bin drangeblieben und habe mich durchgesetzt. Ich habe allerdings auch nie erwartet, daß es leicht sein würde, und so konnte ich auch nicht enttäuscht werden. Geholfen hat mir aber auch das Vorbild meines Vaters, der stets viel gearbeitet hat und dabei immer vermittelt hat, daß es ihm Spaß macht und letztendlich auch Befriedigung verschafft. Das hat mich geprägt.
AVIVA: Was genau reizt Sie an Ihrem Job und fordert Sie heraus? Wo wollen Sie noch hin?
Eva Donsbach: Es gibt keine bestimmte Position, die ich erreichen möchte, ich möchte mich immer weiterentwickeln. Ich möchte Dinge bewegen, und möchte nie so bequem werden, das Gefühl zu haben "Ich habe keine andere Möglichkeit, deshalb muss ich zum Ja-Sager werden." Das habe ich in meinem Berufsleben kennen gelernt, als ich bei einer anderen Bank kündigte: "Wie kann man nur kündigen und dann zu einer kleinen Privatbank gehen, das ist doch ungewiss..."
Heute merke ich aber, dass ich mit Kind nicht mehr so flexibel bin und mich realistischerweise frage, wer nimmt mich denn als teilzeitbeschäftigte Führungskraft? Dies ist eine Beeinträchtigung des beruflichen Fortkommens, die ich mir so früher nicht vorgestellt habe. Doch letztendlich bleibt mir immer noch die Möglichkeit, wieder voll zu arbeiten. Ich bin mir aber auch sicher, wenn es hier nicht mehr klappen sollte oder ich nicht mehr wollte, würde ich auch noch andere Möglichkeiten haben. Aber es ist schon schwerer geworden.
AVIVA: Stichwort: Frauen und Börse?
Eva Donsbach: Frauen sind grundsätzlich interessiert an dem Geschehen der Börse, aber häufig noch nicht so im Thema. Das ist ein Grund, warum wir Seminare anbieten und Informationen vermitteln wollten. Denn Frauen sind sich ja zunehmend bewusst, dass sie etwas für ihre Altersvorsorge tun müssten. Dann kommt man am Thema Börse eigentlich nicht vorbei. Mittlerweile gibt es eben genug andere Möglichkeiten neben der klassischen Lebensversicherung, die im übrigen auch immer ein guter Bestandteil ist.
AVIVA: Die Weberbank ist als erste Privatbank mit einem Full-Service im Internet präsent. Fragen Ihre Kundinnen diesen Service nach?
Eva Donsbach: Ja, in dieser Hinsicht gibt es kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen. In unserem Telefonservice arbeiten Bankkaufleute aus der Weberbank, hochqualifizierte Mitarbeiter, das ist kein ausgelagertes Callcenter. Das Ganze ist sehr persönlich aufgebaut, so wie die ganze Weberbank mit knapp 300 Mitarbeitern schon eine ganz persönliche Note rüberbringt. Wir wollen auch nicht in Konkurrenz zu den Direktbanken treten, weil wir nicht den Anspruch haben, die billigsten zu sein. Aber unser Preis-Leistungs-Verhältnis kann sich mit allen Banken messen lassen, vor allem, wenn man sieht, welcher Service dahintersteckt. Damit hoffen wir auch, Frauen anzusprechen. Da zeigt sich auch, dass Frauen nur halb so oft wie Männer handeln, weil sie längerfristiger denken. Aber das heißt ja nicht, dass sie Online-Medien nicht ebenso nutzen können. Und gerade die beruflich stark eingespannten Kundinnen sind sehr froh, dass sie ihre Bankgeschäfte zu jeder Tages- und Nachtzeit tätigen können.
Lesen Sie auch die anderen beiden Interview-Beiträge mit Eva Donsbach:Frauen haben besondere Ansprüche an ihre Bank. Frauen und Geld. Die Seminare der Weberbank...Ladies Office Spezial. Familienservice...