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Beitrag vom 09.09.2023
Die Courage-Homepage
Sibylle Plogstedt
Seit Ende August 2023 gibt es eine Website zur Geschichte der COURAGE im Netz und damit eine erste bundesweite Plattform für die Idee, Texte und Aktionen dieser feministischen Zeitschrift, die es von 1976-1984 gab.
"Die Courage ist wieder da"
Was ist eigentlich aus den ehemaligen Mitarbeiterinnen der Courage-Frauenzeitung geworden?
Alle paar Jahre treffen sie sich. Mal sind es öffentliche Diskussionen, mal interne. Beim 45. Jahrestag in der Fasanenstraße in Berlin erzählten sie sich untereinander, wie ihr Leben weiter verlief und auch wie sie einst zur Courage gekommen waren. Für viele hatte die erste Begegnung mit der Courage ebenfalls in diesem Haus in der Fasanenstraße stattgefunden. Hier wurde am 17. Juni 1976 ein Frauenfest gefeiert und die Nullnummer der Courage vorgestellt. Eines ist seither allen ehemaligen Couragefrauen geblieben: Das Engagement für Frauen. Die Arbeit in der Courage gab einen Anstoß für ihr Leben.
Zur Homepage der Couragefrauenzeitung
Die Erzählungen waren so spannend, dass der Vorschlag gemacht wurde, alles in einem Buch zu veröffentlichen. Heraus kam nun die Homepage www.couragefrauenzeitung.de. Dort finden sich Lebensläufe, Nachbetrachtungen, Rückblicke auf die gemeinsame feministische Pionierarbeit. Aber nicht nur das. Auch die Dokumentation des 30. Jahrestags ist dabei. Und manch eine Besprechung, zum Beispiel die aus dem Katalog der Ausstellung zur Courage im Heimatmuseum Berlin-Charlottenburg, das heute Villa Oppenheim heißt.
Die "Couragefrauenzeitung" war die Tabubrecherin schlechthin. Gewalt, Vergewaltigung und sexuelle Belästigung wurden zum Thema gemacht, Menstruation wurde sogar in einem Sonderheft behandelt. Aber auch der Widerstand in Osteuropa. Die oppositionellen Frauen in Prag, Warschau, Moskau und Ostberlin kamen zu Wort und wurden auf Titelbildern abgedruckt, genauso wie die Frauen im Widerstand gegen das Atomendlager in Gorleben im Wendland. Die Courage war eine Plattform für die Aktivitäten der vielen neuen Frauenzentren, feministischen Beratungsstellen und Berufszusammenschlüsse der Frauen. Unter den Autorinnen finden sich fast alle Frauen, die in der Wissenschaft Rang und Namen hatten. Oder zur Avantgarde der Frauenkunst zählten.
Die neue Website wurde den Couragefrauen, eigentlich allen Frauen, zum Geschenk gemacht von Barbara Yoffe Weber, einst zuständig für die internationalen Nachrichten der Courage, und Monika Arnholdt-Esche, viele Jahre zuständig für das Layout. Die Zeit in der Courage sei die schönste in ihrem Leben gewesen. Nie sonst hätten sie sich so frei ausprobieren können.
Neben den persönlichen Berichten der Couragefrauen ebenso wichtig: Jeder Artikel der Courage ist dort zu finden und abzurufen. Dies ist möglich, weil die Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn, wo das Zeitungsarchiv der Courage liegt, alle Texte bereits digitalisiert hat und für die Courageeigene Homepage zur Verfügung stellte.
Den Namen Courage hatten seit mehreren Jahren Flüchtlingsinitiativen, Frauengruppen und Cafés übernommen. Der Ursprung Courage-Frauenzeitung drohte verloren zu gehen. Kein Wunder, wenn die Initiatorinnen der Homepage der "Couragefrauenzeitung" über ihre Einleitung "Wir sind wieder da" schreiben wollten.
Und wer den Courage-Frauen wieder begegnen möchte, rufe einfach www.couragefrauenzeitung.de auf. Und wer ihnen schreiben möchte, bekommt gewiss eine Antwort.