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AVIVA-BERLIN.de im Mai 2024 - Beitrag vom 30.09.2022


Berliner Gedenktafel für das Erste Frauenhaus Berlin
AVIVA-Redaktion

Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa erinnert mit einer Berliner Gedenktafel an das Erste Autonome Frauenhaus Berlin (1976–2000) in der Richard-Strauss-Straße 22. Am ehemaligen Standort wurde am 29.9.2022 eine Berliner Gedenktafel angebracht. Förderprogramm Historische Stadtmarkierungen. Die Recherche und Organisation der Tafel lag bei der feministischen Forschungsgruppe Widerstand, Gewalt, Geschichte in Zusammenarbeit mit dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin




Die Eröffnung des Ersten Autonomen Frauenhauses Berlin 1976 – das erste Frauenhaus in der Bundesrepublik – und das vorausgehende kollektive Engagement der Frauenbewegung legten den Grundstein für die heute existierende Hilfsstruktur für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder – die jedoch auch 2022 längst nicht genügend Schutz vor dieser tradierten Gewalt bietet.

Feministinnen vom Verein »Frauenhaus – Frauen helfen Frauen« (unter dem Trägerverein »zur Förderung des Schutzes mißhandelter Frauen«) betrieben das Frauenhaus autonom, solidarisch und hierarchiefrei mit den Bewohnerinnen. Tausende Betroffene häuslicher Gewalt fanden hier Schutz, Anerkennung, Selbstbestimmung und Perspektive.

Die Enthüllung der Gedenktafel wird auch zum Anlass, die dringliche, kollektive Stimme gegen Gewalt an Frauen bzw. FLINT*-Personen lauter werden zu lassen und die Forderungen zur Umsetzung der Istanbul-Konvention zu verankern. Häusliche und geschlechtsbezogene Gewalt hat ihren Ursprung nicht im Privaten, sondern in struktureller Diskriminierung – dieses Problem geht alle etwas an.

Heute gibt es bundesweit noch immer zu wenig Frauenhausplätze und Unterkünfte, eingeschränkte Möglichkeiten und fehlende Gesetze zum Schutz von Migrantinnen, keine gesicherte Finanzierung von Schutz- und Präventionsmaßnahmen und jeden dritten Tag einen Femizid.

Diese Gedenktafel würdigt die Arbeit der Initiatorinnen und Mitarbeiterinnen des Ersten Autonomen Frauenhauses in Berlin und jedes Engagement, das täglich im Widerstand gegen Gewalt geleistet wird.

Die Berliner Gedenktafeln sind ein Programm des Landes Berlin, eingebunden in das Förderprogramm Historische Stadtmarkierungen der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Die weißen Porzellantafeln werden von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin hergestellt. Die Recherche und Organisation der Tafel lag bei der feministischen Forschungsgruppe Widerstand, Gewalt, Geschichte in Zusammenarbeit mit dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, der sich seit 2013 bei der Umsetzung des Berliner Gedenktafelprogramms engagiert.

Zur Enthüllung am 29. September 2022 um 14 Uhr in der Richard-Strauss-Straße 22, 14193 Berlin Grunewald, sprachen
Dr. Torsten Wöhlert, Staatssekretär für Kultur
Dr. Sandra Lewalter, Abteilungsleiterin in Vertretung der Abteilung Frauen und Gleichstellung
Dr. Nadja Lehmann, Geschäftsführung der Projekte der Interkulturellen Initiative e. V. / Sozialarbeiterin 1994–1998, 1. Autonomes Frauenhaus Berlin
Ilona Böttcher, Verwaltungsmitarbeiterin 1976–1980 und 1990–1998, 1. Autonomes Frauenhaus Berlin.

Mehr Infos:

Erstes Frauenhaus Berlin (1976-2001) auf Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF)
www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de

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Quelle: Pressestelle Senatsverwaltung für Kultur und Europa, 29. September 2022







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Beitrag vom 30.09.2022

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