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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 17.01.2014


20 JAHRE LICHTIG VERLAG. Ein Portrait der Verlegerin Nea Weissberg
Gesine Strempel

Auslöser für die Gründung des Verlages, mit dem Nea Weissberg einen kontinuierlichen Dialog zwischen jüdischen und nichtjüdischen Deutschen fördert, war 1989 die Begegnung mit Halina Birenbaum




Die Eltern der Verlegerin, in Polen geboren, überlebten den Holocaust durch Flucht in den zentralasiatischen Teil der Sowjetunion. Sie lernten sich im Mai 1945 in Krakau kennen und heirateten im November 1945 in der "Tempel-Synagoge", die nur deshalb nicht zerstört wurde, weil das Nordschiff des Krakauer Bethauses seit 1939 von den Deutschen als Pferdestall genutzt wurde. Dies fand Nea Weissberg erst 2008 heraus.
"Als man Juden alles, sogar das Leben raubte", nannte Nea Weissberg eines ihrer Bücher, in dem sie Nachkommen der TäterInnen und der Opfer zu Wort kommen lässt.

Als junges Mädchen hatte Nea Weissberg wenig Kontakt zu deutschen Kindern, sie schreibt darüber in dem 2009 herausgegebenen Buch "Nejusch, das Glück hat mich umarmt". Im Mittelpunkt des Briefromans steht die Annäherung an ihre Familie und an ihren nichtjüdischen deutschen Brieffreund.

Auslöser für die Gründung des Verlages, mit dem Nea Weissberg einen kontinuierlichen Dialog zwischen jüdischen und nichtjüdischen Deutschen fördert, war die Begegnung mit Halina Birenbaum 1989 in Berlin - die als junges Mädchen Auschwitz-Birkenau überlebte - seit Jahrzehnten in Israel lebt und das Gegenteil ihrer eigenen schweigenden Eltern ist.

Yaacov Gilad, Liedertexter und der Sänger Yehuda Poliker, erzählten 1988 zusammen mit Halina Birenbaum in dem israelischen Dokumentarfilm "Wegen jenes Krieges" was es heißt, Kind von Holocausteltern zu sein. Diesem Thema spürt die Verlegerin in ihren Büchern nach, bereits seit 1996 gab sie auch den Nachkommen der TäterInnen eine Stimme.
Und in den zwei Dekaden ihrer Arbeit hat sie erkannt, wie wichtig es ist, Licht ins Dunkel auf beiden Seiten zu bringen. Doch eine Verschmelzung der Leiden der zweiten Generation der Opfer und der Nachkommen der Täter liegt ihr fern. Für Nea Weissberg, zur gesellschaftspolitischen Wachsamkeit erzogen, ist es ein Muss: Die Abgründe müssen zugelassen werden, das ist der rote Faden ihres Programms.

Nea Weissberg spürt der Vergangenheit und der jüdischen Tradition seit 1993 auch mit der Veröffentlichung von literarischen Kunstkalendern nach. Seit 2010 wurden Kinder und Jugendliche in ihrem Verlagsprogramm mitbedacht. In "Schabbat Ha Malka", eine Erzählung über den Schabbat, können Kinder und Erwachsene mehr über den Zauber des Schabbats erfahren. Sie werden eingeladen, an einer beschwingten Schabbatfeier teilzunehmen, geschildert aus der Sicht der siebenjährigen Deborah.
Seit 2012 gibt es ein Bilderbuch für die ganz Kleinen: "Mein erstes jüdisches Bilderbuch", das auch nichtjüdischen Menschen, sowie Juden ohne religiös tradierten Hintergrund eine Chance bietet, dem Judentum spielerisch zu begegnen. Es ist in Kooperation mit dem Familienzentrum Mishpacha der EJKA entstanden und von der Stiftung ZURÜCKGEBEN gefördert worden.
Wenn nachfolgende Generationen an jüdisches Leben anknüpfen, sind sie auf der Suche nach Erinnerungsträgern, nach traditionellen Bildmotiven, Symbolen und rituellen Kultgegenständen. In der 2011 herausgegeben Serie von Kunstpostkarten "Lichtigs Herrliche Postkarten – eine Judaica Edition" spiegelt sich gelebter jüdischer Alltag wieder.

Ihr neuestes Buchprojekt: "Identitäten in Deutschland nach dem Holocaust" wird sich mit der Identitätsfindung als innerer Prozess, mit Vorurteilen, Loyalitäten und Zugehörigkeiten beschäftigen und als Sammelband im Herbst 2014 erscheinen.

Weitere Informationen zum Verlagsprogramm und zu Nea Weissberg finden Sie unter: www.lichtig-verlag.de

2014 leitet Nea Weissberg gemeinsam mit Hilde Gött die Jahresselbsterfahrungsgruppe "Identitäten in Deutschland nach dem Holocaust" (14 tägig jeweils dienstags zwischen 19.00 - 22.00 Uhr in Berlin – Schöneberg)
Mehr Informationen dazu erhalten Sie auf AVIVA-Berlin und unter www.lichtig-verlag.de

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

"Schabbat Ha Malka. Königin der Jontefftage"

Nejusch: Das Glück hat mich umarmt"

Nejusch - Die Hand der Miriam

Lichtigs herrliche Postkarten - eine Judaica Edition


Copyright Foto von Nea Weissberg: Nea Weissberg


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Beitrag vom 17.01.2014

AVIVA-Redaktion