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Beitrag vom 01.12.2011
DBU vergibt tausendstes Promotionsstipendium an Chemiedoktorandin aus Jena
AVIVA-Redaktion
An die Chemiedoktorandin Franziska Anschütz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena geht die Förderung ihrer Doktorarbeit zu einem umweltfreundlichen Verfahren, mit dem in die Natur..
... gelangte Arzneimittelwirkstoffe ohne chemische Zusätze abgebaut werden.
"Es ist eine große Ehre für mich, die tausendste Promotionsstipendiatin der DBU zu sein", freute sich Anschütz. Sie promoviert am Institut für Technische Chemie und Umweltchemie und forscht bei der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin (Fachgruppe Bioanalytik) und an ihrer Uni in Jena.
Dass sie sich dafür in einer Männerdomäne durchsetzen muss, stört sie nicht, zumal der Männer- und Frauenteil in ihrem Studiengang "ziemlich ausgeglichen" gewesen sei. Dennoch sei ihr aufgefallen, dass Männer und Frauen nach dem Studium unterschiedliche Prioritäten setzten. "Es promovieren deutlich mehr Männer als Frauen", sagt sie. Auch die DozentInnen und ProfessorInnen in ihrem Fachbereich seien überwiegend männlich. "Im Promotionsstipendienprogramm der DBU ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen", sagte Koordinatorin Hedda Schlegel-Starmann. Fachlich gesehen seien die NaturwissenschaftlerInnen in der Überzahl. Von den bisher 739 abgeschlossenen Stipendien gingen rund 54 Prozent auf das Konto von NaturwissenschaftlerInnen wie BiologInnen, ChemikerInnen, PhysikerInnen, InformatikerInnen, GeowissenschaftlerInnen und BiotechnologInnen. Das hängt laut Schlegel-Starmann damit zusammen, dass diese Disziplinen am häufigsten an umweltrelevante Themen anknüpften und hier die Promotion für die berufliche Karriere von großer Bedeutung seien: "Doch erst die bunte Mischung macht unser Förderprogramm wirklich besonders." Seit dessen Gründung 1992 seien Stipendien unter anderem an IngenieurInnen (zehn Prozent), AgrarwirtschaftlerInnen (neun), Wirtschafts-, Sozial- und PolitikwissenschaftlerInnen (sieben), JuristInnen und AbsolventInnen des Schwerpunkts Bau, Siedlung, Abfall (je fünf), ForstwirtschaftlerInnen (vier), Sprach- und KulturwissenschaftlerInnen (drei) sowie LandschaftsplanerInnen (zwei) vergeben worden. Rund 43,5 Millionen Euro flossen bisher in das Programm.
"Die fachliche Durchmischung ist tatsächlich sehr attraktiv", bestätigt DBU-Altstipendiatin und Umweltethikerin Julia Schultz. "Andererseits stellt sie die Stipendiaten vor eine ganz besondere Herausforderung: zu lernen, sich zwischen den Disziplinen verständlich zu machen." Schultz promovierte an der Ernst Moritz Arndt-Universität Greifswald zum Thema "Umwelt und Gerechtigkeit". Auf den regelmäßigen Seminartreffen habe die studierte Politologin bisweilen durchaus "Verständigungs- und Verständnisprobleme" gehabt. Der Grund: ein Großteil ihrer MitstipendiatInnen sei – wie Anschütz – NaturwissenschaftlerInnen gewesen und habe eine "völlig andere Sprache gesprochen". Was anfangs frustrierend gewesen sei, habe sich rasch als großer Vorteil erwiesen: "Mir wurde klar, wie wichtig es ist zu lernen, sich in einer großen heterogenen Gruppe Gehör zu verschaffen – gerade in einem so interdisziplinären und dynamischen Feld wie dem der Umwelt."
Dass sich die Mühe lohnt, zeigt die Statistik, unterstreicht Schlegel-Starmann. Über 80 Prozent der zwischen 1992 und 2005 erfolgten Promotionen seien mit "sehr gut" bzw. mit Auszeichnung bewertet worden. Auch die Berufsaussichten sind laut einer aktuellen Umfrage unter ehemaligen DBU-StipendiatInnen vielversprechend: über die Hälfte der Ehemaligen sind als wissenschaftliche oder technische MitarbeiterInnen tätig. 31 Prozent bekleiden eine Führungsposition. Vier Prozent sind Professorin oder Professor. Der größte Teil (76 Prozent) der Ehemaligen arbeitet in einem Angestelltenverhältnis. Hinzu kommen elf Prozent, die selbstständig tätig sind, und elf Prozent, die als BeamtInnen arbeiten. Überwiegend hätten die ehemaligen DBU-StipendiatInnen unbefristete Arbeitsverhältnissen (57 Prozent).
Altstipendiatin Schultz arbeitete bereits während ihrer Promotion als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und wurde nach Abgabe ihrer Doktorarbeit im Sommer 2008 dort übernommen. Seit anderthalb Jahren lebt sie mit ihrem Mann und den gemeinsamen Zwillingen in der Schweiz. Eine Einladung als beratendes Mitglied in den Berliner Klimaschutzrat für die begrenzte Zeit von zwei Jahren hat sie trotz Babypause nicht ausgeschlagen und besucht auch die Alumni-Treffen der DBU weiterhin: "Ich habe immer versucht, die Kontakte, die ich mir vor und während meines Stipendiums aufgebaut habe, aufrechtzuerhalten." Manchmal überlege sie zwar, ob sie nicht erst den Berufseinstieg hätte ausbauen und sich dann für Kinder hätte entscheiden sollen, komme aber immer wieder zu dem Schluss: "Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht. Man muss sich einfach entscheiden." Umso mehr begrüße sie die Unterstützung, die StipendiatInnen mit Kindern erhielten und die Möglichkeiten, die das DBU-Promotionsstipendienprogramm werdenden Müttern eröffne: "In einem speziellen Frauenkolloquium wurde den Teilnehmerinnen gezeigt, dass Promovieren mit Kind möglich und machbar ist – wenn auch mit einigen Umwegen und Abstrichen." Ihre Zeit als DBU-Stipendiatin bezeichnet Schultz als "bisher größte Herausforderung" ihres Lebens. "In manchen Disziplinen wird eine Promotion vorausgesetzt, um beruflich erfolgreich zu sein. Das erhöht natürlich den Druck auf viele Studienabgänger." Wer aber nur promoviere, um zu promovieren, denen prophezeit sie eine schwere Zeit: "Wenn die Idee nicht sitzt, kann ein so großes Projekt wie die Doktorarbeit schnell überfordern. Deswegen war es für mich wichtig, nicht im eigenen Saft zu schmoren und Fortschritte oder Probleme direkt mit dem Lehrstuhl und den Mitstipendiaten zu besprechen."
Die DBU vergibt jährlich bis zu 60 Promotionsstipendien an NachwuchswissenschaftlerInnen aller Fachrichtungen, die eine weiterführende Forschungsarbeit im Umweltschutz anfertigen. Über die Vergabe entscheidet zweimal jährlich ein Auswahlgremium, das sich aus ProfessorInnen unterschiedlicher Fachrichtungen zusammensetzt. Zunächst war das Stipendienprogramm vor allem auf die ostdeutschen Bundesländer ausgerichtet. Dort sollte in einer schwierigen Umbruchsituation der wissenschaftliche Nachwuchs in der Umweltforschung unterstützt werden. Nach drei Jahren wurde das Programm auf die gesamte Bundesrepublik ausgeweitet, seit 2000 ist es fester Bestandteil der DBU-Förderarbeit. 2002 wurde es auch für ausländische Doktoranden geöffnet.
Weitere Informationen zum DBU-Stipendienprogramm und die Online-Bewerbung finden Sie unter: www.dbu.de