Frauenfußball-Weltmeisterinnenschaft in Frankreich vom 7. Juni bis 7. Juli 2019 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Sport



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 03.06.2019


Frauenfußball-Weltmeisterinnenschaft in Frankreich vom 7. Juni bis 7. Juli 2019
Sylvia Rochow

Titelverteidigerin USA geht als Favoritin in die WM. Auch Olympiasiegerin Deutschland, England, Gastgeberin Frankreich, Japan und Europameisterin Niederlande werden gute Chancen eingeräumt. Öffentlich-Rechtliche übertragen alle 52 Spiele live. Alle Infos zu den Teams und den Spielerinnen hier auf AVIVA-Berlin.




Vom 7. Juni bis 7. Juli 2019 findet in Frankreich die achte Frauenfußball-Weltmeisterinnenschaft statt. Das Land ist zum ersten Mal Gastgeberin einer WM und zum vierten Mal für die interkontinentalen Titelkämpfe qualifiziert. Spielorte sind Grenoble, Le Havre, Lyon, Montpellier, Nizza, Paris, Reims, Rennes und Valenciennes. Es wird, anders als bei den vorigen Weltmeisterinnenschaften in Kanada, ausschließlich auf Naturrasen gespielt.

ARD und ZDF übertragen alle 52 WM-Spiele live, jedoch nur einen Teil davon (unter anderem alle Spiele des deutschen Teams) in ihren jeweiligen Hauptprogrammen. Die weiteren Begegnungen können im ZDFsport.de- bzw. sportschau.de-Livestream verfolgt werden. Zur Eröffnung treffen am Freitag, 7. Juni 2019, um 21 Uhr (ZDF) Frankreich und Südkorea aufeinander. Das Finale wird am Sonntag, 7. Juli 2019, um 17 Uhr in Lyon ausgetragen.

Bereits zum zweiten Mal kämpfen 24 Teams um den Titel. Für das Achtelfinale qualifizieren sich die erst- und zweitplatzierten Teams der sechs Vorrunden-Gruppen sowie die vier besten Gruppendritten. Titelverteidigerinnen und Rekordsiegerinnen bei den seit 1991 ausgetragenen Weltmeisterinnenschaften sind die US-Amerikanerinnen, die zudem 1991 und 1999 triumphieren konnten. Deutschland siegte bisher zweimal (2003, 2007), Norwegen (1995) und Japan (2011) je einmal.

AVIVA stellt hier die sechs Vorrundengruppen vor.

Gruppe A:

Gastgeberin und Mitfavoritin Frankreich
bekommt es mit Nigeria, Norwegen und Südkorea zutun. Erfahrenste Spielerin der "Équipe Tricolore" ist Mittelfeldspielerin Élise Bussaglia (FCO Dijon), die 2017 mit dem VfL Wolfsburg Deutsche Meisterin wurde. Im Kader von "Les Bleues" stehen zahlreiche Spielerinnen der Champions League-Siegerin Olympique Lyon, unter anderem Verteidigerin Wendie Renard, Kapitänin Amandine Henry und Stürmerin Eugénie Le Sommer, die im Herbst 2018 als erste Frau überhaupt in das Führungsgremium der französischen ProfifußballerInnengewerkschaft UNFP gewählt wurde. Trainerin ist die ehemalige Nationalspielerin Corinne Diacre.
Nigeria qualifizierte sich als Vize-Afrikameisterin 2018 für die WM und nahm als einziges afrikanisches Team an allen bisherigen Weltmeisterinnenschaften teil. Zahlreiche Spielerinnen des schwedischen Coachs Thomas Dennerby sind in Europa aktiv, darunter neun in Skandinavien. Kapitänin der "Super Falcons" ist Evelyn Nwabuoku (Rivers Angels).
Norwegen ist zweifache Europameisterin (1987 und 1993), Vize-Europameisterin von 2013 und Weltmeisterin von 1995. Mit Maren Minde (Wolfsburg) steht eine Bundesligaspielerin im Kader der "Gresshoppene", ihre bisherige Teamkollegin Caroline Graham Hansen wechselt zur neuen Saison zum FC Barcelona. Kapitänin Maren Mjelde spielt beim FC Chelsea, Stürmerin Ada Hegerberg (Lyon), die 2018 als erste Frau mit dem Ballon d´Or ausgezeichnet wurde, kritisiert gegenüber dem norwegischen Verband weiterhin die fehlende Chancengleichheit für Fußballerinnen und verzichtet seit 2017 auf Einsätze im Nationalteam.
Südkorea qualifizierte sich als Fünfte der Asienmeisterinnenschaft 2018 zum dritten Mal nach 2003 und 2015 für eine WM. Die "Taeguk Ladies" werden von Yoon Deok-yeo trainiert. Einzige Legionärinnen im Kader sind Kapitänin Cho Soh-yun (West Ham United WFC), Mittelfeldspielerin Lee Min-a (INAC Kobe Leonessa) sowie Rekordtorschützin Ji So-yun (Chelsea LFC).

Gruppe B:

In der zweiten Vorrundengruppe trifft die amtierende Olympiasiegerin Deutschland auf China, Spanien und Südafrika. Das Team der neuen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gilt auch 2019 als Mitfavoritin auf den WM-Sieg. Intern wurde die Olympia-Qualifikation als Ziel ausgegeben, die den drei besten europäischen Teilnehmerinnen automatisch gelingt. Neben Kapitänin Alexandra Popp (Wolfsburg) stehen mit Laura Benkarth, Sara Däbritz (beide FC Bayern München), Lena Goeßling (Wolfsburg), Svenja Huth (1. FFC Turbine Potsdam), Dzsenifer Marozsán (Lyon), Leonie Maier, Melanie Leupolz (beide München) und Almuth Schult (Wolfsburg) noch acht weitere Olympiasiegerinnen von 2016 im Kader.
China konnte sich als Dritte der Asienmeisterinnenschaft zum siebten Mal für eine WM qualifizieren. Bis auf Stürmerin Wang Shuang (Paris St. Germain) sind alle Spielerinnen der "Stahlrosen" bei Klubs im eigenen Land aktiv.
Für Spanien ist es die zweite WM-Teilnahme. 2015 kam die "Furia Roja" nicht über die Vorrunde hinaus. Außer den Verteidigerinnen Celia Jiménez (Seattle Reign FC) und Irene Paredes (Paris) sowie Mittelfeldspielerin Virginia Torrecilla (HSC Montpellier) stehen alle Akteurinnen in der heimischen Liga unter Vertrag.
Trainerin des WM-Neulings Südafrika ist seit 2016 die ehemalige Nationalspielerin Desiree Ellis. In ihr Aufgebot hat sie sechs Legionärinnen berufen. Je zwei spielen in China und Litauen, eine in Schweden. Zwei Spielerinnen sind zur Zeit ohne Verein. Die "Banyana Banyana" nahm 2012 und 2016 an den Olympischen Spielen teil. Erfahrenste Akteurin ist Kapitänin und Rekordnationalspielerin Janine van Wyk, die bereits in den USA in der NWSL bei Houston Dash gespielt hat.

Gruppe C:

Das australische Team von Coach Ante Milicic qualifizierte sich als Zweite der Asienmeisterinnenschaft für die WM und trifft in der Vorrunde auf Brasilien, Italien sowie Jamaika. Außer bei der Premiere 1991 nahmen die "Matildas" bisher an allen Weltmeisterinnenschaften teil. Wie Kapitänin Sam Kerr (Chicago Red Stars) stehen zahlreiche Akteurinnen in den USA unter Vertrag, Mittelfeldspielerin Emily van Egmond (Orlando Pride) wurde 2017 Deutsche Meisterin mit Wolfsburg. Das 15-jährige Sturmtalent Mary Fowler (Bankstown City Lions FC), deren Eltern aus Papua-Neuguinea und Irland stammen, ist die jüngste für diese WM nominierte Spielerin.
Als Südamerikameisterin gelang Brasilien die WM-Qualifikation. Superstar der "Seleção" ist Kapitänin und Rekordtorschützin Marta (Orlando), Abwehrspielerin Letícia Santos steht in der Bundesliga beim SC Sand unter Vertrag. Formiga (Paris St. Germain) ist mit 41 Jahren die älteste nominierte Spielerin aller Kader. Das Team von Coach Vadão konnte sich als einziges südamerikanisches Land für alle bisherigen Weltmeisterinnenschaften qualifizieren.
Italien nimmt nach 1991 und 1999 zum dritten Mal an einer WM teil. Zweimal (1993, 1997) wurde die " Squadra Azzurra" Vize-Europameisterin. Torhüterin Laura Giuliani (Juventus Turin) spielte bereits in der Bundesliga für den FSV Gütersloh 2009, den 1. FC Köln sowie den SC Freiburg. Einzige Legionärin ist Abwehrspielerin Elena Linari (Atlético Madrid), Milena Bertolini übernahm 2017 das Amt der Nationaltrainerin.
Jamaika feiert mit der erstmaligen WM-Teilnahme sein Debüt bei einem großen internationalen Turnier. Das gesamte Team spielt im Ausland, unter anderem in Italien, Norwegen und den USA. Mittelfeldspielerin Sashana Campbell ist bei Maccabi Kishronot Hadera FC in Israel aktiv, Stürmerin Jody Brown ist erst 17 Jahre alt.

Gruppe D:

Das ebenfalls stark eingeschätzte britische Team nimmt zum fünften Mal an einer Weltmeisterinnenschaft teil, wurde 2015 WM-Dritte sowie 1984 und 2009 Vize-Europameisterin und bekommt es in der Vorrunde mit Japan, Schottland und Argentinien zutun. Coach Phil Neville ist ehemaliger Nationalspieler und führte die "Three Lionesses" im März 2019 erstmals zum Sieg beim SheBelieves Cup. Zahlreiche Spielerinnen sind in England aktiv, Stürmerin Toni Duggan erreichte mit dem FC Barcelona das Champions League-Finale 2019.
Mitfavoritin Japan siegte 2011 bei der WM in Deutschland und nahm als einziges asiatisches Team an allen bisherigen Weltmeisterinnenschaften teil. Angeführt wird die "Nadeshiko" von Kapitänin Saki Kumagai (Lyon), neben Rumi Utsugi (Seattle) eine von lediglich zwei Legionärinnen im Team von Nationaltrainerin Asako Takakura. Stürmerin Mana Iwabuchi (Kobe) spielte bereits für die TSG Hoffenheim und München in der Bundesliga.
Erstmals für eine WM qualifiziert ist Schottland, das 2017 schon EM-Premiere gefeiert hatte, jedoch nicht über die Vorrunde hinaus kam. Nationaltrainerin Shelley Kerr nominierte zahlreiche Spielerinnen aus der englischen FA Women´s Super League, Kapitänin Rachel Corsie steht in den USA in der NWSL bei Utah Royals FC unter Vertrag.
Argentinien nimmt zum dritten Mal nach 2003 und 2007 an einer WM teil, kam bisher jedoch nie über die Vorrunde hinaus. 2006 wurden "Las Chicas" Südamerikameisterinnen. Die meisten Spielerinnen sind in der heimischen Liga aktiv, fünf Legionärinnen in Spanien, Stürmerin Sole Jaimes bei Lyon.

Gruppe E:

Kanada
konnte sich außer für die Premiere 1991 für alle bisherigen Weltmeisterinnenschaften qualifizieren und trifft in der Vorrunde auf die Niederlande, Neuseeland und Kamerun. Mit bisher 282 internationalen Einsätzen und 181 Toren ist Kapitänin Christine Sinclair (Portland Thorns FC) Rekordnationalspielerin und -torschützin ihres Landes. Der dänische Coach Kenneth Heiner-Møller berief mit Kadeisha Buchanan (Lyon), Jordyn Huitema, Ashley Lawrence (beide Paris St. Germain) und Rebecca Quinn (Paris FC) unter anderem vier Akteurinnen in seinen Kader, die in der französischen Division 1 Féminine spielen. Die Kannadierinnen gewannen 2012 und 2016 Olympia-Bronze.
Europameisterin und Mitfavoritin Niederlande von Bondscoach Sarina Glotzbach-Wiegman konnte sich erst in den Qualifikations-Playoffs gegen Dänemark und die Schweiz durchsetzen und nimmt zum zweiten Mal nach 2015 an einer WM teil. Kapitänin der "Oranje Leeuwinnen" ist Rekordnationalspielerin Sherida Spitse (Vålerenga), der gemeinsame Sohn mit ihrer Partnerin Jolien van der Tuin wurde im April 2017 geboren. Jackie Groenen (1. FFC Frankfurt), Desiree van Lunteren (Freiburg), Lineth Beerensteyn und Jill Roord (beide München) spielen in der Bundesliga.
Neuseeland qualifizierte sich ungefährdet als Ozeanienmeisterin und nimmt zum fünften Mal an einer WM teil. Verteidigerin Meikayla Moore steht beim MSV Duisburg in der Bundesliga unter Vertrag, Kapitänin Ali Riley (Chelsea) ist wie Rekordnationalspielerin Ria Percival (West Ham United) und Olivia Chance (FC Everton) in England aktiv. Die "Football Ferns" kamen noch nie über die Vorrunde hinaus.
Kamerun konnte sich als Dritte des Afrika-Cups zum zweiten Mal nach der Premiere 2015 für eine WM qualifizieren. Zahlreiche Spielerinnen sind bei Klubs in Europa aktiv, davon neben Kapitänin Christine Manie (AS Nancy) sieben in Frankreich und zwei in Norwegen.

Gruppe F:

Titelverteidigerin USA
führt die Gruppe F an und bekommt es dort mit Schweden, Thailand sowie Chile zu tun. Das Team qualifizierte sich als ungefährdete Siegerin des CONCACAF Women´s Gold Cup 2018 ohne Gegentor für die WM. Zu den bekanntesten Spielerinnen im Aufgebot von Trainerin Jill Ellis zählen die Kapitänin und zweifache Weltfußballerin Carli Lloyd (Sky Blue FC), Stürmerin Alex Morgan sowie Verteidigerin Ali Krieger, die mit Torhüterin Ashlyn Harris (alle Orlando) verlobt ist.
Silbermedaillengewinnerin Schweden nahm bisher an allen Europa- und Weltmeisterinnenschaften sowie Olympischen Spielen teil. Unter anderem leben Torhüterin Hedvig Lindahl, Verteidigerin Magdalena Eriksson (beide Chelsea), Abwehrroutinierin Nilla Fischer (Wolfsburg), die zur neuen Saison in ihre Heimat zu Linköpings FC zurückkehrt, und Kapitänin Carolin Seger (Rosengård) offen lesbisch.
Thailand konnte sich als Vierte der Asienmeisterinnenschaft zum zweiten Mal nach der Premiere 2015 für eine WM qualifizieren. Mit Tiffany Sornpao (Kennesaw State Owls) und Miranda Nild (California Golden Bears) stehen lediglich zwei Legionärinnen im Kader von Coach Nuengrutai Srathongvian. Die "Changsuk" wurden 1983 Asienmeisterinnen.
Die Chileninnen stehen vor ihrer WM-Premiere und konnten sich als erst fünftes südamerikanisches Team insgesamt für eine Weltmeisterinnenschaft qualifizieren. Ein Großteil der "La Roja Femenina" steht in der spanischen Primera División unter Vertrag, Kapitänin Christiane Endler spielt bei Paris St. Germain und ist Tochter einer chilenischen Mutter und eines deutschen Vaters.

Weitere Infos unter: fifa.com/womensworldcup und auf den Seiten der SPORTSCHAU: www.sportschau.de

Übrigens: In Berlin kann frau die Spiele auch live in der BEGiNE - Treffpunkt und Kultur für Frauen e.V. mit anderen mitverfolgen und gemeinsam jubeln oder zittern: www.begine.de


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Beitrag vom 03.06.2019

Sylvia Rochow