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Beitrag vom 13.05.2008
Mates Of State - Bring It Back
Tatjana Zilg
Fröhlich wie ein leichter Sommerregen zeigt sich das amerikanische Ehepaar auf dem vierten Album. Keyboard dominiert, originelle Songideen. Eine Prise Moloko, kombiniert mit B 52s und Kraftwerk
Zwei SängerInnen, Drums und Orgel.
Jeder Song wie ein Drei-Minuten-Brainstorming, eine Idee jagt die andere.
Keine Gitarren, die sich hineindrängen - sehr neu, sehr außergewöhnlich.
2000 debutierten Jason Hammel und Kori Gardner mit "My Solo Project" und inspirierten mit ihrem Soundkonzept Bands wie The Fiery Furnaces und Arcade Fire.
Auf der Bühne zeigten sie sich mit überspitzter Fröhlichkeit und als vorbildliches Paar:
Sie sind tatsächlich verheiratet. Um ihre gesamte Zeit in die Musik investieren zu können, gaben sie 2001 ihre Jobs als Krebsforscher und Lehrerin auf und zogen von San Francisco nach Connecticut, wo sie mit ihrer kleinen Tochter Magnolia in einem gekauften Haus wohnen.
Mit den Follow-Ups "Our Constant Concern" (2002) und "Team Boo" (2003) nahmen sie einen festen Platz in der amerikanischen Independent-Scene ein, spielten ihre 400. Show und wurden von The Strokes als Support auf die Bühne geholt.
Aber dennoch wurde bis dato keines ihrer Alben in den UK veröffentlicht - sie waren nur als US-Import erhältlich. 2006 fanden sie endlich ein aufgeschlossenes Label.
Moshi Moshi übernahm das European-Release ihres vierten Albums "Bring It Back", das strukturierter und durchdachter ist als die Vorgänger. Ihr technisches Verständnis ist in die Höhe geschnellt, Kori Gardner spielt nun über 20 verschiedene Keyboards.
Gleich das Intro "Think Long" ist ein anmutiges Beispiel, wie es den beiden auch im Privatleben aufeinander eingespielten MusikerInnen gelingt, ganz ohne Gitarren, nur mit Vocals, Drums und Keyboards einen raffinierten Pop-Song zu kreieren, der Potential hat, sich langfristig in die auditiven Sinne anspruchsvoller Indie-HörerInnen einzunisten.
Sehr schön und sicherlich spätestens jetzt ein Markenzeichen von Mates Of State sind die maskulin - femininen Wechselgesänge, die weitaus variationsreicher sind als die meisten Duetts auf dem derzeitigen Markt. Dabei suchen sie nach immer neuen Ideen, um ihr Spektrum experimentell zu erweitern. So beglückt niedliches Babygequietsche die Herzen ihrer Fans in "Nature And The Wreck", aber sparsam eingesetzt und ohne den Effekt überzustrapazieren. Wie sich das Soundkonzept der Mates Of State in balladesker Form anhört, zeigt "What It Means". Sanft und einschmeichelnd klingt hier die Orgel, passend dazu Vocals wie ein zuckersüßes Dessert.
"Punchlines" mit den häufigen Wechseln im Tempo und dem sich überlagernden melodiösen Shout-Vocals ist der Track, der die höchste Kontinuität zu den Vorgängeralben hat und eignet sich bestens zur Live-Hymne zum Mitsingen und Abtanzen. Im Anschluss gibt es auf der European-Release nun auch das hitverdächtige "Goods (All In Your Head)" und das Lullaby-Alike "How Hard" als Bonustracks.
AVIVA-Tipp: Raffinierter Sound, experimentell, verspielt und eingängig zugleich, nicht nur geeignet für erwachsene Indie-Pop-Fans, sondern auch für deren Nachwuchs.
Mates Of State im Netz: www.matesofstate.com
Mates Of State
Bring It Back
Label: Moshi Moshi, VÖ 15.09.2006