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Beitrag vom 07.08.2006
Regina Spektor - Begin To Hope
Tatjana Zilg
Die gebürtige Russin eroberte zuerst erlesene MusikliebhaberInnen in New Yorker Clubs bis sie mit der Eigenproduktion "Soviet Kitsch" so bekannt wurde, dass der Plattenvertrag in ihre Hände schwebte
Fünf Jahre lang erspielte sich die zierliche Songwriterin in kleinen, verborgenen Venues der Lower Eastside die Gunst des verwöhnten Publikums. Ihre facettenreiche, anschmiegsame, und dann wieder leicht kratzbürstige Stimme war nicht zu überhören und prägte sich so unvergesslich ein, dass sie zum Gesprächsthema Nr. 1 der aufkeimenden Musikszene wurde. Vom Bühnenrand herunter verkaufte sie Exemplare ihrer ersten beiden CDs "11:11" und "Songs",
die sie mit Freunden aufgenommen und selbst produziert hatte.
Auch "Soviet Kitsch" fand zunächst auf diese Weise den Weg in die heimischen CD-Player der wachsenden Fangemeinde.
Die ungewöhnliche Mischung von feinsinnigen Pianotönen, zarten Saitenklängen, minimalistischen Percussion-Ideen und markant-femininem Gesang zog jedoch bald die Aufmerksamkeit der LabelmacherInnen von Sire Records auf sich, die der einfallsreichen Songwriterin aus dem kühlen Osten einen Plattenvertrag anboten. Die darauf folgende Promotion-Tournee in den USA und Europa begann Regina Spektor noch als Opening Act -
am Ende des Jahres war sie selbst die Hauptattraktion.
Nach den Tour-Erfolgen freute sich Regina Spektor sehr auf die Aufnahmen zu "Begin To Hope", ihrem ersten Album, das direkt für ein Label produziert wurde, wodurch ein professionelleres Vorgehen möglich wurde. Immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen, entschloss sie sich zu einer Methode fernab der ausgetretenen Mainstream-Pfade und vergrub sich mitten im New Yorker Meatpacking District mit den bewährten Produzenten David Kahne (Paul McCartney) in den Noise Studios.
Zwei Monate im Studio waren eine lange Zeit im Vergleich zu den Wohnzimmer-Einspielungen der Vorgänger. "Songs" hatte sie an einem Tag und "Soviet Kitsch" in immerhin 10 Tagen aufgenommen.
Sie erzählt über den Arbeitsprozess im Studio: "So zu arbeiten war immer mein Traum gewesen, aber ich dachte, das würde noch Jahre dauern, bis es dazu kommt. Ich habe buchstäblich versucht, jeden Aspekt meiner Persönlichkeit hier einzubringen. Wir haben mit Kabeln und Sounds herumgespielt, haben wohl das Labor ein paar Mal in Brand gesetzt, aber dann haben wir gelacht und von vorne angefangen.
Noch bevor ich überhaupt anfing, wusste ich schon, ich würde mit Dingen experimentieren, über die ich sonst nur nachdachte, wie zum Beispiel Beats und Drums. Ich war total scharf darauf, mit elektronischen Instrumenten und größeren Arrangements herumzuspielen. Und doch sind auf dieser Platte natürlich einige Songs, die wirklich sparsam sind. Man möchte ja nicht um des Arrangierens Willen arrangieren. Ich musste vorsichtig sein, dass die Musik am Ende nicht mehr Spaß macht, zu spielen, als zu hören."
Mit überraschenden Soul-Tönen beginnt das neue Album.
Erstaunlich fröhlich ist die Grundstimmung des Opener "Fidelity".
Sehr luftig und verspielt begrüßt die Sängerin ihre HörerInnen. Diese Kombination aus Leichtigkeit im Gesang, tiefem Durchdringen der musikalischen Möglichkeiten und der Entdeckung eines ganz eigenen Stils mit Referenzen an
Jazz, Chanson, Soul und EmoPop zeichnet jeden der 12 Tracks aus.
Ein sehr gelungenes Highlight ist ohne Frage "On The Radio" ,
bei dem die bitterzarte, ausdrucksstarke Stimme der Vokalkünstlerin
ganz im Vordergrund steht. Eine wundervoll verträumte Ballade ist das piano-dominierte "Field Below", das die tragisch-melancholischen Seiten der russischen Weltreisenden zeigt und durch Folk-Essenzen bereichert wird.
Ausgeprägt dramatisch wird es mit "Aprés Moi" - ein faszinierendes Sprachlabyrinth aus russischer und englischer Lyrik, das sich zu einem erstklassigen Barjazz-Stück entwickelt.
Aber auch rockige Attitüden stecken in der Russin mit dem elfenhaften Äußeren: "That Time" erlaubt ihr, sich vor dem Background-Sound leidenschaftlicher E-Gitarren-Akkorde als Rocklady in der Qualität einer PJ Harvey zu zeigen.
Das Outro "Summer In The City", betont die zarte, melancholische Seite
von Regina Spektor. Mit purer Piano-Begleitung berührt sie
mit ihrer einprägsamen Stimme tief in der Seele.
Wer die Special Edition wählt, erhält eine Bonus-CD mit fünf Tracks, die experimenteller sind als die der Haupt-CD. "Another Town" verbindet eine sehnsuchtsvolle, tragende Piano-Melodie mit einem narrativen Gesangstil.
In "Uh-merica" setzt Regina Spektor das ganze Spektrum der Möglichkeiten
der Vokalkunst ein, die Kiekser werden auch die letzten ZweiflerInnen für die charismatische Wahl-Amerikanerin einnehmen. Eine weitere Perle, die sich niemand entgehen lassen sollte, ist die Chanson-Städtetour "Düsseldorf", wo auch der eine oder andere deutsche Satz erhört werden kann.
AVIVA-Tipp: Eine wertvolle Bereicherung für die Musiklandschaft femininer Ausnahmekünstlerin, in Kontinuität zu Kate Bush, Pat Benatar, Björk und PJ Harvey.
Die Songwriterin im Web: www.reginaspektor.com
Regina Spektor
Begin To Hope (Special Edition)
Warner Music Germany
11. August 2006
EAN: 0093624431527
21,49 Euro http://www./?r=aviva-berlin90008115&artiId=5773791&nav=5247"
Regina Spektor
Begin To Hope
Warner Music Germany
11. August 2006
EAN: 0093624411222
14,99 Euro http://www./?r=aviva-berlin90008115&artiId=5768201&nav=5247"