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Beitrag vom 28.07.2006
bout d´,chou - ménage et discothèque
Tatjana Zilg
Ein Frauentrio und ein männlicher Schlagzeuger widmen sich elektro-punkiger Popmusik, verwurzelt bei den Riot girrrls, dem grrr wollen sie jedoch entsagen. Leicht, witzig, sommerfrisch und verspielt
„On m´,appelle le petit bout d´,chou". Der französische Chanson aus den 60ern wurde Namenspate für drei Musikerinnen, die lässigen, gutgelaunten Feminismus mit frechen Texten und luftigen Melodien - zwischen Stereo Total und Le Tigre angesiedelt - verbinden wollen.
Bout d´,chou ist in dem Chanson ein Kosename für ein kleines Mädchen:
Wörtlich übersetzt benennt es den Zipfel vom Kohl, und je nachdem, wie man es sagt, ist es entweder liebevoll oder ironisch gemeint. Im Jahr 1998, dem Jahr in dem sich Beate Engels (Bass, Trompete, Gesang), Simone Wienstroer (Gitarre, Gesang) und Ute Frey (2. Gitarre, Orgel, Gesang) zu einer Band zusammentaten, bekam bout d´,chou, das Kohl-Endstück, eine doppelte Bedeutung:
Mit der Bandgründung ging zufällig auch die Kohl-Ära zu Ende, und die Hoffnung auf etwas Neues begann.
So unterwarfen sie sich keinen engen Prinzipien und nahmen kurzerhand einen Mann in die Frauentruppe auf, als klar wurde, dass sie keine geeignete weibliche Schlagzeugerin finden werden. Matthias Gros von ´,Like a Stuntman´, war es bereits gewohnt, unkonventionellen Musikideen einen fluffigen, eingängigen Rhythmus zu verleihen. Warum nicht auch als Schlagzeuger einer Frauenband?!
Noch dazu, wenn diese vor Ideen sprüht ohne eitel und aufgesetzt zu klingen,
und es vermag französischen Esprit, englischen Beat mit einer Prise deutschem Pragmatismus zu verbinden.
Nach einigen Sampler-Beiträgen erscheint nun das Debut-Album „ménage et discothèque“ mit einem temperamentvollen Mix aus beat-treibenden und chanson-wohlklingenden Titeln, eingebettet in ein babylonisches Sprachtrapez aus französischer, englischer und deutscher Lyrik.
bout d´,chou ist die wahrscheinlich erste Band, die in „Disco“ mit Mrs Djane einen weiblichen Discjockey besingt: Und noch nie zogen sich so viele Haushaltsgeräte als roter Faden durch ein Album, das so sexy klingt. Ein wunderbarer ironischer Spiegel für die zwei Extreme des Alltags erwachsener Menschen um die 30: Abwasch und Diskothek. So sind die 12 Songs für jede Gelegenheit geeignet: Zum morgendlichen In-Schwung-Kommen in der Küche, im MP3-Player beim Weg-Finden im Großstadtgewühl und für die Spontan-Party im kleinen Kreis.
AVIVA-Tipp: Kurzweilige Elektro-Rhythmen mit ironisch-frechen Texten und ausgesuchten Punk- und Popessenzen.
bout d´,chou
ménage et discothèque
Label: Lolila, Broken Silence, VÖ 31.07.2006
Das Label im Web: www.lolila.de