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Beitrag vom 25.08.2006
Mari Boine - Idjagiedas (In the hand of the night)
Silvy Pommerenke
Samische Kultur aus norwegischen Landen. Oder norwegische Kultur aus dem Samenland? Wie man es auch wendet oder kehrt, Mari Boine bleibt ein exotisch-nordischer Exportschlager, der meditativ...
...mittsommernächtlich die Hörerin in den Bann schlägt! Mehr denn je zollt sie ihrer Heimat und ihren Wurzeln Tribut und klingt für die mitteleuropäischen Ohren gleichwohl unbekannt als auch beeindruckend!
Fünfzig Jahre alt wird die Norwegerin im November, die bereits Mitte der achtziger Jahre ihr Debüt "Jaskatvuooa Manna" hatte. Zwei Dekaden ist das nun her, und seitdem hat sich einiges geändert. Anfangs sang sie nämlich nur in englischer und norwegischer Sprache, mittlerweile ausschließlich auf Samisch, denn: "Es ist eine gute Sprache zum Singen." Wären doch alle Erklärungen im Leben so einfach.
Was das samische von den anderen Gesängen unterscheidet, ist das sogenannte Joiken. Das ist der typische lautmalerische gutturale und oftmals improvisierte Gesang der Samen, der auf uralte schamanische Traditionen und Riten zurückgreift. Mit Hilfe der Joikgesänge und rhythmischen Schlägen auf der Handtrommel wurde einst (und wohl auch heute noch) Kontakt mit Geistern und Göttern hergestellt. Also all das, was uns als Mitteleuropäerin so fremd und faszinierend in den Ohren klingt.
Die Sängerin, die aus dem norwegischen Teil von Lappland kommt, oder auch dem europäischen Teil des nördlichen Polarkreises, glaubt an Sonnen- und Donnergötter, Wind- und Samengötter. Das hört sich alles befremdlich für uns westlich orientierte Businessfrauen an, aber irgendwie hat man gleichzeitig bei Boine das Gefühl: sie ist ganz eins mit der Natur! Das hört man, und wem sich bei ihrer Musik nicht Bilder von weitläufigen, kargen, nordischen Landschaften auftun, der ist nicht zu helfen! Marie Boine schafft es, in einem technologisierten Zeitalter den Rückbezug zur Natürlichkeit herzustellen. Man muss nicht zwangsläufig mit dem Motorboot durch norwegische Fjorde schippern, um diese Naturgewalten zu spüren.
Ihre musikalische Biographie liest sich abenteuerlich und vielfältig:
da gab es eine Coverversion von John Lennon, eine Zusammenarbeit mit Kari Bremnes, eine Veröffentlichung unter Peter Gabriel und eine Kooperation mit Jan Garbarek. Vielfältigkeit auf der einen, und Traditionalismus auf der anderen Seite zeichnen sie aus.
"Idjagiedas" ist insgesamt ein sehr ruhig gelungenes musikalisches Werk von Mari Boine. Da es sich allen zeitgemäßen Stilisierungen und Modeerscheinungen versagt, ist und bleibt es ein ursprüngliches Stück nordeuropäischer Musikgeschichte mit weltweiter Adaption. Mari Boine ist das, was man weitläufig als zeitlos bezeichnet. Für immer und ewig!
Weiterhören: Hedningarna und Ulla Pirttijärvi.
AVIVA-Tipp: Ethnopop, Weltmusik, Samenjoik - wie auch immer man diese Musik nennen will, sie geht in`s Blut und vor allem in die Seele. Erdverbundene Klänge für alles, was jenseits von Charts, Autobahnen, Fastfood und Hightech liegt.
Mutter Erde lässt grüßen!
Mari Boine
Idjagiedas (In the hand of the night)
Label: Emarcy Records, VÖ: August 2006.
EAN: 0602498554869
17,99 Euro90008115&artiId=5528072&nav=5247"