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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 20.08.2006


Gabriela - El Viaje
Tatjana Zilg

An den schönsten Orten der Welt lebte die Argentinierin bereits. Ebenso vielseitig sind ihre Alben. Mit dem 7. Werk setzt sie einen neuen Höhepunkt. Erdverbunden, sehr sinnlich, fernweh-stiftend




Das Reisen wurde ihr quasi in die Wiege gelegt: Als Tochter eines Diplomaten blieb sie nicht lange mit ihren Eltern im südamerikanischem Geburtsland, sondern konnte ihre kindlichen Augen durch eindrucksreiche Länder wie Portugal, der Türkei, Irland und Brasilien schweifen lassen, aber auch immer wieder die Verbundenheit zur argentinischen Heimat neu entdecken.

Wer so geschult wird, der fällt es nicht schwer, den optimalen Ort zur Entwicklung der eigenen Fähigkeiten und Talente zu wählen. Ende der sechziger Jahre lebte Gabriela in Paris, wo sie am Theater arbeitete und ihre musikalische Karriere begann.
Erste Vorbilder fand sie über den Kanal und über den Atlantik: Die Beatles, Joni Mitchell und Bob Dylan prägten ihre frühen Schritte zur Sängerin und Songwriterin. Aber sie schaute auch gern über den Plattenrand von Rock und Pop hin zu all den musikalischen Stilen, die sie während ihres Weltenpendlerinnen-Daseins kennen gelernt hatte. Argentinischer Tango, mexikanische Rancheras und irische Balladen flocht sie schon damals geschickt in ihre Kompositionen ein.
Anfang der Siebziger kehrte Gabriela nach Argentinien zurück, wo sie eine führende Rolle in der Musikbewegung spielte, die den Weg für progressive Rockmusik auf Spanisch ebnete. 1973 brachte sie ihre erste Platte "Gabriela" heraus und wirkte beim argentinischen Filmklassiker "Hasta Que Se Ponga El Sol" mit.
Ende der Siebziger zog Gabriela nach Los Angeles, wo ihre unverwechselbare Stimme und ihre Liedkompositionen einer Reihe einflussreicher MusikerInnen auffielen.

Die große Karriere ließ nicht mehr lange auf sich warten, nachdem sie 1980 auf ihrer Platte "Ubale" die Magie der Westküsten-Musik mit ihren auf Spanisch gesungenen Originalsongs verband, und damit noch nie gehörtes, musikalisches Neuland betrat.
Unterstützt wurde sie von einer Reihe ganz spezieller Musiker, darunter legendäre Größen wie Alex Acuña, David Lindley und Robben Ford.

Immer weiter auf der Suche nach neuen Wegen reiste Gabriela Mitte der achtziger Jahre nach Schweden und kam mit ihrem dritten Album "Friendship", einer Kooperation mit einer Gruppe von lauter schwedischen Musikern, im Gepäck wieder zurück.
In den Folgejahren wagte sie sich noch weiter vor in experimentellere Richtungen.
Mit ungewöhnlicher Instrumentierung, einen ganz besonderen Mix aus minimalistischer Ästhetik und südamerikanischen Temperament, begab sie sich in Felder weit außerhalb des Mainstreams der Rock-, Pop- und Folkmusik.
Sehr poetische und anmutige Lieder aus dieser Zeit finden sich auf ihrem Album "Altas Planicies".

Die Zusammenarbeit mit dem Jazzgitarristen und Komponisten Bill Frisell setzte weitere Impulse für Gabrielas beeindruckende Kreativität. Das Acoustic Guitar Magazine bezeichnete die Beiden als "eines der zufälligsten und zugleich denkwürdigsten musikalischen Gespanne der Neunziger". 1996 übernahm er die Gitarren-Parts auf "Detras Del Sol", für das sie von seinem Produzenten Lee Townsend unter Vertrag genommen wurde. In der amerikanischen und deutschen Presse hochgelobt, wurde es 1997 mit dem Preis der DeutschenSchallplattenkritik ausgezeichnet und vom Acoustic Guitar Magazine unter die zehn besten Alben des Jahrzehnts gewählt.
Auch ihr folgendes "filmisches" Album "Viento Rojo" wurde von Lee Townsend für die Songline/Intuition-Reihe aufgenommen und produziert. Noch vor seiner Veröffentlichung in den USA wurde es von der angesehenen Radiosendung Global Village des Senders KPFK in Los Angeles zu einem der besten Alben von 1999 gewählt.
Im Dezember 2005 hat Gabriela die Aufnahmen zu ihrem siebten Album in Seattle beendet, das beim deutschen Label intuition unter dem Titel "El Viaje" erscheint. Daran mitgewirkt haben Bill Frisell (Gitarre), Viktor Krauss (Acoustic Bass), Tucker Martine (Percussion), Eyvind Kang (Viola und Violine) und Steve Moore (Keyboards). Produziert wurde das Album von Lee Townsend und Tucker Martine.

Entstanden ist eine wundervoll ausgereifte literarische Klanglandschaft, die verwöhnt mit magisch schönen Songs, die viel Geheimnis in sich tragen und durch ihre nuancierten, harmonischen Melodien allesamt akustische Leckerbissen sind, die HörerInnen anspruchsvoller, erwachsener Musik zu jeder Zeit gerne genießen werden.

Sehr deutlich ist die Sprache des Tango und des Flamenco aus den elf Songs herauszufühlen. Eher langsam ist die zumeist die Grundstruktur, viel Sehnsucht und tiefsinnige Philosophie liegt in ihnen. So erscheint "Canción Mixteca" mit ganz leichten rockigen Anklängen und erinnert gleichzeitig an ein melancholisches Mariachi-Lied: Assoziationen an Hitze, sanfte Tanzschritte, Liebesschmerz - zärtlich-wiegend vorgetragen, so melancholisch schön, dass es fast wieder fröhlich stimmt.

AVIVA-Tipp: Das erdige Goldocker des Covers spiegelt perfekt die Stimmung des Albums: Edel, naturverbunden, sehr ausgereift, zugleich mit bewundernswerter spielerischer Leichtigkeit.


Gabriela
El Viaje

INT: 33942
Label: Intuition/Sunny Moon, VÖ:18. August 2006
EAN: 0750447339422
17,99 Euro90008115&artiId=5491209"

Die Songwriterin im Web: www.gabrielamusic.net



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Beitrag vom 20.08.2006

AVIVA-Redaktion