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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 26.05.2006


Cibelle - The Shine Of Dried Electric Leaves
Tatjana Zilg

Atemberaubende Klänge von der zwischen London und São Paulo pendelnden Brasilianerin. Laszive Bossa Nova Rhythmen, verzaubernd-sanfter Edelpop, verwoben mit experimentellen Instrumental-Backgrounds




Sommerhitze, leichter Regen, mit Bedacht durch die Stadt schlendern - die Songs auf dem zweiten Album der femininen, ätherisch-schönen Cibelle hüllen ein in eine Atmosphäre von gelassener Entspanntheit, beschwingter Nachdenklichkeit und tanzbaren Som.

Die zart hin gehauchten Texte und der dennoch ausdruckstarke Gesang geben jedem einzelnen Track eine ganz besondere Note, über die ein eigenständiger Musikstil gelegt wird: Akustische Instrumentierung und Elektronik, laute Gitarren, Perkussion-Experimente sowie Töne kreiert mit Kinderspielzeug sorgen für ein außergewöhnliches Hörerlebnis. Die brasilianischen Einflüsse sind unverkennbar, aber ebenso gleichwertig nutzt die Südamerikanerin mit dem dunklen Pagenschnitt Popelemente und Anleihen an grenzübergreifende Weltmusik.

So verwundert es nicht, dass das Album zwischen dem kühlen Europa und dem sonneverwöhnten Brasilien entstand. - Auf den Reisen zwischen ihrem momentanen Wohnort London und ihrer Heimatstadt São Paulo haben Cibelle einige der neuen Songs begleitet und sind während dieser Zeit von verschiedenen Co-Produzenten und Performern bereichert worden, darunter Mike Lindsay (Mitglied des britischen Folkotronica-Acts Tunng), Apollo Nove (innovativer Produzent und Künstler aus São Paulo, der einen Großteil ihres Debütalbums produziert hat) und Yann Arnaud aus Paris (Air, Sebastien Schuller).

Ein Cover von Tom Waits leitet "The Shine Of Dried Electric Leaves" ein. "Green Grass" beginnt mit einem verspielten Glockenspielintro, das ein klein wenig Mittelalteratmosphäre in die Bossa Nova - Stimmung bringt. Fröhlich-melancholisch entführt Cibelle die ZuhörerInnen in ihre Welt. Zwei weitere Cover sind zu entdecken. "Por toda minha vida" von Tom Jobin, das sanft in visionäre Welten begleitet, und "London, London" von Caetano Veloso, eine liebevoll-beschwingte Stadtbeschreibung an die englische Wahlheimat, in die der Songwriter des Originals während der 70er Jahre flüchten musste. Caetano Veloso begründete gemeinsam mit Gil Gilberto die musikalische Tropicalia, eine Kunstrichtung, die in den bildenden Künsten und der Literatur Brasiliens großen Einfluss gewonnen hat.

Sehr angenehm ist der fließende Wechsel zwischen englischen und portugiesischen Songtexten. So bleibt die Lyrik verständlich, ohne völlig von den Ursprüngen abgelöst zu werden. "Minha Neguinha" spiegelt die weich-einschmeichelnde Sprache des Amazonaslandes in klar-besinnlicher Poesie - Saudade pur für alle WeltenwanderInnen.

AVIVA-Tipp: Zarte Gesänge, teils geflüstert, teils gesummt, manchmal auch leicht aggressiv, immer in perfekter Tonlage. Ein Album zum Genießen, Träumen und Entspannen. Sehr geeignet auch als Hintergrundmusik für einen eleganten Abend in anspruchsvoller Gesellschaft.

Die Sängerin im Web: www.cibelle.net


Cibelle
The Shine Of Dried Electric Leaves

Label: Indigo Musik, VÖ 26. Mai 2006
EAN: 0876623001126
18,49 Euro90008115&artiId=5453246"



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Beitrag vom 26.05.2006

AVIVA-Redaktion