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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 03.05.2006


Jolie Holland - Springtime can kill you
Tatjana Zilg

Die Ex-Texanerin überzeugt auf dem dritten Album mit ihrer eindringlichen Stimme, geschickt variierend zwischen verrucht-jazzig, noir-experimentell und country-blues-leger.




In der texanischen Millionenstadt Houston war ein Mädchen noch vor dem Kindergartenalter so begeistert von ihrem Miniaturpiano, dass sie ihren eigensinnigen Weg fort von den Hügeln des Ölförderstaates mit großer Zielsicherheit antrat.
Mit 6 Jahren schrieb Jolie Holland bereits ihren ersten Song. In der Junior High School spielte sie zwei Jahre lang die 1. Violine bis sie dies wieder aufgab und sich ihre musikalischen Bezüge außerhalb der Schule suchte. Sie durchwühlte das Pfandhaus nach der besten Fiedel, die sie finden konnte. Mit 14 Jahren ergriff sie auch die Gitarre, erstieg die kleinen Bühnen der Umgebung und entfloh 1994 dem College, um sich in die KünstlerInnen- und Musikszene zwischen Austin, Texas and New Orleans zu mischen. 1996 fand sie neue Bezüge an der Westküste und pendelt seitdem zwischen San Francisco und Vancouver, Kanada. Sie schloss sich vielen Musik- und Kunstprojekten an, spielte in kleinen Orchestern und unterstützte einige SongwriterInnen als Background-Musikerin. 2003 veröffentlichte sie ihr erstes eigenes Album "Catalpa" mit Basement-Tapes, 2004 folgte das Studiodebut "Escondida".

Mysteriös, hypnotisch und dann wieder melancholisch, träumerisch - Die 12 Songs von "Springtime Can Kill You" setzen in raffinierter Weise die Tendenzen der Vorgänger-Alben fort. Als "Spooky American fairytales" bezeichnet Jolie Holland selbst ihre eigenwilligen, aber sehr melodiösen Kompositionen. Elemente aus Country, Rock, Pop und Folk vereint sie mit messerscharfen Texten, die lyrisch-tiefsinnig von den dunklen Seiten amerikanischer Gegenwart und Vergangenheit erzählen.

Pianotöne geben "Methibell`s Blues" einen besonders sehnsüchtigen Tenor. Lässig-leidenschaftlich schmiegt sich Jolie Hollands Stimme an die jazzige Melodie. Sparsam eingesetzte E-Gitarren-Klänge aus dem Hintergrund sorgen für überraschende Kontraste. Lebhafter präsentiert sich "Springtime Can Kill You", fast heiter ist hier der Gesang, Perkussion und Saxophon sorgen für temperamentvolle Unterlegung.
"Stubborn Beast" ist am deutlichsten country-beeinflusst. Akustik-Gitarre, glasklar-prägnanter Gesang und eine eingängige Melodie lassen den Song schnell zu einem der Highlights des Albums werden.
Sehr leisen Tönen widmet Jolie Holland sich in "Ghostly Girl", im Wechselspiel mit geheimnisvollen Pianoklängen erforscht sie die Flüster-Qualität ihrer Stimme, wodurch eine besonders durchdringende Atmosphäre entseht. Gruselschauer klettern über die Haut - Der Songtitel verspricht keinesfalls zuviel. Gospel-Nuancen finden sich auf dem balladenhaften "Mexican Blue", dem letzten Song des Album. Auch hier sorgt die überraschend eingesetzte Addition von E-Gitarren-Klänge für eine außergewöhnliche Atmosphäre.

AVIVA-Tipp: Ein großartiges Anti-Mittel gegen sich aufdrängende Frühlingseuphorie. Anmutig-bizarre Songs, die auch in der Phase des Hormonumschwungs für tiefe Emotion und intelligent-wohlklingende Hörerlebnisse sorgen.

Die Songwriterin im Web: www.jolieholland.com


Jolie Holland
Springtime Can Kill You

Label: Anti/SPV, VÖ 05.05.2006
EAN: 8714092678826
19,49 Euro90008115&artiId=5375956&nav=5247"



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Beitrag vom 03.05.2006

AVIVA-Redaktion