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Beitrag vom 22.05.2006
Barbara Morgenstern - The Grass is always greener
Tatjana Zilg
Nach drei Jahren endlich wieder ein Soloalbum von der Königin des luftig-versponnenen Elektropop. Neue Impulse durch die vom Goethe Institut initiierte Welttour sorgen für lebendig-frischen Esprit
In einem alten englischen Sprichwort entdeckte Barbara Morgenstern die richtigen Worte, um das Grundgefühl der Lust am Reisen auszudrücken: "The Grass is always greener" beschreibt die Idee, dass es woanders immer schöner ist als dort, wo man gerade ist.
"Durch das Goethe Institut und die Welttournee, die ich gemeinsam mit Maximilian Hecker 2003/2004 gemacht habe, hatte ich die Möglichkeit herauszufinden, ob das Grass woanders denn wirklich greener ist. So viele verschiedene Orte, verschiedene Kulturkreise, Menschen, Sprachen und Gerüche in kurzer Zeit zu erleben, ist absolut berauschend, viel zu viel für die kurze Zeit, und natürlich perfekter Stoff für eine neue Platte", erzählt die Berliner Musikerin aus dem Umfeld von Gudrun Gut und Florian Dietz.
Seit 1996 ist sie aktiver Teil der Wohnzimmer-Kultur. Zehn Jahre danach kann sie auf ein umfangreiches Portfolio experimentell-avantgardistischer Projekte verweisen. Ein Tape beim Mailorder-Vertrieb "Hausfrau im Schacht" von Florian Dietz und 1997 die EP "Plastikreport", gemeinsam mit Michael Mühlhaus produziert, waren die ersten Schritte auf dem Weg vom Geheimtipp zur anerkannten Elektropop-Königin.
Gudrun Gut gründete zur etwa selben Zeit ihr Label Monika Enterprise und brachte nach den Quarks den ersten Wohnzimmer-Sampler heraus, zu dem auch eine Tour durch Deutschland, Österreich und der Schweiz organisiert wurde. 1998 veröffentlichte Barbara Morgenstern bei ihr die erste LP "Vermona ET 6-1". Noch musste sie zwischen Kunst und Kochtöpfen pendeln: Sie finanzierte sich durch einen Job im Cafe. Bei der nächsten Platte "Fjorden" konnte sie sich dem kreativen Prozess schon wesentlich entspannter zwischen Bäumen und Sommersonne in der eigenen Datscha widmen. Durch fleißiges Touren in Europa wuchs der Bekanntheitsgrad. 2002 erscheint "Nichts muss", für das Thomas Fehlmann den Gesang aufnahm.
Jetzt, über drei Jahre später beweist sie mit einem neuen Album - gefüllt mit poetisch-philosophischen Eindrücken aus aller Welt und dem unverkennbaren, einfallsreichen Sound aus anspruchsvollen Pop und experimentell-melodiösen Elektroklängen - ihr musikalisches Können, das sich durch hohe Kreativität und verspielt-erwachsene Professionalität auszeichnet.
Besonders einprägsam ist das temporeiche "The Operator", dessen rhythmische Keyboardklänge und zarter Gesang, mit leicht im Widerspruch stehenden frechen Text, den Song Sommerhymnen-verdächtig machen.
Die Zeit ist ein Thema, das sich als roter Faden durch das Album zieht: "Alles was lebt bewegt sich" ist eine Antwort auf ein Interview, das vorwiegend das Älterwerden, die Entwicklung der elektronischen Musik, ewige Jugend und die eigenen Schwierigkeiten mit diesen Phasen abfragte. Für Barbara Morgenstern eine herbeigeholte Diskussion, die ihr zusehends auf die Nerven geht und Angst vor Veränderung ausdrückt.
"Quality Time" handelt von einem ähnlichen Thema, der Zeit und der Kunst, sie zu genießen. Inspiration für dieses Stück war eine Dokumentation, die JazzmusikerInnen bei einer Konzertreise durch Afrika begleitet hatte. Sie besuchten verschiedene Staaten und spielten mit dort lebenden MusikerInnen gemeinsam. Barbara Morgenstern verzauberte diese Musik durch die wunderschönen Einfachheiten der Melodien.
AVIVA-Tipp: Verführerisch, spacig, selbstbewusst - sehr abwechslungsreich, zugleich sehr klar und eigenwillig zeigt sich die Multitalentierte auf dieser raffinierten Elektro-Poesie-Weltreise.
Barbara Morgenstern im Web: www.barbaramorgenstern.de
Barbara Morgenstern
The Grass Is Always Greener
Label: Monika 47, VÖ 21.04.2006
EAN: 4015698667325
14,99 Euro90008115&artiId=5324410&nav=5247"