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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 22.04.2006


Sarah Bettens - Scream
Tatjana Zilg

Soloalbum von der Leadsängerin der belgischen Band K´,s Choice, die sich mit weltweiten Tourneen Starruhm errockt haben. Aber auch allein gelang der Powerlady ein temperamentvolles Rock-Pop-Paket.




Als Sarah Bettens Anfang der 80er Jahre in Antwerpen bei den Basement Plugs vorsingt, für dessen Gitarrentöne sich ihr Bruder Gert verantwortlich zeichnet, wird sie sofort als Frontfrau aufgenommen. Doch das reicht der Songwriterin noch nicht: Sie geht eigene Wege und veröffentlicht eine Coverversion von Hank Williams "I´,m So Lonesome I Could Cry" und beamt sich mit der Single in die Top 5 der belgischen Charts. Von der Plattenfirma Double T Music (Sony Belgien) bekommt sie einen Vertrag für ein komplettes Album angeboten. Sie lässt sich nicht überrumpeln und stellt ihren Bruder bei den Major Bossen vor. In einem Akustik-Set überzeugen die Geschwister ihr zukünftiges Label und gründen die Band "The Choice". 1993 erscheint das Debut "The Great Subconscious Club”. Durch fleißiges Touren erarbeitet sich das Quintett schnell internationale Bekanntheit. Als Vorband der Indigo Girls gelangen sie schließlich in die USA, wo sie plötzlich eine unangenehme Begegnung mit musikalischen Namensvetter haben: Die amerikanische Band The Choice besteht auf Änderung des Namens. Sarah und Gert besinnen sich ihrer Sympathie für die Schriften von Franz Kafka und nennen sich in K`s Choice um.

Die Live-Erfahrung nehmen sie 1995 mit ins Studio, um an ihrem Zweitling "Paradise In Me" zu arbeiten. Die Singleauskoppelung "Not An Addict" wird europaweit zum Hit und feiert nach einer gemeinsamen Tour mit Alanis Morissette auch in Amerika Charterfolge.

Für ihr drittes Album "Cocoon Crash" (1998) können sie den britischen Musikproduzenten Gil Norton gewinnen, der schon die Pixies, Terrorvision, Echo and The Bunnymen und The Foo Fighters betreute. Seine Handschrift sorgt für mehr Popstrukturen und entschärft etwas die ungestüme Rauheit der Live-RockerInnen. Die Scheibe wird begeistert aufgenommen und erhält in Holland und Belgien Platin. Das Schicksal hält einen Karriereknick vor: Gert bekommt das Pfeiffersche Drüsenfieber und die Live-Aktivitäten der Band müssen eingeschränkt werden. Als er wieder die Bühnen betreten kann, sind die Fans begeistert wie zuvor und 2000 erscheint ein weiteres Studioalbum "Almost Happy". In den Folgejahren kommt es einigen Besetzungswechsel und es wird ruhiger um die Band.

Genau die richtige Zeit für Sarah Bettens, um sich den Traum von einem eigenständigen Album zu verwirklichen. Als Soloartistin kann sie Wege beschreiten, die sie als Teil von K´,s Choice nicht mehr hätte gehen können, da sich während der langjährigen musikalischen Karriere eine gewisse Leitlinie ergeben hat. Jetzt kann sie sich als Songwriterin neu entdecken und wieder risikoreicher arbeiten. Mit Einflüssen aus Rock, Pop und Folk gestaltet sie ein eingängiges, aber vielfältiges Album. In den Lyriks beschäftigt sie mit politischen Themen und widmet sich alltäglichen Problemen. Gegen die Engstirnigkeit eines Großteils der Menschen möchte sie mit "Not Insane" protestieren: "Ich empfinde, dass die Gesellschaft sehr angstbesetzt ist und die Leute so sehr Veränderungen fürchten, dass sie Andersein oft nicht akzeptieren können. Im Grunde sagt dieser Song: ´Hey, ihr denkt, dass ich verrückt bin, aber in Wirklichkeit seid ihr die Verwirrten.´" Die klare Aussage wird durch einen hypnotischen E-Gitarren-Beat unterstützt. Die lauten Rocksongs dominieren das Album, nicht nur "Not Insane" ist von einem antreibend-schnellen Rhythmus geprägt, sondern auch "Come Over", das durch einen besonders eingängigen Refrain intensiviert wird. Ein wahres E-Gitarren-Gewitter findet sich in "Fine". Trotzdem müssen sanftere Balladen nicht vermisst werden. Da ist das zart-nachdenkliche "Don´t Stop" und das sanfte "Turn Around" mit harmonischen Pianotönen. Songwriting-Qualitäten, die einer Joan Baez würdig wären, zeigen sich in "One Second", "I´m Okay", "Sister" und "Don´t Let Me Drag You Down", die eine lebensbejahende Grundstimmung mit Akustik-Gitarren-Nuancen vereinen.

AVIVA-Tipp: 13 Songs zum Immer-Wieder-Hören, die nachdenklich machen und gleichzeitig für gute Laune sorgen - ohne oberflächlich zu sein. Auch als Soundtrack für sommerliche Lagerfeuer an abgelegenen Seeufern geeignet. Verträumt, lebhaft, energievoll und besinnlich.

Die Songwriterin im Web: www.sarahbettens.com

Sarah Bettens
Scream

Label: Flow Records, VÖ: 14.03.2005
EAN: 8713606910759
15,99 Euro 90008115&artiId=4166383&nav=5247"



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Beitrag vom 22.04.2006

AVIVA-Redaktion