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Beitrag vom 15.02.2005
Interview mit Eleni Mandell
Danielle Daum
"Can`t You See I`m Soulful". Amerikas Songschreibernachwuchs-Talent gibt sich die Ehre und startet einen Monat nach der Veröffentlichung ihres neuen Albums im Januar 2005 ihre Europa-Tournee.
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"Afternoon" ist bereits ihr 5. Album, doch erst das 2., das in Deutschland veröffentlicht wird. Es sind ausnahmslos traurige Liebeslieder, die Eleni Mandell mit ihrer ausdrucksvollen, warmen Stimme singt. Lieder die von Sehnsucht handeln, von enttäuschten Erwartungen, bitteren Abschieden, von Schmerz und manchmal auch von Glück. Anfang Februar startete ihre Europa-Tour. Danielle Daum traf sie vor ihrem Konzert im Tacheles in Berlin.
AVIVA-Berlin: Kommen wir gleich zu deinem neuen Album: Du hast angekündigt, es sei voll von Soul-Music. Was genau ist deine Definition von Soul-Music oder wo ordnest du dich mit "Afternoon" ein?
Eleni Mandell: Ich glaube, meine Definition von Soul-Music ist Musik, die du in deinem Bauch fühlen kannst. Ich liebe Soul-Music aus den 60ern. Ich hab viel davon gehört, als ich die Songs schrieb. Mal sehen, ob ich mich erinnern kann was gehört habe: Betty Swan, Irma Thomas etc.. Es gibt so viele gute Sachen. Freunde von mir sind Plattensammler und haben mir Mix-Tapes gemacht.
AVIVA-Berlin: Warum heißt dein neues Album "Afternoon"?
Eleni Mandell: Mir ist aufgefallen, daß viel Songs vom Tag handeln, vom Sonnenlicht, vom Nachmittag. Und dann war da auch der Song "Afternoon". Ich benenne jedes Album nach einem Song, der für mich eine ganz besonders Bedeutung hat.
AVIVA-Berlin: Was an "Afternoon" auffällt, ist, daß es sich anhört, als hätten alle Musiker tatsächlich gemeinsam im Studio gestanden und einfach frei drauflos gespielt. War das wirklich so oder gab es Vorgaben?
Eleni Mandell: Ich mag es, live aufzunehmen. Bei meiner neuen Platte mache ich es gerade ein bißchen anders aber eigentlich haben wir einfach viel geprobt. Wir spielen ja nun schon seit einigen Jahren zusammen und einige der Songs kannten wir schon. Ich mag es, wenn sich jeder frei fühlt und Spaß hat. Die Jungs sind fantastische Musiker und wir wissen einfach, wann es funktioniert und wann nicht. Aber es gibt Regeln..."Spiel` das nie wieder!"
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photo: autumn de wilde |
Aber meistens läuft es einfach gut und ich vertraue ihnen.
AVIVA-Berlin: Was hast du zuerst im Kopf, die Lyrics oder die Musik und was inspiriert dich?
Eleni Mandell: Manchmal laufe ich einfach in meiner Gegend in den Hills herum und singe vor mich hin, oder beim Autofahren, oder mir fällt ein Wort ein, ich schreibe es auf... Meistens, wenn etwas funktioniert, kommt alles zur gleichen Zeit. Ich bin ganz gut darin, beides gleichzeitig zu machen. Aber es ist selten so, das die Musik zuerst da ist und die Worte folgen. Ich mag einfach Worte!
AVIVA-Berlin: Was ist das Schwierigste am Songwriting?
Eleni Mandell: Es ist nur dann schwierig, wenn ich mich unter Druck setze. Ansonsten fällt es mir leicht, schließlich mache ich es ja auch schon lange genug. Ich vertraue mir selbst und versuche nicht zu schreiben, wenn es einfach nicht die richtige Zeit ist.
AVIVA-Berlin: Die meisten deiner Lyrics handeln von Liebe, vor allem enttäuschter Liebe. Sind deine Texte fiktiv oder geht es dabei wirklich um dich und deine ganz persönlichen Erfahrungen?
Eleni Mandell: Naja, ich denke die beste Musik ist Musik, die ehrlich und aufrichtig ist, auch wenn`s ein bißchen kitschig ist. Also ja, das sind meine wirklichen Erfahrungen. Vielleicht bin ich ein bißchen melodramatisch und habe eine sehr rege Fantasie aber ich versuche, ehrlich zu sein...und ich habe einen schlechten Geschmack. Aber die Dinge ändern sich gerade!
AVIVA-Berlin: Fällt es dir nicht manchmal schwer, solche intimen Gefühle und Gedanken auf der Bühne einem großen Publikum zu offenbaren?
Eleni Mandell: Wenn ich auf die Bühne gehe und die Dinge gut laufen, trete ich ein in eine andere Dimension. Das einzige Mal, wo ich verunsichert war, war bei einer Show in LA. Meine Eltern kommen eigentlich immer zu meinen Konzerten, wenn ich in LA bin, aber dieses Mal dachte ich "man, das ist wirklich komisch, so etwas vor meinen Eltern zu singen". Aber dann bin ich auf der Bühne und vergesse alles andere und danach reden wir nicht mehr darüber!
AVIVA-Berlin: Tom Waits ist einer deiner größten musikalischen Vorbilder, wie war das für dich, als du ihn damals in LA tatsächlich kennengelernt hast?
Eleni Mandell: Es war unglaublich, es war einfach unglaublich! Ich lernte ihn durch einen Freund kennen, was einfach der beste Weg ist, um jemanden kennen zu lernen, den du bewunderst. Es ist schwierig, wenn du jemanden triffst und so ein riesengroßer Fan von ihm bist. Es hat mein Leben verändert, er hat mich sehr ermutigt. Ich bin übrigens auch ein großer Bob Dylan Fan und gerade dabei, sein Buch zu lesen und in dem Buch beschreibt er, wie es ist, wenn dir jemand, den du zutiefst bewunderst, zulächelt und du das als eine solche Ermutigung erlebst. Das läßt dich weiter machen. So war für mich die Begegnung mit Tom Waits und es hat mich dazu gebracht, weiter zu machen. Und jetzt brauche ich ein bißchen Ermutigung von Bob!
AVIVA-Berlin: Kann man sagen, daß es dieser Moment in deinem Leben war, an dem dir klar wurde, daß Musik wirklich das ist, was du machen willst?
Eleni Mandell: Das war in jedem Fall die Begegnung mit Chuck E. Weiss und Tom Waits. Ich habe schon als Kind Musik gemacht und in der Schulzeit spielte ich in Punkbands aber als ich die beiden traf und sie mich singen hörten und sagten "das ist es, was du tun solltest", das war`s. Das war Wahnsinn!
AVIVA-Berlin: Du hast den heißbegehrten "Best Songwriter/Composer 2003"- Award im LA Weekly zusammen mit Elliot Smith gewonnen und hast tatsächlich die Verleihung verpaßt. Wie konnte das passieren?
Eleni Mandell: Die Hochzeit meines Bruders war am nächsten Tag und ich hab mich dafür entschieden, schon mal die Schuhe einzulaufen, die ich für die Hochzeit gekauft hatte. Sie waren wirklich hoch und meine Füße schmerzten bereits. Elliot und ich waren Konkurrenten und er hatte auch noch einen Auftritt, also ging ich davon aus, daß er gewinnen würde. Meine Füße taten schrecklich weh und ich bin einfach nach Hause gegangen. Als ich schon im Bett lag, rief ein Freund von mir an und sagte mir "Du hast gewonnen!" Es war schade, daß ich nicht da war, um den Leuten zu danken, die mir geholfen haben. Außerdem ist es mir fast ein bißchen peinlich gewesen, ich meine, du willst nicht verlieren, aber gewinnen willst du auch nicht.
AVIVA-Berlin: Dein letztes Album bedeutete einen großen Karriereschub für dich, ganz besonders in Europa. Obwohl "Country for True Lovers" zum Zeitpunkt deiner letzten Europa-Tour nur in Frankreich erhältlich war, war dein Konzert in Berlin ausverkauft und ein voller Erfolg. Was erwartest du diesmal?
Eleni Mandell: Die Dinge waren nie leicht für mich, also erwarte ich eingentlich gar nichts. Ich versuche gar nichts zu erwarten. Natürlich ist es wirklich aufregend heute abend in Berlin zu spielen. Es ist wie Paris oder New York und es ist das Highlight der Tour. Ich versuche einfach Spaß zu haben.
AVIVA-Berlin: Wenn du die Chance hättest, bei einem Major zu signen, würdest du es tun oder hättest du Angst, deine kreative Freiheit einzubüßen?
Eleni Mandell: Ich kann`s mir kaum vorstellen. Aber es wäre toll, ein Label zu finden, ob nun groß oder klein, daß mir hilft, weiter Platten zu machen. Denn alleine ist es wirklich schwer. Aber ich glaube nicht, daß ich mir darüber all zu viele Gedanken machen muß!
AVIVA-Berlin: Du hast mal gesagt, es gefällt dir nicht, was aus Country-Music geworden ist. Was genau meinst du damit und wie siehst du die Zukunft für dieses Genre?
Eleni Mandell: Country-Musik aus Nashville ist mittlerweile eher Pop-Musik. Sie hat nicht mehr diesen Charakter, der Country-Musik so berühmt gemacht hat. Ich liebe George Johnson, Tammy Wynette, Willy Nelson, Merle Haggard und einige dieser Leute machen immer noch Musik und sie ist immer noch toll. Ich höre eigentlich nur altes Zeug. Ich bin zwar kein Experte aber ich denke Country-Musik ist Soul-Musik, deshalb hat auch Ray Charles eine Country-Platte gemacht. Sie ist so soulig und ich denke das ist Country-Musik heutzutage leider nicht mehr.
AVIVA-Berlin: Du hast einen deiner Songs (American Boy) John Kerry gewidmet, in der Hoffnung, daß er der nächste Präsident wird. Warst du enttäuscht über den Ausgang der US-Wahlen?
Eleni Mandell: Oh ja, ich war sehr enttäuscht, aber nicht überrascht. Ich vertraue der Regierung nicht. Ich versuche mich da rauszuhalten. Das mag verantwortungslos sein, vielleicht sollte ich politisch aktiver sein, aber in Amerika ist das wirklich schwer. Es scheint einfach unmöglich und hoffnungslos zu sein. Ich glaube, ich habe die Wahlen besser verkraftet als viele meiner Freunde, weil ich kaum Hoffnung hatte. Ich habe gehofft, daß es gelingen würde, aber ich habe nichts erwartet. Die Republikaner sind sehr mächtig und sie haben viel Geld. Das ist erschreckend aber wenn du zu viel darüber nachdenkst, drehst du durch.
AVIVA-Berlin: Und sonst, welche Päne hast du für die Zukunft?
Eleni Mandell: Ich werde versuchen, nicht so viel Käse zu essen, solange ich in Deutschland bin. Ich frage mich, wie ihr das macht! Ich meine ich liebe deutsches Essen, ich liebe Bratwurst, Schnitzel und Käse. Ich mag schweres Essen, aber ich will nicht zunehmen solange ich hier bin. Also versuche ich wirklich, nicht zu viel zu essen.
AVIVA-Berlin: Eleni, ich danke dir für die Zeit, die du dir genommen hast und wünsche dir alles Gute für die Zukunft und viel Spaß gleich auf der Bühne.
Eleni Mandell: Vielen Dank, es hat Spaß gemacht.
Eleni Mandell Country for June Lovers"
Eleni Mandell "Afternoon"
Mehr zu Eleni Mandell: www.elenimandell.com