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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 02.06.2004


Bebel Gilberto
Tatjana Zilg

Die Bossa Nova-Prinzessin verwöhnt die HörerInnen mit brasilianischer Lounge-Musik, die sich sanft einschmeichelt mit zarten und dynamischen Klängen. Produziert von Marius de Vries (Björk, Madonna)




Die verträumte, sanfte und gefühlvolle Stimme von Bebel Gilberto führt durch eine stilvolle Mischung aus Liedern in Englisch und brasilianischen Portugiesisch, geprägt von Bossa Nova - Rhythmen und Cool-Jazz-Elementen. Aber auch ein poppiger Charakterzug fehlt den zwölf perfekt arrangierten Titeln nicht.

Bei "Aganjú" fasziniert der tragende Rhythmus, der die Wortkaskaden zielorientiert wie eine stürmische Welle vorantreibt, gleichzeitig getragen durch einen weichen, einschmeichelnden Chor von Bebel Gilbertos Mutter Miúcha. Sehnsucht ist spürbar. Der für populäre brasilianische Musik typische Optimismus wird hervorgezaubert.

Das magische "Céu Distante" entführt in die Energie eines Landes, das von vielen verschiedenen Traditionen geprägt wurde: Den afrikanischen, den indigenen und den europäischen. Der Beat erinnert hier an einen Djembé-Trommelschlag, die Stimme Bebels singt von Sternen, Wind und den sich immer verändernden Himmel.

Eine Coverversion eines Songes der brasilianischen Legende Caetano Veloso ist das luftige "Baby", für das der Psychedelik-Rocker Os Mutantes einen ironischen englischen Text schrieb.

Der Spagat zwischen Tradition und Club gelingt Bebel Gilberto mit verspielter Gelassenheit. Als Tochter von João Gilberto, dem Erfinder des Bossa Nova, und der bekannten Sängerin Miúcha wird viel von ihr erwartet.
Weitere Musikerpersönlichkeiten saßen am Familientisch: Ihr Onkel Chico Buarque war einer der ersten Popstars Brasiliens. So fiel der Eintritt in die Welt der Musik leicht: Ihr Debüt hatte Bebel mit sieben Jahren auf einem Album ihrer Mutter, mit neun Jahren trat sie live in der New Yorker Carnegie Hall auf.

Aber als Künstlerkind musste sie darum kämpfen, als eigenständige Musikerin wahrgenommen zu werden. Sie verließ 1991 Rio und zog in ihre Geburtsstadt New York. Dort jobbte sie ganz bodenständig als Kellnerin, als Babysitterin und als Model für einen Künstler. Gleichzeitig verfeinerte sie ihre musikalische Vision und arbeitete mit Musikern wie David Byrne u. a. zusammen. Sie brachte den Bossa Nova-Sound auf die New Yorker Tanzflächen.

2000 veröffentlichte sie bei dem Independent-Label Ziriguiboom ihr Debütalbum "Tanto Tempo", das von den KritikerInnen begeistert aufgenommen und zu einem der weltweit erfolgreichsten Alben mit brasilianischer Musik wurde.
"Ich möchte der Welt zeigen, dass brasilianische Musik nicht nur "The Girl from Ipanema´ ist", sagte sie einmal. Das ist ihr gelungen.

Sie ließ sich, den wartenden KritikerInnen zum Trotz, alle Zeit mit ihrem zweiten Album, um nun mit dieser jazzig angehauchten Perle zu überraschen.

Aviva-Tipp: Ein rundes und ausgereiftes Album mit einem bezaubernden Spektrum an wunderschönen Balladen und tiefsinnigen Bossa Nova-Songs.




Bebel Gilberto
"Bebel Gilberto"

Label: V2, Ziriguiboom, VÖ: 07.06.2004
Euro: 13,99



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Beitrag vom 02.06.2004

AVIVA-Redaktion