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Beitrag vom 14.05.2004
Diana Krall - der personifizierte Superlativ des Jazz
Sharon Adler
Ihr achtes Album, "The Girl In The Other Room", präsentiert neben wundervollen Arrangements einiger Stücke von Tom Waits, Mose Allison oder Joni Mitchell auch grandiose Eigenkompositionen
Diana Krall - mit den höchsten Preisen ausgezeichnet, mit gigantischen Verkaufszahlen gesegnet, hofiert von KritikerInnen, Publikum, Hollywood und High Society. Eine singende und Piano spielende Sensation von New York über Paris bis Tokyo, das schöne neue Gesicht des Jazz.
Doch sie wollte mehr. Musik statt Fotos machen, Klavier- statt Schauspielen. Zwar ging sie in den letzten Jahren regelmäßig ins Studio, um immer noch bessere, noch perfekter arrangierte und produzierte Alben einzuspielen. Doch die meiste Zeit verbrachte die Kanadierin mit Wohnsitz in New York damit, live zu spielen.
Das neue Album, das erste, das die inzwischen 40-jährige gemeinsam mit Tommy LiPuma produziert hat, präsentiert neben wundervollen Arrangements einiger Stücke von Tom Waits, Mose Allison oder Joni Mitchell auch sechs Eigenkompositionen, oft mit Texten oder zusätzlichen Zeilen ihres Ehemanns, Elvis Costello.
Diana Krall eröffnet "The Girl In The Other Room" mit einem Blues, der angenehm ironischen und typisch zynischen Mose Allison-Nummer "Stop This World". Ein subtiler Befreiungsschlag, der gleich zu Anfang klarstellt, dass es ihr in dieser Welt nicht um Stolz und Status geht. Ihre Welt dreht sich um gute Musik, echtes Talent und tiefe Emotionen.
Schonungslose Offenheit oder verletzliche Schönheit offenbart sich vor allem in ihren eigenen Songs. Dem reflektiven "I´ve Changed My Address", dem wunderschönen "Narrow Daylight" und dem unendlich traurigen, schlußendlich doch noch hoffnungsfrohen "Departure Bay", das den Bogen vom ersten Weihnachtsfest mit der Familie nach dem Tod ihrer Mutter bis zur Heimfahrt zu ihrer neuen großen Liebe, ihrem Ehemann Elvis Costello, schlägt. "Ich habe in den letzten Jahren eine Reihe schwerer persönlicher Verluste und tiefschürfender Veränderungen erlebt", erzählt Diana Krall. "Statt mich abzuschotten und zu verzweifeln, habe ich diese Songs geschrieben. Zuerst habe ich die Musik geschrieben, dann sprachen Elvis und ich darüber, worum es in den einzelnen Songs gehen sollte. Ich habe ihm Geschichten erzählt und Seite um Seite mit Erinnerungen, Beschreibungen und Eindrücken aufgeschrieben, die er dann in eine lyrische Form gebracht hat." Egal was sie singt, auch Tom Waits "Temptation" oder Joni Mitchells "Black Crow" und "Almost Blue" von Elvis Costello.
Geboren in Nanaimo in British Columbia, unweit von Vancouver, begann Diana Krall schon mit vier Jahren Klavier zu spielen. Inspiriert von ihrem Vater, einem versierten Stride-Pianisten, studierte sie alte Meister wie Fats Waller, James P. Johnson und Earl Hines, bevor sie mit 15 ihren ersten öffentlichen Auftritt in einer Bar hatte. Sie war noch ein Teenager, als sie ein Stipendium für das legendäre Berklee College of Music in Boston annahm. Nach zwei Jahren in Boston zog sie um nach Los Angeles, wo sie Jazzlegenden wie den Bassisten John Clayton, den Sänger und Pianisten Jimmy Rowles und den Bassisten und Bandleader Ray Brown kennenlernte. Drei Jahre verbrachte sie an der Westküste, bevor sie zurück nach Toronto zog. Schon bald darauf nahm sie ihr Debütalbum "Stepping Out" in Montreal auf. 1994 ging sie nach New York und unterschrieb einen Plattenvertrag mit dem GRP-Label, für das sie wenig später "Only Trust Your Heart" einspielte.
Schon dieses Album wurde von Tommy LiPuma produziert, dem Wegbereiter einiger der grandiosesten Alben für Ikonen von Barbra Streisand bis George Benson. LiPuma zeichnete auch für die Produktion ihrer Alben:
"All for You: A Dedication to the Nat "King" Cole Trio" (1995)
"Love Scenes" (1997)
"When I Look In Your Eyes" (1998)
"The Look of Love" (2001) und auch "Live in Paris".
Der große kommerzielle Durchbruch kam für Diana Krall mit "When I Look in Your Eyes". Nicht nur, dass sich das Album rekordverdächtige 52 Wochen auf Platz 1 der Jazzcharts des Billboard halten konnte, außerdem brachte es ihr zwei Grammys in den Kategorien "Best Jazz Vocal Performance" und "Best Engineered Album, Non-Classical" ein.
AVIVA-Tipp: Mit "The Girl In The Other Room" lässt sie jetzt deutlich eine persönlichere Diana Krall spüren, vielleicht sogar einen neuen musikalischen Weg - reifer, eigener, mutiger und offener denn je. Immer berührend, oft melancholisch, manchmal sentimental. Stop This World - and make way for Diana Krall!
Mehr zur Künstlerin im Netz unter:
www.dianakrall.com
Diana Krall
"The Girl In The Other Room"
Produced by Tommy LiPuma and Diana Krall
Label: Verve/ Universal: VÖ : 13.04.2004
18,99 Euro
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