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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 02.09.2004


Frail - Maria Solheim
Tatjana Zilg

Nicht nur eine norwegische Björk - Die elfenhafte Maria Solheim beweist auf ihrem dritten Album Eigenständigkeit, Phantasie und Professionalität. Bittersüß, zart, egozentrisch, melancholisch, stark.




"Frail" bedeutet zart, schwach und gebrechlich - Aber die zweiundzwanzigjährige Maria Solheim ist nicht nur von zierlicher Figur, sondern auch voll Power und Lebenskraft. Während die Vorgängeralben "Barefoot" und "Behind Closed Doors" noch sehr verspielt und naiv waren, geht es auf dem aktuellen Album um die substantiellen, düsteren Seiten des Daseins: Eine vielversprechende und solide Grundlage für die künstlerische Karriere der Norwegerin in den Blümchenkleidern, die wie ein leicht sarkastisches Augenzwinkern zu der Flower-Power-Romantik der Elterngeneration wirken.

Zielstrebig war Maria schon als Fünfzehnjährige, als sie Schriftstellerin und Journalistin werden wollte. Sie schrieb Gedichte und arbeitete als freie Mitarbeiterin für die Regionalzeitung "Bladet Vesteralen". Eine Freundin bat sie für Songtexte die Musik zu komponieren. Maria schloss sich mit der Gitarre ihres Vaters in ihr Zimmer ein. Ein halbes Jahr später war für sie klar, dass sie Songwriting und Musik zu ihrem Lebensmittelpunkt machen möchte.

Zu dieser Zeit begegnete sie dem neunundzwanzigjährigen Bengt Egil Hanssen, Pianist von der norwegischen Sängerin Kari Bremnes. Bengt gelang es, ihr den ersehnten Plattenvertrag zu vermitteln: 2001 erschien das Debüt "Barefoot", ein Album mit eigenen Songs, aber eingespielt von Studiomusikern. Maria distanziert sich bald von ihrem ersten Album, denn sie konnte sich nicht hundertprozentig mit der Künstlichkeit der Studiomusiker identifizieren.

Das zweite Album "Behind Closed Doors" (2002) klingt bereits wesentlich organischer und intimer als "Barefoot" und beweist musikalische Stilsicherheit. Eigene Ideen werden sehr gelungen mit norwegischen Folk-Einflüssen sowie Rock- und Pop-Elementen zu einem eigenständigen Ganzen verquickt. Maria Solheim wird nun unterstützt von einer vierköpfigen Band, mit der sie auch auf dem aktuellen Album arbeitet und auf Tour geht. Sie legt viel Wert auf das Zusammenspiel mit ihren Musikern.

In ihren Texten setzt sich die nachdenkliche junge Frau mit philosophische Fragen, dem Sinn des Lebens, gegenwärtigen Ängsten und Depressionen auseinander. Die ernsten Themen werden mit wunderschönen, zynischen und todtraurigen Metaphern veranschaulicht.

"Life is really strange ... Writing helps me to get some distance to life."

Eine besondere Intensivität wird erreicht durch die Wiederholung der manchmal knappen, aber tief ins Herz gehenden, sehr treffenden Textelemente.

"I´ve got pain in my body But I´m sure it will pass

I´ve got pain in my body But I´m sure it will pass
Now - my father died on a deadly disease
And my mother died of a deadly disease
I´ve got pain in my body But I´m sure it will pass at last"


Ein spezielles Highlight ist das vierte Stück"Take my heart away", das durch die bizarren, einschmeichelnden Klänge an die verruchte Clubatmosphäre des "Twin Peaks" - Soundtracks erinnert. Mit kristallklarer Stimme entführt Maria in die Zwischenwelten verzweifelter Sehnsucht und verzerrender Liebe.

"Winter Skies I felt nice Went to dance You asked me for romance
I fell down To the ground You said Don`t be afraid I`m here to stay
Take my heart away
Clouds were thick I got panic All my thoughts are influenced by fear"


Die schwarzhaarige Norwegerin ist zwar keinesfalls Freundin lauter Töne, dennoch sagte sie bereits anlässlich der Veröffentlichung von "Behind Closed Doors" das sie gerne noch ein Stück rauer klingen würde. Deshalb arbeitete sie auf der neuen Scheibe mit dem Produzenten Emil Nikolaisen zusammen, der aus der härteren Ecke kommt. Er spielte früher in der Metal Combo Extol und dann in der Glam-Punk-Band Silver. Für "Frail" greift er auch selbst zur Gitarre. Ihm gelang es um Maria und ihre Musiker ein atmosphärisches, transparentes, melodisches Soundgebilde zu konstruieren, das Marias mädchenhafte, melodische Stimme zur vollen Geltung gelangen lässt.

AVIVA-Tipp: Mit "Frail" hat sich Maria Solheim endgültig als moderne, innovative Songwriterin etabliert, die nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten sucht und den Zuhörer/die Zuhörerin an diesem Prozeß teilhaben lässt. Das mystische Album verzaubert mit einem faszinierenden, leicht schmerzlichen Wechselspiel zwischen bittersüßer Kindlichkeit und tiefsinniger Nachdenklichkeit.



Frail
Maria Solheim

ISBN: 4015698506624, VÖ 06.09.2004
Label: Strange Ways Medien GmbH
Euro: 15,99
www.mariasolheim.com005075449408


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Beitrag vom 02.09.2004

AVIVA-Redaktion