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Beitrag vom 06.10.2004
Sensationelles Konzert der Dresden Dolls im Knaack
Marie-Louise Leinhos
Am Freitag, den 24.09.2004 spielte das Bostoner Duo im restlos ausverkauften Club. So dicht gedrängt hatte man das Knaack noch nie erlebt. Amanda, die Sängerin gab kurz vor dem Konzert ein Interview.
Bis zu den Gängen standen die Leute, um noch einen Blick auf die Dresden Dolls zu erhaschen. Das Bostoner Duo hatte mit seinem Debütalbum in der Subkulturszene Berlins mittlerweile solche Wellen geschlagen, dass es sich auch der ein oder andere der Beatsteaks oder Rammsteiner nicht nehmen ließ, bei diesem Konzert zu gegen zu sein. Aber wen verwundert’s. Zu einzig eigenartig und zugleich unglaublich energiegeladen ist die Atmosphäre, die Amanda Palmer (vocals, piano) und Brian Viglione (Drums) auf der Bühne versprühen. Eine Mischung aus Kurt Weill, Tori Amos und Nick Cave and The Bad Seeds.
Der Nachmittag verlief allerdings für die beiden weniger glücklich. Bei den Probeaufnahmen zu der Sendung Polylux verletzte sich Brian mit einem Kinderschirm am Hals schwer. Er musste ins Krankenhaus und mit sechs Stichen genäht werden. Aber dieses Handicap konnte ihm nicht die Power nehmen. Pünktlich gegen 22 Uhr stand er auf der Bühne und trommelte los, wie ein junger Gott. Irgendwie erinnert er mit seinem Enthusiasmus hinter der Hiat an Dave Grohl, mit solch Wirbel verleiht er den Songs seine ganz persönliche Power. In Amanda’s Brust scheinen zwei Seelen zu schlummern. Gleich Dr. Jackyl und Mr. Hyde, mit emotionaler Sensibilität und ausdrucksvoller Energie, die jede ZuschauerIn bis ins Mark ergreift, performt die Künstlerin ihre Songs.
Ihre Musik ist ergreifend, sensibel und immer für eine Überraschung gut. Sowohl Stücke des Albums als auch eher unbekanntere Songs kamen beim Berliner Publikum sehr gut an. Ein sehr individuelles Cover von Black Sabbath’s Klassiker „Iron Man“ sorgte dann auch für uneingeschränkte Sympathie eines jeden Metal-Freundes.
Insgesamt ein großartiges Konzert und nach ganzen 2 Stunden verließen Amanda und Brian unter tosendem Applaus die Bühne.
Vor dem Soundcheck nahm sich Amanda Zeit für ein Interview mit AVIVA-Berlin.
AVIVA-Berlin: Dresden Dolls ist ja schon ein etwas merkwürdiger Name, für eine Band, die aus Boston kommt. Wieso habt ihr euch dafür entschieden?
Amanda: Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Deutschland, seit ich mich mit 16 Jahren in einen deutschen Jungen verliebt hatte. Er machte mich mit der Kultur, Musik und Schriftstellern vertraut. Ich hatte viele deutsche Freunde, was auch dazu beitrug, dass ich mich an der Universität in Regensburg einschrieb. Die Zeit dort war wirklich sehr schön, denn Regenburg ist eine kleine Stadt. Es kann sehr langweilig sein, aber es dauerte nicht lange, da kannte ich genug Leute, mit denen ich auf gleicher Wellenlänge lag. Nach meiner Zeit in Regensburg lebte ich 2 Jahre in Köln. Die Stadt ist im Verhältnis ziemlich groß und es war schwierig, Leute kennen zu lernen. Als es dann um die Suche nach einem neuen Bandnamen ging, war es klar, dass es irgendetwas Deutsches sein musste. Dresden Dolls ist ein Name, der zwei verschiedene Bilder für mich assoziiert. Dresden steht für die zerbombten Städte nach dem Zweiten Weltkrieg und Dolls für die Zerbrechlichkeit einer Porzellanpuppe. Diese beiden Begriffe beschreiben auch die Musik. Es geht von sehr lauten und aggressiven Stücken bis hin zu sehr langsamen und ausdrucksstarken Parts.
Fortsetzung I
Fortsetzung II