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Beitrag vom 10.12.2003
Let P!NK be Punk, neues Album Try this
Marie-Louise Leinhos
Sie ist das Riotgirl des amerikanischen Poppunks und knutscht auch mal mit Frauen rum. P!NK ist nicht spießig. Musikalisch macht sie aber eher einen biederen Eindruck.
Gleichgeschlechtliche Küsse scheinen im prüden Amerika momentan anzukommen. Nicht nur Madonna und Britney Spears fanden sich aus PR-Zwecken zum heißen Kuss auf der Bühne zusammen. Auch P!NK knutschte kurzerhand mit Schauspielerin Kristianna Loken (Terminator 3) rum. Leider fokussierten sich die Reporter zu sehr auf diese Story und die neue Platte rückte in den Hintergrund. Manchmal geht PR auch nach hinten los.
“Try This“ ist auch für das geschulte Ohr keine wirklich solide Punkscheibe. Joe Strummer und die Ramonesbrüder würden im Grabe routieren, wenn man behaupte, P!NK sei Punk.
Die Songs sind zu eingängig und aufwendig strukuriert. Sie sind nicht im typischen profanen 3-Akkordstrickmuster des Punks gehalten. Auch der Stempel des Pops, vermischt mit rockigen Gitarren lastet zu stark auf diesem Longplayer, so dass keinesfalls von rotzigem Punk die Rede sein kann.
Eine wirkliche Kritik ist das nicht. Nur etwas verwunderlich, wenn man sich anschaut, wer auf diesem Album mitmischte.
Denn P!NK holte sich u.a. Punklegende Tim Armstrong von der Proll-Punk-Band Rancid ins Studio. Auch Linda Perry, ehemalige Gitarrenfrontfrau der 4NonBlondes, wirkte bei der Produktion mit. Ihre Handschrift ist deutlich in Songs wie „Trouble“ oder „Tonight’s The Night“ zu hören. Etwas ruhiger, aber nicht langweilig, sind Songs wie „Oh My God“. Sie zeigen die Vielseitigkeit der Stimme der Sängerin, die bei diesem Stück schon fast sentimental ins Mikrophon haucht. Des weiteren ist auch Berlins schrägster Nachtvogel vertreten. Peaches verstärkt die Ballade mit ihren Vocals.
Das Album reißt einfach mit. Denn P!NK’s gewaltige Stimmpower vermittelt gekonnt die unglaubliche Energie dieser Frau. Ihre Texte erzählen Alltagsgeschichten, und befassen sich keinesfalls mit abgehobenem Popstargeschwafel.
Dennoch, Punk ist dies jedoch eindeutig nicht, eher solider Rock mit einer gehörigen Portion mainstreamigen Pops im ganz großen Stil. Somit bleibt die Attitüde des Punks ihren Outfits und eventuell ihrem Benehmen überlassen.
Und der Erfolg gibt ihr recht. In nur drei Wochen schaffte P!NK, wovon viele träumen: Ihr aktuelles Album "Try This" verkaufte sich in Deutschland bereits über 200.000 Mal und steht seit drei Wochen in den Top 5 der Albumcharts von Media Control. Damit sichert sich P!NK Platin.
Try This
P!NK
BMG, erschienen 10. November 2003
ISBN/EAN: 828765681322
17,99 EURO