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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 05.11.2003


Jasmin Wagner auf der YOU-Messe in Berlin
Marie-Louise Leinhos

Aus Blümchen wird Jasmin Wagner. Jasmin fand es an der Zeit, einen Imagewechsel zu vollziehen. Was die Fans auf dem neuen Album erwarten wird, verrät die sympathische Hamburgerin in einem Interview.




Jasmin Wagner, vielen auch bekannt als Ex-Blümchen, startete vor knapp 10 Jahren mit einem Cover des NDW-Hits, „Herz an Herz“, ihre Karriere. Mit ihren gerade mal 23 Jahren kann Jasmin schon auf 9 Alben, 17 Singleauskopplungen und 4 Tourneen zurückblicken. So wurde sie sehr jung zu einer der interessantesten und produktivsten Erscheinungen des deutschen Pops der Neunziger. Und diese Erfolgswelle hält bis heute an. Jasmin ist durch ihre Ausstrahlung und ihre Natürlichkeit ein absoluter Publikumsmagnet. Und da die Fans von Blümchen auch gewachsen sind, scharen sich heute bei Auftritten nicht nur kreischende Fraktionen Zahnspange tragender Teenager um die schöne Sängerin.

Nun ist der ehemalige Teeniestar mit neuer Single am Start. Anlässlich der Jugendmesse YOU in Berlin vom 24.10-26.10.2003 schaute die junge Hamburgerin am Stand von RTL-Radio vorbei und performte unter den Augen ihrer Fans den neuen Song “Leb´ Deinen Traum“, ein Titel der Jasmin aus der Seele zu sprechen scheint.

Jasmin arbeitet zur Zeit an einem neuen Album und man darf gespannt sein. Denn ihr gelingt es immer wieder auf`s Neue, ihre Fans zu überraschen. Und mit den mädchenhaften Songs und der gepitchten Stimme von Blümchen hat das nichts mehr zu tun. Erste Einblicke darauf, was ZuhörerInnen auf Jasmins neuer Platte erwartet und wie sie heute auf ihre Karriere als Blümchen zurückblickt, bekommen Sie in diesem Interview.

AVIVA-Berlin: Deine neue Single „Leb `Deinen Traum“ war die Erkennungsmelodie für die Casting Sendung Popstars. Inwieweit sind Deine Träume in Erfüllung gegangen?
Jasmin:
Heute lebe ich meinen Traum zu 100%. Als ich aber mit knapp 14 Jahren zum ersten Mal die Bühne betrat, wurde für mich nicht unbedingt ein Traum wahr. Es ist einfach passiert. Ich habe nicht ernsthaft daran gearbeitet. Ich bin eher meiner Neugierde nachgegangen. Dadurch entstand meine erste Single, die auf Anhieb in die Charts schoss. Damit verbunden gab es auch die ersten Auftritte und es war ein völlig neues Gefühl, auf der Straße erkannt zu werden. Ich fühle mich bezüglich meiner Karriere eher vom Schicksal überrumpelt, als dass im üblichen Sinne ein Lebenswunsch in Erfüllung gegangen wäre. Nach dem Break, als aus Blümchen Jasmin Wagner würde, musste ich auch zuerst überlegen, wo ich nun hin möchte. Ich hatte viele Ansätze und Ideen für neue Videos und Songs. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es ein neues Album von mir geben würde. Aber ganz klar, auch ich bin nicht jeden Tag in meinem Leben glücklich und es gibt auch sehr viele anstrengende Momente. In meinem Song „Leb´ Deinen Traum“ geht es auch mehr um die Botschaft, selbstbestimmt zu handeln. Ich habe viele Freundinnen, die in meinem Alter versuchen, ihren Weg zu finden, und nun auf Druck ihrer Eltern eine Ausbildung beginnen, die sie gar nicht machen wollen. Ich habe es da besser, denn alles was ich mache, geschieht aus meiner eigenen persönlichen Entscheidung. Das ist das, was ich allen Menschen wünsche. Selbstbestimmtes Handeln und eigene Entscheidungsfreiheit.

AVIVA-Berlin: Du warst gerade 15, als du als „Blümchen“ Deinen ersten Hit hattest. Im nach hinein betrachtet, wie hast du das plötzliche Interesse an Deiner Person verkraftet?
Jasmin:
Damals habe ich die Situation eher instinktiv gemeistert. Es war für mich nicht ganz nachvollziehbar, warum ein Mädchen, das damals noch zur Schule ging, auf einmal als etwas Besonderes galt. Gleichaltrige fragten mich nach Autogrammen. Zu Anfangs war ich schon irritiert, da ich mich selbst nie als außergewöhnlich empfand. Auch heute fühle ich mich dabei merkwürdig. Besonders, wenn Leute auf mich zukommen und mir sagen, dass sie meine Songs mögen oder die Lieder sie über Situationen hinweggetröstet haben. Ich versuche aber auf der anderen Seite mit meinen Fans sehr natürlich umzugehen.

AVIVA-Berlin: Hat es Dich geärgert, wenn dir die „Bravo“ durch Fotostorys Liebhaber wie Zimpl von den „Bates“ angedichtet hat?
Jasmin:
Zimpl fand damals Blümchen toll und schmückte auch seinen Tourbus mit Postern. Das fiel den Leuten auf. Die „Bravo“ hat damals auch intensiv über „The Bates“ berichtet, und gesagt, trefft euch doch mal. Daraus wurde dann eine Headline, aber es war nicht etwas, was von beiden geplant war. Es bestand auf jeden Fall starke Sympathie von Zimpl gegenüber Blümchen, aber ich weiß nicht, ob er heute noch dazu stehen würde (lacht).

AVIVA-Berlin: Wenn du dir alte Blümchensongs anhörst, welche Gefühle hast du dabei?
Jasmin:
Ich freue mich. Ich höre sie nicht oft, aber manchmal doch. Beim Aufräumen bin ich wieder auf CDs gestoßen. Manche Lieder mag ich wahnsinnig gerne, andere nerven mich ein bisschen. Aber zu allen Liedern gibt es Geschichten, und es ist schön, beim Hören daran erinnert zu werden.

AVIVA-Berlin: Um noch mal auf die Single „Leb´ Deinen Traum“ zu sprechen zu kommen: Diesem Song hast du mit Uwe Fahrenkrog-Petersen, dem ehemaligen Keyboarder von Nena und Inga Humpe. Sind sie in die weitere Produktion Deines Albums involviert?
Jasmin:
Ja, ich habe verschiedene Songwriter gefunden, und wir haben in Zusammenarbeit verschiedenste Songs schrieben. Im Vorfeld gab es lange Gespräche, um herauszufinden, was am besten zu mir passt. Mir ist wichtig, dass meine Lieder in engem Bezug zu meiner Persönlichkeit stehen und man beim Hören einiges über mich erfahren kann. Mein Produktionsteam hat sich großartiges geleistet. Es gibt einen Song, der so ins Herz geht, dass er auch hätte von mir stammen können. Es gehört zu den Talenten von Uwe, Inga, aber auch anderen Leuten, sich in meine Person zu versetzen, und aus diesem Gefühl heraus, die Stücke zu schreiben. Somit entstehen keine x-beliebigen Song, die andere Künstler performen könnten. Jeder einzelne Song hat meine persönliche Note. Mit dieser Einstellung gehen wir mit der Produktion des neuen Jasmin Wagner Albums sicherlich nicht den einfachsten Weg, aber ich denke, dass er langfristig gesehen mehr Sinn macht.

AVIVA-Berlin: Wann kann man mit dem Erscheinen rechnen und wie weit bist du mit der Arbeit dafür?
Jasmin:
Mit dem Erscheinen des Albums kann man 2004 rechnen, die zweite Single wird es Anfang Januar ankündigen. Wir haben sehr viele Songs aufgenommen und es steckt wirklich viel Herzensblut in den Tracks. Ich bin sehr neugierig, in welch unterschiedlichste Richtungen es gehen könnte. Sicherlich muss man diese Phase irgendwann beenden. Aber wir nehmen uns einfach auch die Zeit, um zu schauen, was sich aus unserer Zusammenarbeit noch entwickelt.

AVIVA-Berlin: Hat es schon einen Namen, den Du verraten darfst?
Jasmin:
Ich habe 5-6 Titel, die eventuell in Frage kämen. Es sind sehr unterschiedliche Namen. Aber der Lustigste und daher auch unwahrscheinlichste ist: Anonymer Klangfaschismus. Leider passt er wohl nicht so ganz zu meinem neuen Album. Deswegen ist es sehr unwahrscheinlich, dass es so heißen wird. Ansonsten habe ich schöne Wörter und Titel, die vieldeutig interpretierbar sind, um für jeden offen zu lassen, was er in meinem neuen Album sehen möchte.

AVIVA-Berlin: Was erwartet Deine Fans auf dem Album, eine völlig neue Jasmin?
Jasmin:
Als ich die Songs aufgenommen habe, kam schon das ein oder andere Mal die Äußerung, ach, das ist ja gar nicht so weit weg von Blümchen. Daraufhin habe ich mir noch mal alte Blümchen-Songs angehört und finde, es hat damit gar nichts mehr zu tun, außer dass ich es bin. Die neuen Songs bedeuten mir mehr. Ich bin emotional involviert und das kann man auch in meiner Stimme hören.

AVIVA-Berlin: Du scheinst auch eine Affinität zu Punkrock zu haben. Denn auf einem „Turbonegro-Sampler“ hast Du zusammen mit Bela B, dem Drummer der „Ärzte“, zu Verwunderung vieler den Song „Are you ready for some darkness“ gecovert. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit?
Jasmin:
Ich persönlich finde die Ärzte großartig und es gab die Verbindung zu Bela über die „Turbojugend“. Ich bin auch Mitglied der „Turbojugend St. Pauli“ und bin auch stolze Trägerin der heiß begehrten Jacke. Alle Leute wollen mir diese Jacke immer abquatschen, aber da ist nichts zu machen. Meine Zusammenarbeit mit Bela war reiner Luxus. Es ging nicht darum, einen Hype zu kreieren, sondern den Song zusammen mit Bela aufzunehmen und dabei Spaß zu haben.

AVIVA-Berlin: Genau wie Bela lebst auch Du in Hamburg. Wie beurteilst Du nun, nach dem Abgang von Schill, Hamburgs politische Lage?
Jasmin:
Es gab ordentlichen Gegenwind in Hamburg nach den Wahlen. Schill stellte sich während seiner Amtszeit immer mehr selbst in´s Aus. Viele Leute hatten ja damals auch Sympathie für ihn, sonst wäre er nicht gewählt worden. Aber es gab eben auch eine massive Seite gegen ihn, gerade von jungen Leuten, aus dem linken Lager, die immer wieder ihren Protest bekundeten. Er hätte wohl als Politiker bestehen können. Aber seine Persönlichkeit war mit dem Machtpotenzial überfordert. Somit rannte er von einem Fehler zielsicher zum nächsten. Es ist schön zu sehen, dass Leute, die nicht dazu bestimmt sind, in einer solchen Position zu sein, sich im Zweifelsfall selbst zerstören.

AVIVA-Berlin: Du engagierst dich sehr für Tier- und Menschenschutz. So versteigertest Du zu Gunsten von „Vernetzte Welt für Kinder“ ein Meet & Greet mit Dir als Stadtführerin durch Hamburg. Wie war es?
Jasmin:
Es kam noch nicht zu dem Treffen, aber ich war überrascht, wie viel Geld dafür geboten wurde. Die für ein Meet &Greet relativ überraschend hohe Summe von 1500 Euro kam zusammen. Ich entschloss mich für Kinder und Tiere, weil die meist keine eigene Lobby haben. Ich hoffe, mit der Aufmerksamkeit, die ich durch meine Musik bekomme, meine Fans auch dazu anzuregen, sich ebenfalls zu engagieren.

AVIVA-Berlin: Manchmal retten prominente HamburgerInnen ihren Verein selbst. Bist du auch ein begeisterter Pauli-Fan?
Jasmin:
Ja, bin ich und momentan muss man ihn wirklich retten. Ich habe ein paar sehr coole Spiele gesehen und war auch dabei, als der FC St. Pauli die Bayern geschlagen hat. Aber ich bin nicht wirklich ein totaler Fußballfan. Den FC St. Pauli zu mögen, bedeutet in Hamburg auch mehr. Es ist eine politische Bekennung und eine Zugehörigkeit, zu Menschen, die gerne feiern und Spaß haben. Ähnlich wie bei der Turbojugend, zumal es zwischen St. Pauli und der Turbojugend ja eine sehr enge Verbindung gibt. Ich habe wirklich keine Leute in meinem Freundeskreis, die den HSV mögen.


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Beitrag vom 05.11.2003

AVIVA-Redaktion