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Beitrag vom 02.03.2010
Randi Tytingvaag - Let Go
Tatjana Zilg
Im Oktober 2009 versetzte die Norwegerin mit ihrem Album "Red" die Musik-Kritik in Verzückung. Nun erscheint der Vorgänger "Let Go" auf internationaler Ebene und ergänzt das auditive Vergnügen ...
... aus Jazz, Edelpop, Broadway und globalen Rhythmen um sanftere, durch verspielte Leichtigkeit beglückende Komponenten.
Bewies Randi Tytingvaag auf "Red" vom ersten bis zum letzten Song Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein in einer spannungsvollen Atmosphäre, so zeigt das in Norwegen bereits 2006 veröffentlichte "Let Go", dass sie auch mit etwas zurückhaltenderen und zarteren Songs unwiderstehlichen Charme und Charisma entfalten kann. Dies geht - wie schon von "Red" gewohnt - einher mit ausgefeilten Kompositionen, die allesamt als Kleinode des norwegischen modernen Jazz gelten können. Dieser ist schon seit langem dafür bekannt, charaktervollen femininen Gesang in genreübergreifende Umgebungen zu schmiegen.
Von der Musikkritik wird sie gern mit Silje Nergaard, Beady Belle und Rebekka Bakken in einem Zug genannt. Harmonische Eleganz und verspielte Entdeckungsfreude zeichnen ihre Alben gleichermaßen aus.
Bei einigen der elf Songs von "Let Go" erhält die Klarinette eine besondere Rolle. So auf "Playful", wo das Holzblasinstrument einem romantischen Piano begegnet und wenig später gemeinsam mit einem wehmütigen Akkordeon eine bestechend schöne Art der Melancholie hervorruft. Eine unleugbare Schönheit schwebt über dem gesamten Album. Da verwundert es nicht, dass der letzte Song den Titel "Beautiful" trägt. Randi lässt hier ihre Stimme noch eine Essenz zarter als sonst klingen und haucht, nur begleitet vom Piano, eine leise Liebeshymne dahin. "You went on with dignity and pride" singt sie und das würde sicherlich jede(r) Hörer(In) auch über die Sängerin selbst sagen, so perfekt und einfallsreich erobern ihre Songs den Raum.
Mühelos wendet sie sich von sensiblen, langsamen Songs lebhafteren, energetischen zu.
Die Komposition von "Ghost" flirtet wunderbar gekonnt mit der Leidenschaft des argentinischen Tango während die Lyrics für die Verwirklichung der eigenen Träume plädieren, auch wenn ein mysteriöser Ghost dagegen hält. "I don´t care if she dislikes my plan, different from hers and hard to understand, I like to change it when I go along." Im sich anschließenden "War" variiert sie das Tango-Thema passend zu diesem Bekenntnis in eine eigenwilligere Interpretation, die den feurigen Rhythmus in einer einfach gehaltenen Tonfolge auf Piano und Kontrabass erkundet und durch ein sich leise entfaltendes Akkordeon ergänzt. Textlich geht es um die Grenzen zwischen der Außen- und Innenwelt in unsicheren Zeiten.
Auch das Werden und Vergehen der Liebe ist ein Thema, das sich durch viele der Songs zieht. Der Widerstreit zwischen Anziehung und Autonomie spiegelt sich in "Between us" und in "Let Go".
Randi Tytingvaag im Netz: www.tytingvaag.no
Weiterhören auf AVIVA-Berlin: Rebekka Bakken, Silje Nergaard und Beady Belle
AVIVA-Tipp: Offenkundig hat die grazile 31 jährige Norwegerin, die im Herbst 2009 zum ersten Mal in der deutschen Musikszene in Erscheinung trat, bereits eine ganze Trilogie an bezaubernd schönen, kraftvollen und detailreichen Musik-Alben hervorgebracht, die erst jetzt von dem Label Ozella Musik hierzulande ans Licht der Öffentlichkeit geholt wurden. Gerade zur richtigen Zeit, denn die Mischung aus Seelenbalsam, Sinneslust und prägnanten Lebensreflexionen erhöht mit Garantie die Lebensqualität in krisen-beladenen Zeiten.
Randi Tytingvaag
Let Go
Label: Ozella Music, VÖ Februar 2010