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Beitrag vom 06.04.2009
Maria Taylor - Lady Luck
Tatjana Zilg
Die amerikanische Songwriterin rät, ihre dritte Solo-Scheibe während einer kleinen Auszeit vom Alltag zu genießen: "Hört es euch in einem dunklen Raum mit ein oder zwei Kerzen auf Kopfhörer an, …
... vielleicht sogar in der Badewanne, auf jeden Fall aber in horizontaler Lage."
Tatsächlich lohnt es, sich in solch entspanntem Zustand auf die zehn Glücksperlen einzulassen, denn sie bieten ausgiebig musikalische Raffinessen und feinsinnige Texte. Notwendig ist der Ausnahmezustand aber nicht, um sich für "Lady Luck" zu begeistern. Übersprühende Lebenslust und nachdenkliche Momente halten sich perfekt die Waage, wodurch das Album zu vielem mehr geeignet ist, als nur Soundtrack für einen Erholungsabend in den eigenen vier Wänden zu sein: Genauso gut kann es zum I-Tüpfelchen für die ersten Abende unter freiem Himmel im Park, zum MP-3-Ohrenschmaus während eines bewegten Werktags und zum idealen Mitbringsel für die nächste Geburtstagsparty werden.
Da überrascht es nicht, dass "Lady Luck" mitten in Maria Taylors eigenem Lebensstrudel entstand. Sie schrieb die zehn Songs, während sie nach Los Angeles zog, um im urbanen Umfeld frische Inspirationen zu finden. Dies bedeutete für sie einen großen Schritt hin zu neuen Horizonten und musikalischer Individualität, nachdem sie als Teil der zweiköpfigen Dream Pop Band Azure Ray den Weg in die Indie-Musikszene fand und später im Jahr 2005 ihr Solo-Debut "11:11" veröffentlichte, auf dem auch Saddle Creek Songwriter-Ikone Conor Oberst mitsang. Das Follow-Up "Lynn Teeter Flower" (2007) war von melodramatischen Tönen geprägt, die dunkelromantischem Songwriting-Pop Made In Omaha in hoher Qualität entsprachen.
Als frischgebackene Los Angeles Bürgerin zelebriert sie nun die Eigenständigkeit, klingt reifer als je zuvor und trifft endgültig nicht mehr nur den Indie-Geschmack. Ihren Songs liegen diesmal eingängige Rhythmen zugrunde, die ohne Hindernisse in die Ohren stürmen. Der ersten Singleauskoppelung "Time Lapse Lifeline" gelingt dies durch eine spannungsgeladene Mischung aus tempo-treibenden Gitarren-Akkorden, dynamischen Drums und orchestralen Streichern. Leicht tragisch entpuppt sich der Inhalt des darüber schwebenden rauchigen Gesangs, der davon erzählt, wie schnell das Leben verstreicht und dass sich alles in nur einem Moment verändern kann. Wirklich traurig muss dies aber niemanden stimmen, denn in der Folge entfalten sich viele weitere Songs, die ausreichend über die Vergänglichkeit hinweg trösten und dazu einladen, sich vom Lebensfluss einfach mitreißen zu lassen. So tauchen "100,000 Times", "It´s Time" und "A Chance" die Seele in ein wohltuendes Bad aus schwelgenden E- und Akustik-Gitarren, samtig schönem Gesang und dezent vorantreibenden Drums. Für besinnlich-entspannende Momente sorgen unterdessen die ruhigeren Songs "Orchids", "Lady Luck" und "My Favorite ... Love".
Weiterhören: Ani DiFranco und Rilo Kiley
Maria Taylor im Netz: http://www.maria-taylor.com/ und auf Myspace
AVIVA-Tipp: Maria Taylor schenkt ihren Lady-Glücksmelodien mit einem ausgereiften Gitarren-Spiel große Kraft und Lebendigkeit und wird dabei von ihrem MusikerInnen-Ensemble mit munteren Drums und zuversichtlichen Streichern effektvoll unterstützt. "Lady Luck" besticht durch pures Temperament, ohne je aggressiv zu werden, so dass es ein Vergnügen ist, sich der dritten Solo-Scheibe von Maria Taylor hinzugeben.
Maria Taylor
Lady Luck
Label: Nettwerk/Soulfood, VÖ April 2009