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Beitrag vom 02.02.2009
Heather Greene - Sweet Otherwise
Tatjana Zilg
Die Amerikanerin lebt in New York und ist in Detroit aufgewachsen. Als es darum ging, ihrem zweiten Album Gestalt zu geben, entschied sie sich für einen Umweg über Europa. In Edinburgh schrieb ...
... und komponierte sie elf Songs, durch die ein Spooky Touch weht, so als ob sich ein schottischer Schlossgeist entschlossen hätte, die charmante Metropolitin mit zurück nach New York zu begleiten.
Dennoch hält sich das Gruseln in Grenzen, der Fokus liegt auf einem chilligen Mix aus Pop, Jazz, Folk und Country. Obwohl ihr Fast-Namensvetter Adam Green ist, bevorzugt sie kein pures Gitarren-betontes Songwriting, sondern bindet oft Synthesizer-Klänge ein und stellt sich damit dezent in die Nähe der Mit-New Yorker Blonde Redhead. Aber sie entschwebt nicht wie diese in sphärische, luftige Weiten. Ihr Sound ist bodenständig und dennoch vielfältig.
In Schottland entdeckte sie ihre Liebe zum Nationalgetränk Whiskey und war bei dessen sorgfältiger und liebevoller Produktion hautnah dabei, als sie in einer Destille jobbte. Mit einem ähnlichen Ansatz scheint sie auch an die Kreation ihrer Songs zu gehen, denn diese wirken in sich abgestimmt, schmeicheln sich gekonnt in die Sinne, erlauben aber kein Ausruhen, denn im exakt richtigen Moment enthalten sie Spannungspunkte.
Akkurat vorgeplant bis ins letzte Detail ist dies aber nicht. Während der Arbeit im New Yorker Studio gab sie ihren Gast-Musikern, alle langjährige gute Freunde von ihr, gern Freiraum. In ihren Augen wird das beste Ergebnis dann erzielt, wenn alle Beteiligten sich gleichermaßen einbringen und spontan Ideen aufgenommen und weiterverfolgt werden können.
Dem voraus ging die Abgeschiedenheit in Schottland. Durch die Distanz zu ihrem New Yorker Leben, wo sie mit ihrem Debut "Five Dollar Dress" (2005) zur neuen Sensation der Underground-Musikszene avancierte, entwickelte sie ihren Stil ungestört weiter. Sehr mit sich selbst im Reinen wirkt die Sängerin dadurch in den neuen Songs und verwöhnt die Ohren mit einem Mosaik aus dahingehauchten, herb-rauen, wie Cidre die Kehle kitzelnden, jazzig erwachsenen und bittersüß poppigen Gesangs-Farben.
Die Song-Melodien kommen dabei oft in einem langsamen, sich allmählich anschleichenden, dann umso mehr die Sinne gefangen nehmenden Tempo daher - wie besonders "Space", dessen Grundstimmung für einen David Lynch-Film genau passend wäre, wenn der Regisseur sich eines Tages entscheiden würde, einen etwas optimistischeren Tenor zuzulassen.
"Why Don´t You Say Yes?" spielt mit den Stilmitteln des Reggae und kombiniert diese mit New Yorker No Wave, wodurch ein einzigartiger, bestechender Rhythmus entsteht. Noch ein wenig waviger wird es mit "Get Up And Go", in dem sie beweist, dass ihre Stimme auch in einem schnellen Tempo bezaubernd sein kann.
Weiterhören: Tori Amos und Blonde Redhead
Heather Greene im Netz: www.heathergreene.com und auf Myspace
AVIVA-Tipp: Einen guten Whiskey lehnt niemand so ohne weiteres ab. Langsam den Geschmack auf der Zunge zergehen lassen und dem Genuss nachspüren, dieser Ansatz lohnt sich auch für die Begegnung mit den musikalischen Kreationen des amerikanischen Jungtalents: Zurücklehnen und lauschen, sich einhüllen lassen von auditiven Seidenfäden, die harmonisch miteinander spielen, und sich dann überraschen lassen, wie viele weitere Qualitäten es beim aufmerksamen Hinhören zu entdecken gibt.
Heather Greene
Sweet Otherwise
Label: BHM, erschienen Februar 2009