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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 17.04.2009


Alony - Dismantling Dreams
Silvy Pommerenke

Erneut überzeugt die israelische Sängerin mit ihrem warmen Timbre in der Stimme, entfernt sich allerdings ein wenig von ihrem Jazzplaneten und tritt in die Umlaufbahn der elektronischen ...




... Klänge ein. Dadurch entstehen Soundgebilde, die eine sphärische Schönheit besitzen und die die HörerIn auf eine genussvolle akustische Abenteuerreise mitnehmen.

Die Presse überschlägt sich schier bei der Beschreibung von Alonys Musik. Sei es, dass davon geschwärmt wird, dass "Alonys Musik [...] einen ganz eigenen Planeten voller Atmosphäre und Geheimnis [bildet], der sich auf verschlungenen Wegen um die Jazzsonne bewegt", dass das lautmalerische Bild der "Ohrfilme" benutzt wird, oder die Stimme von Efrat Alony als "außergewöhnlich schön und wandlungsfähig" bezeichnet wird, so sind sich alle einig in der Benutzung von Superlativen in Bezug auf die in Berlin lebende Sängerin.

Das Trio Alony setzt sich zusammen aus Efrat Alony (vocals), Mark Reinke (piano, keys) und Christian Thome (drums, electronics), die so wundersame Einflüsse wie Rickie Lee Jones, David Sylvian, Coldplay oder auch Arvo Pärt angeben. Zu hören ist davon wenig, denn die Kompositionen der drei sprechen ihre eigene musikalische Sprache, und Vergleiche zu anderen MusikerInnen sucht man fast vergeblich. Individuelle Arrangements, die niemals sperrig klingen, sondern auf wundersame Weise leicht ins Ohr gehen, besonders veredelt durch den verführerischen Mezzosopran der Sängerin und das kaj:kaj Streichorchester. Die so entstandenen Klanggebilde und lyrischen Texte sind wunderschön, aufregend und betörend, und mit jedem neuen Hören entdeckt man andere Raffinessen und Vielfalten.

Vor knapp drei Jahren erschien Alonys drittes Album "Unarmed and dazed", das im Gegensatz zu der neuen Produktion trauriger und melancholischer klang und noch wesentlich mehr am traditionellen Jazz orientiert war. Sehr schön ist das nachzuvollziehen durch die Neuinterpretation von "Lights On/Off", das auf dem vorhergehenden Album überwiegend mit akustischen Instrumenten eingespielt wurde - und in der Tat ein wenig von der Phrasierung wie Rickie Lee Jones klang. Das Remake auf "Dismantling Dreams" wurde hingegen mit elektronischen Beats unterlegt und klingt wesentlich temporeicher. Erstmals haben Alony auch mit "Buba memukenet" (Lyrics: Daliah Ravikovitz) und "Ad Matay" (Lyrics Etti Ankri) Songs in hebräischer Sprache aufgenommen, die sich wundervoll zwischen die englischsprachigen Stücke eingliedern. Für den Track "2 Years Later" hat sich das Trio bei dem irischen Lyriker William Butler Yeats bedient, der unter anderem von Angelo Branduardi, Loreena McKennitt und Carla Bruni bereits musikalisch bearbeitet wurde.

Efrat Alony, geboren 1975 in Haifa als Tochter irakischer EinwanderInnen, studierte Komposition, Arrangement, Jazz- und klassischen Gesang in Israel, der USA und an der Hanns Eisler Hochschule für Musik in Berlin. Neben ihrem Bandprojekt Alony und diversen Auftritten mit Bigbands, arbeitete sie als musikalische Leiterin und Vokaltrainerin für diverse Theaterproduktionen u.a mit dem renommierten amerikanischen Regisseur Robert Wilson. Nachdem sie 2006 den mit 5000 Euro dotierten Jazz Performancepreis der Karl-Hofer-Gesellschaft Berlin gewann, erhielt sie 2008 den Berliner Senat Jazz-Förderungs Preis.

Alony im Netz: www.alony.de und auf MySpace

Weiterhören: Beady Belle und Ofrin

AVIVA-Tipp: Das verstärkte Einbauen von elektronischen Elementen in die hochkomplexen Jazz-Pop-Arrangements von Alony ist schlichtweg der Hammer, erst recht der Mezzosopran der israelischen Sängerin, der ebenso unter die Haut wie mitten ins Herz geht. Diese absolute Ausnahmemusikerin hat in ihren beiden Partnern Mark Reinke und Christian Thome ihre kongenialen Ergänzungen gefunden und durch die Zusammenarbeit mit dem kaj:kaj-Streichorchester noch eine Note der Noblesse hineingebracht. Musik für die Unendlichkeit!

Alony
Dismantling Dreams

Label: Enja Records, VÖ April 2009


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Beitrag vom 17.04.2009

Silvy Pommerenke