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Beitrag vom 30.01.2009
Glasvegas - Glasvegas
Silvy Pommerenke
Oasis und Muse können einpacken, denn Großbritannien hat eine neue Rock`n`Roll Band, deren Schlagzeugerin Caroline McKay laut NME Cool List zu einer der zehn coolsten MusikerInnen ...
... der Welt gekürt wurde.
Der seit 1952 wöchentlich erscheinende New Musical Express (NME) erstellt diese Cool List seit 2002, und hierbei wird nicht etwa aus dem Bereich des Mainstreampop sondern aus dem Rock- und Independent-Bereich rekrutiert. Bislang war beispielsweise regelmäßig einer der Gallagher-Brüder von Oasis vertreten, und auch Amy Winehouse wurde letztes Jahr in diese Liste der coolsten Menschen unseres Planeten gewählt. Mit der `Quotenfrau` von Glasvegas ist nun eine Musikerin gewählt wurden, die eigentlich überhaupt nichts cooles an sich hat bzw. dem gängigen Schönheitsideal trotzt. Mollig sieht sie aus, ähnelt eher einer Soziologiestudentin denn einer Schlagzeugerin einer Rockband und gibt sich in Interviews sehr charmant und humorvoll. Erstaunlich, dass es nicht der Frontmann und Sänger der Band, James Allan, in die Cool List geschafft hat, wirkt er doch mit seiner Sonnenbrille, die er scheinbar nie absetzt, wesentlich geheimnisvoller. James` expressive und emotionale Stimme ist es schließlich auch, die einen Großteil der Qualität von Glasvegas ausmacht.
Wie cool das Image der Band auch sein mag und so sehr sie auch musikalisch ihren Vorbildern Oasis gleichen - die sie während ihrer aktuellen Europa-Tournee auch supporten – so lassen sie bislang noch nicht die typischen Rockstarallüren durchscheinen. Als sich Glasvegas (ein Kompositum aus Glasgow und Las Vegas) vor zwei Jahren formierte, dachte wohl niemand von den vier GlasgowerInnen daran, dass sie solch durchschlagenden Erfolg haben würden. Die sorgfältig arrangierten Songs sind nichts anderes als eine dramatische und pompöse Rockoper, die mal tragisch balladesk daherkommt, andererseits kraftvollen Druck ausübt oder mit melodiösen Ohrwürmern gewürzt ist. Unglaublich aber wahr!
Anspieltipps: "Stabbed", das von der Mondscheinsonate Beethovens untermalt wird, hebt sich musikalisch extrem von den anderen Songs ab. Ein tragischer Kriegssong, der das Einzelschicksal eines Soldaten herausgreift, der sich zwischen Töten und Flucht entscheiden muss. "Ice Cream Van" ist eine phantastische Ballade, die dramatisch und hymnisch konzipiert wurde, und die keinen besseren Platz auf der CD hätte bekommen können, als den des Schlussstücks. James Allan läuft hier zur Hochform auf und eröffnet den Raum für ganz große Gefühle. Aber selbstverständlich können die vier auch richtig schön rocken - wobei jeder Song, ob nun schnell oder langsam, sehr melodiös ausgestattet ist. Die erste Singleauskopplung "Geraldine" zeigt diese Stärke von Glasvegas: melodiöse Gitarrenriffs, kräftiges Schlagzeug und die smarte und extrem angenehme Stimme von James, der in seinem typischen schottischen Akzent singt. Auch "Daddy`s Gone", eine weitere Singleauskopplung, beschwört die fünfziger Jahre und Rockabilly Assoziationen herauf. Die werden auch durch den Klamottenstil der vier SchottInnen wachgerufen, denn schwarz ist selbstverständlich die erste Farbwahl bei den Überfliegern und ein exakt gestutzter Flat des Gitarristen Rab Allan, der der Cousin des Leadsängers ist, sorgen für das richtige Rock`n`Roll Image.
Glasvegas im Netz: www.glasvegas.net und auf MySpace
Weiterhören: The White Stripes (mit Meg White am Schlagzeug)
AVIVA-Tipp: Erfrischender Bombast-Rock aus Schottland mit einer ungewöhnlichen Schlagzeugerin, einem phantastischen Sänger und haufenweise super Ideen, was Songwriting, Kompostion und Dramatik betrifft. Zu Recht sind die vier von Glasvegas zur Zeit die absoluten Abräumer im Musikbizz, und es tut gut, neben den altbekannten Bands wie Oasis & Co. sich mal frischen musikalischen Wind um die Ohren wehen zu lassen.
Glasvegas
Glasvegas
Label: Sony BMG, VÖ Januar 2009