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Beitrag vom 30.01.2009
Cyminology - As Ney
Silvy Pommerenke
Das Berliner Quartett ist eine absolute Bereicherung für die Jazzszene, denn es verbindet persische Lyrik mit klassischem Jazz und bildet somit die perfekte Symbiose von Orient und Okzident!
Die gebürtige Iranerin Cymin Samawatie gründete mit ihren drei Musikerkollegen vor sieben Jahren das Quartett Cyminology. Dem vorausgegangen war die Begegnung von Cymin mit dem großen persischen Dichter des Mittelalters, Hafiz, der schon Goethe beeindruckte und dem dieser mit dem "West-östlichen Diwan" ein Denkmal setzte. Die Wahlberlinerin verstand zwar die persischen Texte Hafiz` nicht, war aber ungemein beeindruckt von dem musischen Klang der Worte. So beschloss sie, persische Texte mit amerikanischem Jazz zu verbinden, und der internationale Erfolg gibt ihr Recht: Als einen der ersten beeindruckte sie Bobby McFerrin, der sie bei den Braunschweig Classix auf die Bühne holte, und mit dem sie das Duett "per sé" sang, die Vertonung eines persischen Gedichts aus dem 11. Jahrhundert. Des Weiteren wurden Cyminology mit diversen Preisen ausgezeichnet, unter anderem im November 2004 mit dem Möbus Jazz-Award.
Mit dem Wechsel zum Label ECM hat sich auch das musikalische Konzept von Cyminology ein wenig geändert, denn während die Band auf dem Vorgängeralbum "Bemun" noch wesentlich vitaler klang, entdeckte sie nun die Langsamkeit für sich. "As Ney" ist ein kontemplatives, beeindruckendes Album, das einem Klassik-Jazz-Crossover gleich kommt, und das in seiner ästhetischen Schönheit Atem beraubend ist!
"Im Detail verstehen muss man all das nicht," glauben die vier MusikerInnen, dennoch liefern sie die englische Übersetzung der persischen Texte in ihrem Booklet. Dies ist zwar einerseits überflüssig, denn die Songs überzeugen auch ohne Textverständnis, andererseits sind sie für ein noch tieferes Nachempfinden und Eindringen in die Songs angebracht. Auf "As Ney" finden sich neben der Vertonung eines Gedichtes der zeitgenössischen, leider schon verstorbenen Iranerin Forugh Farrokhzad ("Naagofte / Untold") auch Verse von Hafiz wieder, ("Por se ssedaa / Resonating"), die sich nahtlos in die modernen Zeilen von Cymin Samawatie eingliedern. Die 33-jährige Sängerin ist sowohl für das Songwriting zuständig als auch an vielen Kompositionen beteiligt. Ihr zur Seite stehen der 29-jährige Pianist Benedikt Jahnel, der mit seinem kontemplativen Anschlag regelrecht eine meditative Stimmung erzeugt. Der Kontrabassist Ralf Schwarz ist mit seinen 38 Jahren der Granny des Quartetts und ergänzt mit dem 28-jährigen Schlagzeuger und gebürtigen Inder Ketan Bhatti das musikalische Zusammenspiel. Die langjährige Zusammenarbeit der vier ist dem Album in einer unerhörten Intensität anzuhören, die letztendlich auch dadurch zustande kommt, da sich verschiedenen Kulturen aufs Selbstverständlichste miteinander vermischen.
Cyminology im Netz: www.cyminology.de und auf MySpace
Weiterhören: Etta Scollo und Ketil Bjoernstad & Randi Stene und Norma Winstone
AVIVA-Tipp: Cyminology überzeugen mit ihrem dritten Album erneut durch eine Verbindung von persischer Lyrik mit traditionellem Jazz. Dabei sind sehr sinnliche, ausgereifte und erstklassig arrangierte Songs entstanden, die mehr als nur (be)sinnlichen Hörgenuss hervorrufen, sondern gleichsam das Tor zu einer anderen Welt eröffnen (westlich oder östlich, das sei hier die Frage) und beim Hören ein Feuerwerk von bedeutungsvollen Emotionen auslösen – tief, emotional und scharf ...
Cyminology
As Ney
Label: ECM Records, Januar 2009