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Beitrag vom 27.11.2006
Aimee Mann – One more drifter in the snow
Silvy Pommerenke
Und wieder ein Weihnachtsalbum mehr in der CD-Abteilung. Ob man will oder nicht, man kann sich dem ganzen Rummel um "das Fest der Liebe" nicht entziehen. Dabei verdient es doch schon lange...
... nicht mehr diesen Namen, sondern gleicht eher einem Fest des Konsums. Und zu dieser Jahreszeit verkaufen sich, so scheint es, Weihnachtsalben gut.
Was man Aimee Mann allerdings zugute halten kann ist, dass sie bis auf einen Song ("Calling on Mary") lediglich Cover-Versionen zum Besten gibt. Ob das nun Grund zur Sorge oder zur Freude ist, bleibt dahin gestellt. Lustig hingegen sind die Weihnachtsmänner in Gartenzwergoptik, die auf dem Booklet naseweis in die Kamera schauen. Oder sollte es sich um Weihnachtszwerge im Gartenmanndesign handeln? Der Übergang stellt sich hier fließend dar, und weil ein besonders vorwitziges Kerlchen vor Lachen außer Rand und Band gerät, wird er von Miss Mann persönlich zur Ruhe gemahnt.
Die Singer-Song-Writerin wollte ein Album produzieren, dass "die gespenstische und geheimnisvolle Schönheit von Weihnachten einfangen" sollte. Auslöser dafür war ein Weihnachtsspecial der Peanuts, das Aimee Mann im Fernsehen sah. Dabei wurden Kindheitserinnerungen heraufbeschworen, die vor allem mit schlaflosen Nächten und neugierigen Blicken durchs Fenster auf Santa Clause zusammenhingen. Charlie Brown verfällt zu Weihnachten in Depressionen (was durchaus nachvollziehbar ist). Für die Künstlerin ist dieses Fest jedoch positiv besetzt, so dass sie die Christmas-Klassiker gefühlvoll neu interpretiert hat, ohne dabei melancholisch zu werden. Vielleicht ein Therapiekonzept für Charlie und seine Freunde?
Zu Begin ihrer Karriere hatte die mittlerweile 46-Jährige nicht den kommerziellen Durchbruch, der ihr eigentlich zu wünschen gewesen wäre. Nur eine kleine Fangemeinde konnte sie begeistern, bis sie den Soundtrack zu dem Kinofilm "Magnolia" ablieferte. Das war 1999 und sie konnte im Folgejahr mit "Bachelor No. 2" an diesen Erfolg anknüpfen. Da sie unter den Restriktionen der Plattenindustrie litt, gründete sie kurzerhand ihr eigenes Label (SuperEgo Records) und hatte endlich den Freiraum, sich unabhängig künstlerisch zu entfalten. "Lost in space" und "The forgotten arm" waren die Projekte, die dabei entstanden. "One more drifter in the snow" ist das dritte Studioalbum aus dieser Serie.
Weiterhören: Wer die volle Dröhnung an Weihnachtsstimmung haben will, kaufe sich noch die Alben von Sarah McLachlan und das Chrismas Album von Diana Krall dazu.
AVIVA-Tipp: Trotz des weihnachtlichen Topos ist es ein typisches und demzufolge schönes Aimee Mann Album geworden. Dennoch wird ein Aufatmen durch die Republik gehen, wenn endlich der Dezember vorbei ist, und die Künstlerinnen sich wieder auf ihre alten Stärken besinnen.
Aimee Mann im Netz: www.aimeemann.com
Aimee Mann
One more drifter in the snow
Label: V2 Records / Rough Trade, VÖ: November 2006.