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Beitrag vom 21.01.2011
Patty Moon - Mimi And Me
Lisa Erdmann
Wer Patty Moon hört, der erscheint die Welt wie ein Stummfilm, zu dem es endlich den passenden Soundtrack gibt. Mit "Mimi and Me" im Ohr wird selbst der harmloseste Blick auf die Straße zur...
...spontanen Shortstory – und die geneigte Hörerin unweigerlich zur Akteurin.
Knorrig verwachsene Bäume, Nebelschwaden, Moor und Dickicht – die Klangwelt von Patty Moon gleicht einem mystischen Zauberwald voller wundersamer Figuren. Auf bisher drei Alben präsentierte das Duo um Judith Heusch und Tobias Schwab seit 1998 ihre musikalische Märchenwelt. Zwischen sphärischen Arrangements und geheimnisvollem Songwriting trafen "Clouds Inside" (2004), "Lost In Your Head" (2008) und "Dream Up" (2009) die Hörerin mitten ins Herz. Nun legt Patty Moon noch einmal nach und präsentiert mit "Mimi And Me" in 2011 eine weitere Traumreise in ihr somnambules Reich.
"Painting Horses", der vielversprechende Opener des Longplayers, unterlegt Judith Heuschs virtuoses Klavierspiel mit zarten Streichern und vertont zugleich das songwriterische Talent des Klangduos. Der bittersüße Auftakt verspricht fast schon entschlossen einen Neuanfang und auch das sich daran anschmiegende "Mimi and Me" versprüht mit hüpfendem Piano einen freudig-mutigen Hauch.
Obwohl Heuschs Stimme eigentlich eher durch Zartheit denn durch Facettenreichtum überzeugt, transportieren Songs wie "Cover Me" doch perfekt eine gewisse Stimmung, die eben nicht in Worte, sondern nur in Melodien gefasst werden kann. Und auch wenn die "When You Go"-Skits" zuweilen etwas verstörend anmuten, holen Songs wie "Dare" oder das traumhaft vertonte Edgar Allan Poe-Gedicht "The Raven" frau immer wieder zurück ins anheimelnde Wunderland.
Patty Moon bieten feinste Individualmusik, welche nicht zuletzt auch dank der Unterstützung des Pellegrini-Streichquartetts und des Cellisten David Neuffer die Fähigkeit besitzt, Räume zu fluten und die Natur, die unendlichen Weiten der Wälder und Felder, direkt ins heimische Wohnzimmer zu transportieren. Vielleicht ist das auch der Grund, warum der Regisseur Hans W. Geißendörfer drei Titel ("Landscape", "Stardust" und "Cover Me") für seinen im März 2011 erscheinenden Film "In der Welt habt ihr Angst" wählte. Wie ein Klangteppich breiten sich die 14 Songs überall dort aus, wo sie gehört werden. Sie überströmen die Hörerin mit ihrer düsteren Schönheit und dringen sofort und unweigerlich in sie ein. Oder um es mit den Worten der Frontfrau zu sagen: "Das Akustische atmet einfach mehr."
Patty Moon im Netz: www.pattymoon.de
AVIVA-Tipp: Eine Warnung vorab: Patty Moon ist nichts für schwache Nerven! Elegisch-betrübte Hörerinnen laufen eindeutig Gefahr, durch "Mimi And Me" in depressive Zustände zu verfallen. Gut Gelaunten sei allerdings dringend zum Patty Moon-Konsum geraten. Schließlich überzeugt dieses Album nicht nur durch seinen Soundtrack-Charakter, sondern vor allem durch seine einzigartigen Kompositionen. Und die sind zuweilen weitaus tiefgründiger und eindringlicher, als alle Pop- und Chart-Hits des letzten Jahrzehnts zusammen.
Patty Moon
Mimi And Me
Label: Traumton Records/Indigo, VÖ: 28. Januar 2011
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
Patty Moon – Dream Up
Agnes Obel – Philharmonics