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Beitrag vom 16.04.2010
Cibelle - Las Vênus Resort Palace Hotel
Lisa Erdmann
Auf ihrem dritten Werk präsentiert sich die Multiinstrumentalistin als Cabaret-Sängerin in einem post-apokalyptischen Paradies und entführt ihr Publikum in einen exotischen Klang-Dschungel voll...
...schillernder Skurrilitäten. Ein Konzept-Album, das die HörerInnen als zuckriger Cocktail verführt.
Die 1978 in São Paulo geborene Cibelle Cavalli machte erstmals in 1999 als Sängerin auf Mitar "Suba" Subotićs Album "São Paulo Confessions" auf sich aufmerksam. In 2003 folgten Gastvocals für Celso Fonsecas LP "Natural" sowie das mit "Cibelle" betitelte Debütalbum der damals 22-Jährigen. In 2006 veröffentlichte die Sängerin ihr zweites Solo-Album "The Shine of Dried Electric Leaves", welches in Zusammenarbeit mit Mike Lindsay (Tunng), Apollo Nove und Yann Arnaud (Air) aufgenommen und produziert wurde und Duette mit Seu Jorge, Spleen und Devendra Banhart enthält.
Auch das aktuelle Album der Klangexpertin, welches mit der Unterstützung des Produzenten Thom Monahan ("Au Revoir Simone", "Devendra Banhart") in London, São Paulo und Vancouver aufgenommen wurde, trägt die verheißungsvolle Überschrift "Konzept-Album". Das kreative Erschaffen einer musikalischen Welt, die mit facettenreichen Klangbildern zum Leben erweckt wird, zählt zu den Markenzeichen der Künstlerin.
So verwundert es die Hörerin kaum, dass auch der neueste Longplayer der Paulista, "Las Vênus Resort Palace Hotel", als verträumtes Eldorado ins Ohr geht und wieder jede Menge bunter Überraschungen bereithält. Zart gehauchte Texte wechseln mit energiegeladenem Gesang und Akustik-Sounds der Musica Popular Brasileira legen sich über elektronische Instrumentierungen - ein Hörerlebnis, welches sowohl die lateinamerikanischen Wurzeln der Sängerin als auch Pop-Elemente ihrer Wahlheimat England vereint.
Eröffnet wird der tropische Cabaret-Soundtrack mit einem Willkommensgruß der Musikerin. "The Planet has crashed and all that`s left is just a lump of rock floating in space" erklärt Sonja Khalecallon, das Alterego der Exotica, zwischen buntem Paradiesvogelgezwitscher. Auf diesem durch das All schwebenden Felsen findet frau alles, was das gestrandete Herz begehrt: einen Dschungel voll wilder Tiere, einen Ozean, der ins Nichts des Alls zerfließt und eine Beachbar, die zur besten Party des Universums lädt. "Welcome to Las Vênus Resort Palace Hotel. I Hope you enjoy the show and please, don`t feed the monkeys."
Was das Intro verspricht, wird bereits vom ersten Titel "Underneath The Mango Tree" erfüllt. Der 1998 von Bond-Girl Ursula Andress in dem Film "James Bond jagt Dr. No" zum Besten gegebene Song erwacht dank Cibelles zart-sinnlicher Stimme zu neuem Leben und verwandelt das Heim der Hörerin unweigerlich in einen von Palmen gesäumten Karibik-Traum.
Auch das von Electro-Pionier und Individualist Raymond Scott in den 1960er Jahren produzierte "Lightworks" wird von der Brasilianerin kraftvoll aufpoliert und versprüht mit rauschenden Drums und klingender Bassgitarre jede Menge Retro-Charme. Cibelles Komposition "Frankenstein" lässt mit Ukulele und glockenhellem Tamburin hawaiianische Tänzerinnen auf die Bühne treten und das synthetisch anmutende "Escute Bem" mischt exotisches Portugiesisch mit psychedelischen Klangmustern zu einer aufregenden Reise in die Vergangenheit.
Krönenden Abschluss des post-apokalyptischen Kurzurlaubs bildet das einst vom berühmtesten Frosch der Welt präsentierten "It`s Not Easy Being Green", welches Sonja Khalecallon a.k.a. Cibelle in feminin-laszive Bossa Nova Rhythmen hüllt.
Cibelle im Netz: www.myspace.com/cibelleblackbird
AVIVA-Tipp: Das paradiesische Südsee-Konzept "Las Vênus Resort Palace Hotel" ist der perfekte Audio-Urlaub für Zwischendurch. Das Album changiert zwischen Fifties-Sound und elektronischer Moderne und einige der zuweilen exzessiven Titel könnten getrost auf dem nächsten Tarantino-Soundtrack ihren Platz finden.
Cibelle
Las Vênus Resort Palace Hotel
Label: Crammed Discs, VÖ: April 2010
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
"Cibelle - The Shine Of Dried Electric Leaves"
"Au Revoir Simone – The Bird Of Music"
"Madita – Too"