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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 26.01.2019


Doe Paoro - Soft Power
Nora Rauschenbach

Die Frustration der in Los Angeles lebenden Singer-Songwriterin über die patriarchalen Strukturen im Musikbusiness bildet die Grundlage für ihr drittes Album. Diese Gefühle nimmt die Musikerin auf und reichert sie mit persönlichen Erfahrungen an. Entstanden ist ein Popalbum mit von Klavier bestimmten Soulelementen.




Die in New York unter dem Namen Sonia Kreitzer geborene Sängerin hat in ihrer Zeit im Musik-Business bereits einige negative Erfahrungen gemacht. Zwar geht sie im Interview mit dem Online-Magazin "amadeus" nicht ins Detail, doch äußert sie, sie wünsche sich mehr "safe spaces":
"I´ve found consolation in other female artists who´ve told me they´ve had similar traumatic experiences as I have working with men. I recently put together an all-female band for myself, which has been a very healing and exciting progression in my path, just playing with other women and having a safe space."

Schuld(ig)

In ihrem Song "Guilty" verarbeitet Doe Paoro genau solch eine traumatische Erfahrung.
Begleitet von Gitarre, Klavier und Drums spricht die Künstlerin über Dinge, die lange in ihr verschlossen blieben:

"And I know that I´m not the first
That you made defend her word
When I refuse to be coerced
Somehow I´m subversive?
I´ll take the blacklist, I´ll do time
But I´m not guilty
So why do I feel guilty?"
, so die Sängerin in ihrem Track.

Lange hat Doe Paoro darüber nachgedacht, ob sie diese so verletzliche Seite öffentlich machen soll. Den Ausschlag für die Produktion dieses Songs hat schließlich eine Tarot-Karten-Sitzung gegeben, die sie zusammen mit einer Freundin abhielt, wie sie im Interview erzählt: Doe zog eine Karte, auf der das Wort "guilty" geschrieben stand.
Diese Schuld, die die Musikerin hier thematisiert, hatte sie lange Zeit verinnerlicht. "It´s like a sane reaction to an insane world", bezieht die Singer-Songwriterin dazu Stellung.

Die sanfte Gewalt

Auch der Titel des unter anderem von der US-amerikanischen Sängerin und Pianistin Carole King inspirierten Albums orientiert sich an Machtstrukturen.
Inspiriert wurde er auch von der chinesischen Spruchsammlung Daodejing, die als Gründungsschrift des Daoismus – eine der Drei Lehren in China – gilt und eine humanistische Staatslehre enthalten soll. Hierbei gehe es um ein harmonisches Zusammenleben, frei von Gewalt und Armut, und in letzter Instanz um den Weltfrieden.

"There´s another form of power that´s just as strong: the power of patience, compassion, and forgiveness. I sought refuge in this idea of gentle power. The album is about unlocking this kind of power and learning to channel it toward others as well as myself.”, so die Musikerin über die Idee hinter dem Album.

An der Thematisierung von Mitgefühl und Vergebung, sowohl für andere als auch für sich selbst, fehlt es Doe Paoro in der Tat nicht. Dies bringt sie nicht nur in "Guilty" zum Ausdruck, sondern auch in jedem anderen ihrer insgesamt zwölf Songs auf diesem Album. Dies jedoch auch bei dem Großteil der Menschheit zu finden, scheint ein wenig weit hergeholt. Auf dem Album der Künstlerin funktioniert die "sanfte Gewalt" allerdings sehr gut und so können wir zumindest von einer besseren Welt träumen.

AVIVA-Tipp: Doe Paoro geht es in ihrem dritten Album "Soft Power" um Großes: Um Schuld und Vergebung, um Enttäuschung und Akzeptanz. Hierbei sind es – ganz im Motto des Albumtitels – vor allem die sanften, leisen Töne, die berühren.

Zur Musikerin: Doe Paoro wurde am 19. September 1984 unter dem Namen Sonia Kreitzer in Syracuse, New York, geboren. Bereits mit 15 Jahren schrieb sie ihre eigenen Songs. Inspiriert wurde sie dabei unter anderem von der US-amerikanischen Sängerin, Rapperin, Songwriterin und Schauspielerin Lauryn Hill, sowie von der Sängerin, Singer-Songwriterin und Pianistin Fiona Apple und dem kanadischen Singer-Songwriter Leonard Cohen.
2012 veröffentlichte Doe Paoro ihr Debütalbum "Slow To Love", damals war sie noch bei keinem Label vertreten. "After" (2015) folgte. "Soft Power" (2018) ist ihr drittes Album. Die beiden letzten Alben sind beide in Zusammenarbeit mit dem jetzigen Label der Musikerin, ANTI, entstanden.

Mehr zu Doe Paoro unter:
www.doepaoro.com
www.facebook.com/doepaoro
twitter.com/doepaoro

Doe Paoro
Soft Power

ANTI-Records
VÖ: 19. Oktober 2018
Weitere Informationen unter: www.anti.com

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Beitrag vom 26.01.2019

Nora Rauschenbach