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Beitrag vom 05.03.2018
Kat Frankie - Bad Behaviour. Live am 11.10.2018 - Köln - Gloria-Theater
Silvy Pommerenke
Kat Frankie, früher ein Geheimtipp für Anhänger*innen des Singer-Songwriter-Genres, zeigt mit ihrem vierten Soloalbum eine ganz neue Seite ihres musikalischen Könnens. Während sie früher mit überwiegend akustischen Instrumenten wie Gitarre und Piano glänzte und melancholische Stimmung verbreitete, wendet sie sich auf "Bad Behaviour" mehr der Elektronik zu und lässt ihre Stücke …
... fröhlicher, poppiger und bisweilen auch rockiger klingen.
Dabei bleibt sie sich aber selber treu und nutzt die Vielfältigkeit der Loop Station, mit der sie alle möglichen musikalischen Zaubertricks vollführt. Beispielsweise klingt es bei "Back to life" ganz so, als hätte sie sich eine/n GastmusikerIn dazu geholt. Aber weit gefehlt, das, was wie Anohni (aka Antony Hegarty) klingt, ist tatsächlich Kat Frankie, und die Australierin kann auch mit einem tieferen Timbre überzeugen.
Kat Frankie verbindet nun gekonnt die dunkle und die helle Seite ihrer Musik miteinander, wohl auch, weil sie "niemals nur das traurige Mädchen an der Gitarre sein" wollte. Allein der titelgebende Song offenbart diese Wandlung eindrücklich. Äußerst kraftvoll lässt sie sich über "schlechtes Benehmen" aus. Und die ursprünglich in Sidney als Innenarchitektin arbeitende Wahlberlinerin hält das Tempo bei gut der Hälfte der Songs durch. Auf "Home" bringt sie sogar Rock-Elemente mit angerissenen E-Gitarren unter und klingt dadurch fast ein bisschen wie ein Riot-Girl aus den Neunzigern.
Nichtsdestotrotz dürfen die Down-Tempo-Nummern natürlich nicht fehlen. "Forgiveness", "Versailles" oder "Finite" (auf dem Stück erinnert sie ein wenig an Annie Lennox) gehören zu der ruhigen und nachdenklichen Sorte. Alles in allem ist "Bad Behaviour" also ein sehr ausgewogenes Album geworden, das es zu entdecken gilt. Ihre Intention, "nicht mehr melancholisch sein" zu wollen, ist ihr auf jeden Fall gelungen. Und es ist tatsächlich eine "Platte der Freude" geworden, auf der sie über die Liebe (und natürlich auch manchmal das Leiden an ihr) und auch über Sex singt. O-Ton Frankie: "Ich habe noch nie ein Album gemacht, dass so voller Sex war wie dieses".
Und auch wenn sie sich für ihr viertes Album ziemlich viel Zeit gelassen hat - ganze sechs Jahre ist es her, dass sie "Please Don´t Give Me What I Want" aufgenommen hat – so verzeihen ihr das die Fans natürlich, denn das Warten hat sich allemal gelohnt. Und untätig war sie in diesen Jahren auch nicht, Zusammenarbeiten mit Clueso ("Neuanfang"), Olli Schulz, Get Well Soon oder mit dem Duo Keøma beim Vorentscheid für den Eurovision Song Contest zeugen davon.
AVIVA-Tipp: Das neue Album von Kat Frankie bietet so einige Überraschungen. Aus der schwermütigen Singer-Songwriterin ist eine vielfältige – bisweilen auch fröhliche – Popsängerin geworden. Für sie ist es eine logische kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer Musik. Für die Hörer*innen eine willkommene und äußerst erfrischende neue Seite der Wahlberlinerin.
Kat Frankie im Netz: www.katfrankie.com und auf Facebook
Kat Frankie live:
Do, 11.10.18 - Köln - Gloria-Theater
Kat Frankie
Bad Behaviour
Label: Grönland (Rough Trade)
VÖ: Februar 2018
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
Kat Frankie - Please Don´t Give Me What I Want
In ihrem aktuellen Album gibt die australische Musikerin ihrer Stimme die Hauptrolle und öffnet durch unterschiedliche Aufnahmetechniken einen musikalischen Raum, in dem mensch sich gerne verliert. (2012)
Kat Frankie - The Dance of A Stranger Heart
Melancholisch und geheimnisvoll wie der Titel klingt das gesamte Album der seit 2004 in Berlin lebenden Australierin. Kat Frankie zählt zu den wichtigsten VertreterInnen der Berliner Singer-Songwriter-Szene, und "The Dance of A Stranger Heart" beweist, dass sie diesen Status verdient hat. (2010)