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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 02.09.2017


Girlpool - Powerplant
Lisa Baurmann

Kindlich anmutende Strichzeichnungen auf dem Cover, abwechselnd sehr leichte und sehr schwere Gitarren, darüber mal lauter, mal gehauchter Gesang, immer im Duett – mit diesen eigenartigen und dabei überaus charmanten Elementen ziehen Girlpool sofort in ihren Bann.




Girlpool, das sind Harmony Tividad und Cleo Tucker aus Los Angeles. Mit gerade einmal 20 und 21 Jahren legen sie mit "Powerplant" bereits ihr zweites Studioalbum vor. Einen ersten Durchbruch in der US-Amerikanischen Indie-Szene hatten die beiden mit ihrem Debutalbum "Before the World Was Big" von 2015. Kritiker_innen und Fans feierten damals die verträumten Lieder, mit einfacher, unaufgeregter Gitarren- und Bassbegleitung und Flüstergesang, die aus bewusst kindlicher Perspektive auf die Welt blicken. Und die trotzdem nicht glatt und zuckerwattig sind.

Liedermachende Riot Grrrls

Das würde auch nicht zu den beiden Kalifornierinnen passen. Denn obwohl sie als ihre wichtigsten Einflüsse vor allem sowohl klassische als auch moderne Singer-Songwriter wie Neil Young oder Elliott Smith nennen, gehen sie ihre Musik mit echter Riot Grrrl-Attitüde an. Das wird deutlich in ihren Liveauftritten mit Punk-Atmosphäre, ihren unprätentiösen Texten über Liebe, Sex und Geschlechterrollen und der erfrischenden "Einfach-mal-draufloslegen"-Herangehensweise an Gitarrenspiel und Gesang.

Auf "Powerplant" behält das Duo die Attitüde bei und revolutioniert seinen Sound dabei spürbar. Diesmal haben sich Tividad und Tucker eine dritte Gitarre und Schlagzeugbegleitung ins Boot geholt. Die Songs werden so treibender, rhythmischer. Auf den ersten Blick mögen sie auf diese Weise weniger originell klingen als zuvor, mehr nach altbekanntem Alternative und Indie Rock. Bei genauem Hinhören zeigen sie sich aber vielschichtiger, außergewöhnlicher. Die neue Struktur hält die Songs auch dann noch zusammen, wenn sie von dissonanten Gitarrenparts wie im ansonsten simpel-fröhlichen "Corner Store" oder im Titelstück "Powerplant" von Klaviersoli unterbrochen werden.

"Crawl into the birdcage become a cartoon"

Die Lyrics, die die Musikerinnen für das Album zusammen schrieben, umreißen ausschnitthaft und assoziativ die widersprüchliche Welt immer noch junger Erwachsener: neue Möglichkeiten, die alles bieten, aber auch verwirren, komplexe zwischenmenschliche Gefühlswelten, Konfrontation mit Versprechungen und Erwartungen Anderer. In Teilen klingt dabei auch die Reflexion darüber an, was es bedeutet, noch als High-School-Schülerinnen die ersten Platten zu veröffentlichen und ausverkaufte Konzerte im ganzen Land zu spielen. So etwa in "Soup":

"sit and stare at your hands ´cause there´s so much to do
crawl into the birdcage become a cartoon
´cause all of the flowers are too much for you"


AVIVA-Tipp: Girlpools früher Erfolg erweist sich derweil als ausgesprochen nachhaltig. Harmony Tividad und Cleo Tucker liefern auf ihrem neuen Album einen ausgefeilteren Sound, der nach wie vor erfrischend klingt. Dazu Texte mit Ernst und Tiefe, die immer noch unvoreingenommen und mit subtiler Ironie in die Welt blicken. Girlpool bleiben nicht nur ihren Wurzeln treu, "Powerplant" macht auch ausgesprochen neugierig auf ihre zukünftige Entwicklung.

Girlpool
Powerplant

Label: Anti- Records
VÖ: 12.05.2017
www.anti.com

Girlpool im Netz:

www.girlpoolmusic.com

girlpoool.bandcamp.com

www.facebook.com/GIRLPOOOL


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Beitrag vom 02.09.2017

AVIVA-Redaktion