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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 23.02.2012


Yuja Wang - Fantasia
Anne Fröhlich

Die Klassikszene gerät bei der bloßen Erwähnung ihres Namens ins Schwärmen. Sie ist die "mit den fliegenden Fingern" und laut dem London Grammophone eine der "brillantesten Pianisten …



... unserer Zeit". Mit "Fantasia" bringt die gerade mal 24-Jährige, die schon auf fast allen großen Bühnen der Welt gespielt hat, bereits ihr viertes Album auf den Markt.

Eine Zugabe ist für Wang "ein kleiner Moment der Zärtlichkeit, der aus tiefstem Herzen kommt". Und diese Momente teilt sie gern und oft mit ihrem Publikum, so oft, dass sie auch schon mal selbst den Überblick verliert. "Ich könnte schwören, es seien vier (Zugaben) gewesen", sagt sie über ihr Konzert in der Pariser Salle Pleyel 2011, "doch ich höre immer wieder, es seien mehr gewesen – das ist wirklich seltsam". Manchmal kann sie sich kaum von dem Klavier trennen, dass ihr für die Dauer eines Konzertes bereitgestellt wurde: "Da geht es mir so wie mit einem Menschen, den ich nur einmal treffe, um dann in eine andere Stadt weiterzuziehen", erklärt die in Peking geborene Künstlerin, deren beeindruckende Fingerfertigkeiten dank ihres beliebten Youtube-Clips "Yuja Wang plays the Flight of the Bumble-Bee" über zwei Millionen InternetuserInnen bekannt sind.

Auf ihrem neuen Album hat sie nun all ihre Lieblingsstücke versammelt, es ist eine liebevolle Auswahl aus ihrem Zugaben-Repertoire, das den Hauch der besonderen Atmosphäre am Ende eines Konzertes einfangen soll. So finden sich unter anderem Stücke von Rachmaninow, Horowitz, Chopin und Dukas wieder. All diese Künstler nehmen einen besonderen Platz in Wangs Leben ein, "Ich hätte die CD fast ´Meine Helden´ genannt", so Wang. Über Rachmaninow sagt sie, sein Spiel habe etwas "Engelhaftes, Erhabenes", während sie in Horowitz "den vollkommenen Pianisten" sieht.

Damit nennt die virtuose Pianistin Begriffe, die von KritikerInnen und JournalistInnen auch gern zur Beschreibung ihres eigenen Werkes gebraucht werden. Besonders gelobt wird immer wieder die Leichtigkeit, die Wang selbst anspruchsvollsten Kompositionen verleiht, ihre makellose Technik und die Fähigkeit, die tiefere Intention eines Stücks zu durchdringen und zu transportieren. "Yuja Wang wird den übermenschlichen Anforderungen Rachmaninows auf scheinbar spielerisch leichte und enorm kluge Weise gerecht... Klangliche Substanz und subtile Tiefenschärfe gibt Wang nie zugunsten einer brüllenden Brillanz auf", schreibt etwa Die Welt 2012 anlässlich eines Rachmaninow-Konzerts der Musikerin. Dass die modebegeisterte Künstlerin bei ihren umjubelten Konzerten in der Regel in Minikleid und 12-cm-Stilettos spielt, ist mittlerweile zu ihrem Markenzeichen geworden.

1987 in der Hauptstadt Chinas geboren, fängt sie mit sechs Jahren an, Klavier zu spielen und gewinnt mit 15 den Wettbewerb des "Aspen Music Festival". Anschließend beginnt sie ihr Studium am renommierten "Curtis Institute of Music" in Philadelphia, wo sie sechs Jahre später ihren Abschluss macht. 2006 erhält Wang den "Gilmore Young Artist Award", 2010 den prestigeträchtigen "Avery Fisher Career Grant" und 2011 den Echo in der Kategorie "Nachwuchskünstlerin des Jahres (Klavier)" um nur eine Auswahl ihrer zahlreichen Auszeichnungen zu nennen. Ihr bisheriges Werk umfasst ihr fulminantes und preisgekröntes Debüt "Sonates & Etudes" aus dem Jahr 2009, das vielbewunderte zweite Album "Transformation" von 2010 und die Konzertaufnahme "Rachmaninow: Klavierkonzert 2 in C Minor" von 2011.

Der Titel ihres neuen Albums "Fantasia" bezieht sich tatsächlich, wie die ein oder andere Leserin vielleicht schon vermutet haben wird, auf den gleichnamigen Disney-Film von 1940. Der mit klassischer Musik untermalte Zeichentrickfilm zählt zu Yuja Wangs ersten Begegnungen mit der Klassik, in besonderer Erinnerung geblieben ist ihr dabei das Stück "L´Apprenti sorcier" von Dukas, das sie in einer eigenen Fassung für ihr Album einspielte. Ihr gefalle der Moment der Überraschung, wenn das Publikum die vertraute Melodie erkenne. Aber die Bedeutung des CD-Titels geht noch etwas tiefer: so gibt es eine Verbindung zu Goethe, von dem Dukas‘ Werk inspiriert wurde. Goethes Drama "Faust" wiederum hält Wang für "ein wundervolles Stück, tiefgründig und voller Ausdruckmöglichkeiten, dramatisch, doch nicht real, ein fantastisches Drama, das sich in meiner Fantasie abspielt".

AVIVA-Tipp: "Fantasia" wird seinem Titel ebenso gerecht wie den durch die sehr erfolgreichen Vorgängeralben gesteigerten Erwartungen. Fantasievolle Melodien und ein virtuoses Klavierspiel machen das neueste Werk von Yuja Wang, der großen Hoffnungsträgerin der zeitgenössischen Klassik, zu einem Genuss für Ohren und Geist.

Yuja Wang
Fantasia

Label: Universal Classics & Jazz / Deutsche Grammophon
VÖ: 02. März 2012

Weiterhören auf AVIVA-Berlin:

Yuja Wang - Rachmaninow

Yuja Wang im Netz:

www.yujawang.com

mediathek.daserste.de

www.youtube.com


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Beitrag vom 23.02.2012

AVIVA-Redaktion