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Beitrag vom 30.04.2014
Sepiatone - Echoes On
Christina Mohr
"Echoes On" ist nach "In Sepiatone" von 2001 und "Dark Summer" (2005) der hoffentlich nur vorläufige Abschluss der Album-Trilogie von Marta Collica und Hugo Race alias Sepiatone...
Marta Collica und Hugo Race sind keine Unbekannten in der Popszene: die gebürtige Sizilianerin und heutige Wahlberlinerin Collica macht seit Anfang der Neunziger Musik. Zuerst als Sängerin der Bands Groovy Guru und Micevice, bis sie später den legendären britischen Musiker und Produzent John Parish traf, der sie als Keyboarderin für seine eigene Band, PJ Harvey, Eels und Tracy Chapman engagierte. Mit dem australischen Musiker und Songwriter Hugo Race – Gründungsmitglied von Nick Caves Bad Seeds – spielt Collica in der Band True Spirit und außerdem als Duo Sepiatone zusammen.
So unterschiedlich ihre anderen Projekte auch sind, mit Sepiatone finden Collica und Race zu ihrem persönlichsten, emotionalsten Ausdruck. Frau merkt den Stücken an, dass Collica mit der Musik von Ennio Morricone und Nino Rota aufwuchs – italienischer und französischer Filmmusik der 1960er und ´70er Jahre. Dabei sind Sepiatone nicht als Retro-Score-Projekt zu verstehen, vielmehr lassen Collica und Race im intimen Rahmen ihren Vorlieben freien Auslauf: bittersüße, verträumte Melodien, umweht von einem sanft nostalgischen Hauch, Songs wie Skizzen, die sich doch unweigerlich festsetzen in Ohr und Herz. Hugo Race ist keineswegs "nur" Collicas Sidekick, sondern ihr charaktervoller Partner, der den dunklen, staubigen Blues in der Stimme hat.
Fans von Stereolab, Mazzy Star und St. Etienne werden mit Sepiatone genauso glücklich sein wie Chanson-LiebhaberInnen: Es ist schon irgendwie Pop, was Sepiatone machen, aber eine Form von Pop, die weder zeitliche noch Genregrenzen kennt. Sepiatone ist im Fluss, die untergehende Sonne blinkt durch die Blätter, frau öffnet den ersten Wein des Tages, der noch lange nicht zu Ende ist, lässt sich treiben und wird ein bisschen melancholisch dabei.
Marta und Hugo singen abwechselnd, aber auch gemeinsam, was besonders schön ist, meistens in englisch und auch auf italienisch ("Mare Grosso", "La Fuga"). Sepiatone sind kosmopolitisch, in einem sehr zurückhaltenden, freundlichen Sinn: Berlin, beziehungsweise die Reise in die Hauptstadt und wieder von ihr weg spielt da natürlich eine Rolle ("Air Berlin"), so wie die großen Städte überall auf dieser Welt ("City Lights") und die Rückkehr in den heimischen Hinterhof ("Never Been Away").
"Echoes On" erschien bereits im vergangenen Jahr in Australien und Italien, dank dem Berliner Label Solaris Empire nun endlich auch hierzulande.
AVIVA-Tipp: Sepiatones "Echoes On" ist ein seltener Glücksgriff – ein Album, das ganz zurückhaltend daherkommt, in das frau sich erst auf den zweiten Blick, aber dann umso nachhaltiger verliebt und das einen ganz sicher lange begleiten wird. Bleibt zu hoffen, dass Marta Collica und Hugo Race sich noch mehrere gemeinsame Platten vorstellen können.
Sepiatone
Echoes On
Interbang Records/Broken Silence/Solaris Empire, VÖ: 26.4.2014
www.solaris-empire.de
Marta Collica im Netz:
martacollica.com
Hugo Race im Netz:
hugorace.com