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Beitrag vom 08.04.2014
Wallis Bird - Architect
Christina Mohr
Von Dublin nach Berlin - Die irische Singer-/Songwriterin Wallis Bird tanzt sich frei und erfindet sich als "Architect" neu. Na ja, nicht komplett neu. "Architect", Wallis´ vierter Longplayer...
... weist sich schon nach wenigen Momenten unverkennbar als Bird-Album aus: die Stimme der 31-jährigen ist so heiser und kraftvoll, wie frau sie von ihren früheren Platten wie "Spoons" oder "New Boots" kennt und liebt.
Eine starke Persönlichkeit war Wallis Bird schon immer: als Kind verlor sie bei einem Unfall mit einem Rasenmäher die Finger ihrer linken Hand, die glücklicherweise wieder angenäht werden konnten. Ihr Ziel war es, eine virtuose Gitarristin zu werden – was ihr voll und ganz gelang. Ihr Spiel ist originell und originär: Wallis Bird hält die Gitarre seitenverkehrt, ohne die Saiten zu wechseln. Bei Liveauftritten kann frau sich von Birds Energie und Talent mitreißen lassen – ihre neue Platte begeistert auch in den heimischen vier Wänden: Der Opener "Hardly Hardly" ist schlicht umwerfend, soulig und enorm rhythmusbetont ist das Stück, zu dem frau einfach nur tanzen und mitsingen will.
Rhythmus ist auch der Schlüsselbegriff für "Architect": stärker als sonst hätten sich "die Beats ihren Weg gesucht", sagt Wallis Bird, die erstmalig auch mit Elektronik experimentiert, was ihren rauhen Mix aus Folk, Rock, irischer Musik und Punk-Attitüde bestens ergänzt. Wallis´ Power sucht sich dank der ungewohnt präsenten Percussion neue Wege, was für Abwechslung sorgt – aber nicht für Wischiwaschi-Mischmasch. Genregrenzen waren der Künstlerin ja schon immer egal, mit "Architect" bringt sie Originalität und Stilvielfalt unter einen Hut, oder, um im Bild zu bleiben, baut auf das stabile Fundament eine kühne Konstruktion. Ob Ballade oder Dancetrack, Wallis Bird packt alles mit Intensität und Verve an. Spontane Schreie und Kiekser werden nicht rausgeschnitten, sondern verstärken die lebendige, unmittelbare Atmosphäre, die das ganze Album durchzieht. "Architect" zeugt von Neuanfang und Selbstfindung: die Songs entstanden nach einer schmerzhaften Trennung und Wallis´ Umzug nach Berlin, wo sie sich sofort zuhause fühlte. Ihr neues Selbstbewusstsein zeigt sich in Songs wie "I Can Be Your Man" oder "Girls", die dazu aufrufen, das Glück nicht nur in heteronormativen Zweierbeziehungen zu suchen.
Wie auch schon die selbstbetitelte Vorgängerplatte von 2012, erscheint "Architect" auf Wallis´ eigenem Label ´Bird Records´ – Autonomie und Independent-Ethos schließen Erfolg und Breitenwirkung nicht aus, was frau an den großen Presseecho sieht, das der Wahlberlinerin verdientermaßen zuteil wird.
AVIVA-Tipp: Mit "Architect" gelingt Wallis Bird der schwierige Spagat zwischen Indie-Attitüde und Radiotauglichkeit. Singer-/Songwriter-Folkpop mit Straßenmusikatmosphäre und glossy Dancetracks – wer bekäme das sonst auf einem Album zusammen?
Wallis Bird
Architect
CD 2014, 10 Tracks, Label: Bird Records
Wallis Bird im Netz: www.wallisbird.com und www.facebook.com/wallisbird
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