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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 20.11.2012


The Velvet Underground and Nico – Remastered
Clarissa Lempp

Das legendäre Album der New York-Art-Punk-Combo um Lou Reed und John Cale ist neu aufgelegt und gespickt mit vielen Raritäten aus der Zusammenarbeit mit Sängerin Nico.




Der Künstler Andy Warhol förderte und promotete Bands, Ikonen und Künstler_innen seines Dunstkreises. Nicht alles was seine "Factory" produzierte, war genial, aber manche Projekte schrieben Geschichte. So auch das Album "The Velvet Underground & Nico", nicht zuletzt berühmt anhand des Covers mit der Banane by Warhol himself. Die New Yorker Band "The Velvet Underground" setzte sich aus Lou Reeds prägnanter Stimme, John Cales experimentellem Musikgenie, Sterling Morrison an Bass und Gitarre und Maureen Tucker am Schlagzeug zusammen. Hinzu stoß für das legendäre Album die Sängerin Nico, die spröde, blonde, europäische Schönheit, bekannt als Model und Schauspielerin. Warhol lieferte das bereits erwähnte Cover, ein visuelles Konzept für die erste Show und das richtige Publikum. "The Velvet Underground & Nico" eroberten im Handumdrehen mit ihrem verschrobenen Sound zwischen psychedelischen Anklängen und Rock and Roll Entlehnungen und den betont kühl inszenierten Shows ein eigenes Musikfeld.

"All Tomorrow´s Parties"

Die dunkle, leicht schräge bis gelangweilte Stimme Nicos und Lou Reeds provokativ gerotzter Gesang enthüllten in direkter, teils lakonischer, Sprache die dunklen Seiten des Konsums und der Factory-Clique rundum Warhol. Sie sangen über Heroin, Sex, BDSM, Begehren und der ewigen Party, die zum Limbo wird. Die hypnotischen, dron-artigen Gitarren, die elektronisch verstärkte Viola Cales und der fragile Rhythmus des Tamburins lieferten den passenden Sound für die düstere Kulisse des kreativen New Yorks der späten 1960er Jahre. Die Freude am Konsum der späten Wirtschaftswunderjahre war vorbei. Der Exzess war König, Stars die Götter. Songs wie "Heroine", "I´ll be your mirror" oder "Sunday Morning" wohnt eine fragile und gleichzeitig selbstzerstörerische Melodie inne, die nicht zuletzt durch die privaten Eskapaden der Band-Mitglieder umso realistischer erschienen. "The Velvet Underground" zelebrierte die elegante Selbstaufgabe nicht nur in ihrem Namen. Sie waren der Adel der Ablehnung einer "sinnvollen" also Norm-Gesellschafts-relevanten Lebensführung. Oder wie Leonard Cohen seine Generation passend betitelte, sie waren die "Beautiful Losers".

"Peel slowly and see"

Musikalisch und in ihrer Performance stilprägend blieb die Combo bis zu ihrer langsamen Auflösung in den frühen 1970er Jahren. So offen und experimentierfreudig, wie sich das Debut zeigte, wurden aber später nur noch die Solo-Alben einzelner Mitglieder. Gerade Nico trug die düsteren, dröhnenden und teils verstörend disharmonischen Instrumentierungen in ihre späteren Stücke. Allerdings schleppte sie auch ihre Heroin-Sucht nach der "Factory"-Zeit in ihr neues Leben und inszenierte ihre Hingabe und den damit entstehenden körperlichen Verfall durch die Droge. Nico starb 1988 auf Ibiza und wurde unter ihrem bürgerlichen Namen Christa Päffgen in Berlin beerdigt.

"There she goes again"

Zum 45. Jubiläum des Albums veröffentlichte Universal Music nun eine Sonder-Edition. Zu hören sind neben den Stereo- und Mono-Versionen des Albums unveröffentlichte Alternativ-Versionen sowie unveröffentlichte Mitschnitte aus Proben der Band in Warhols "Factory". Ein besonderes Highlight für Fans dürften die Versionen der lang verschollene geglaubten Azetat-Pressung von 1966 sein, mit der sich die Band einst für einen Plattenvertrag bewarb.

AVIVA-Tipp: "The Velvet Underground & Nico" gehört in jeden gut sortierten Plattenschrank. Wer das bisher verpasst hat, kann es mit dieser Sonder-Edition nachholen und gleich noch extra Fleißbienen sammeln, in dem sie_er wie die wahren Fans der düsteren Atmosphäre in der Mono-Version frönt. Für alle, die "The Velvet Underground" bereits kennen und lieben ist diese Sonder-Edition ein Herzstück.

The Velvet Underground & Nico
Label: Universal Music

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Beitrag vom 20.11.2012

Clarissa Lempp