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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 15.11.2012


Melody´s Echo Chamber - Melody´s Echo Chamber
Katarina Wagner

In so einer Kammer kann mensch es sich gemütlich machen. Da erklingen psychedelische Gitarren und eine zarte Stimme weht uns wie durch Wolken ans Ohr. Zusammen mit Tame-Impala-Mastermind Kevin...




...Parker hat die französische Musikerin ihrem Dream Pop Ecken und Kanten verliehen und stellt uns das Ergebnis in ihrem Solo-Debut vor.

Vor zwei Jahren entschied sich Melody Prochet, ihr musikalisches Repertoire in Stücke zu schlagen und es ganz neu wieder aufzubauen. Den entscheidenden Anstoß dafür gab Kevin Parkers Gitarre. Als ihre damalige Band My Bees Garden gerade nicht selbst tourte, ging die Multi-Instrumentalistin in Paris auf ein Tame Impala-Konzert. Diese spielten damals noch in kleinen gemütlichen Clubs und Melody ergriff die Chance, sprach Parker an und forderte ihn auf, ihr all die Geheimnisse und Tricks seines vibrierenden Sounds zu verraten.

Das hat der Australier zwar bis heute nicht getan, war aber wiederum von ihrer Musik so begeistert, dass er ihre Band als Support auf die eigene Europa-Tournee mitnahm und der talentierten Musikerin als Solo-Artist die Türen zu seinem Heimstudio in Perth öffnete. Dort feilten die beiden gemeinsam an Melody´s Echo Chamber. In diesem Projekt hat Melody nun endlich die Musik verwirklicht, die sie immer im Kopf, aber nie in ihren Songs hatte:

"I´ve been surrounded for many years by the idea of classicism as I studied viola and it´s all about formal and restrained musik, and when I started recording my own songs I was kind of stifled by that restriction and tended to not be as extreme as I wanted to be in sound or structure."

In Perth gelang ihr endlich die Balance zwischen diesem classicism und der Psychedelia und Wildheit, die sie suchte. Mit Parker, der auf jedem Track die Gitarre spielt, komponierte Prochet die Instrumentals und nahm die Aufnahmen mit zurück nach Frankreich. Im Strandhaus ihrer Großeltern stellte sie dann ein Mikro ins Wohnzimmer und nahm ihren eigenen Gesang auf:

"I needed the isolation for that part of the recording. I´m so self-conscious singing in a room full of people, so retreating to such a beautiful, quiet place really helped coax it out of me."

Entstanden ist ein Album, das sich zwischen Postrock und Dreampop bewegt, sowohl schwere, knatschende, als auch leichte, klare Gitarren bereit hält und die zarten Vocals mit Hall weiter aufweicht. Es liegt vor allem an diesem immer gleichen, lieblich fragilen Gesang, dass die LP beim ersten Hören äußerst homogen wirkt. Fast wie ein einzelner, lang gezogener Song, der hier und da andere Instrumente betont oder das Tempo wechselt.

Es ist dieses Gefühl von Schwerelosigkeit und Träumerei, das sich durch alle Stücke zieht. Die individuellen Tracks verdienen jedoch größere Aufmerksamkeit und erweisen sich schließlich doch noch als vielschichtiger als gedacht.

Der Opener I Follow You klingt mit seinen glatten Gitarren-Tönen und dem eingängigen Refrain wie ein Elektro-Pop-Cover eines Sixties-Songs. Am anderen Pol verwirrt Melody ihre HörerInnen mit dem Instrumental IsThatWhatYouSaid: es ist nicht klar, ob der Song hier vorwärts oder rückwärts abgespielt wird. Es klingt eher nach Letzterem.
Zwischendrin finden sich Lieder wie Endless Shore und Mount Hopeless, in denen sich die Vorliebe der Musikerin für starke Drumlines und Synthie-Klangwelten zeigt. Crystallized und You Won´t Be Missing That Part Of Me bringen Indie mit ins Spiel.

Auf zwei Stücken singt die Französin in ihrer Muttersprache. Das passt besonders gut zu dem Dreiviertel-Takt in Quand Vas Tu Rentrer, in dem die Melodie des Keyboards charmant an einen Leierkasten im Park erinnert.

AVIVA-Tipp: Melody Prochet hat ihren Sound gefunden und lässt ihn nicht mehr los. Keiner dieser elf Songs tanzt wirklich aus der Reihe. Das kann unterschiedliche Folgen haben: Entweder die HörerInnen lassen sich durch die verträumte Stimme der Sängerin verzaubern und in die Echo Kammer ziehen, oder sie legen nach dem dritten Song eine neue CD ein. Es lohnt sich auf jeden Fall auszuprobieren, zu welcher Gruppe mensch gehört.

Melody´s Echo Chamber
Melody´s Echo Chamber

Label: Weird World Records
VÖ: 28.09.2012

Weitere Infos unter:

www.weirdworldrecordco.com

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Beitrag vom 15.11.2012

AVIVA-Redaktion