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Beitrag vom 30.09.2011
Tonia Reeh - Boykiller
Marie-Luise Wache
Die unter dem Synonym Monotekktoni auch über Berlins Grenzen hinaus in der Independentszene bekannte Tonia Reeh widmet sich in einem reinen Akustikalbum nun etwas sanfteren Klängen. Dies jedoch...
... glücklicherweise, ohne von dem für sie typischen, apokalyptischen Songwriting und der Vertonung durch ihre gewaltige Stimme abzuweichen.
15 Jahre sind es mittlerweile, in denen Tonia Reeh mit ihrem fast revolutionärem Musikstil die Berliner Elektro/Indie/Noise-Untergrundszene in Atem hält. Angefangen als Mitglied der Band Das zuckende Vakuum, jetzt besser bekannt als Masonne, startete sie im Jahr 2001 mit ihrem Soloprojekt Monotekktoni. Während ihrer Auftritte meisterte sie die One-Woman-Electronic-Show auf elektrisierende und zugleich verstörende Weise. Ihre kräftige Stimme und ihr direktes Songwriting, das sich in den fünf produzierten Alben meist politischen Themen widmet, wurde sowohl unterlegt als auch übertönt durch wummernde, verzerrte und dynamische Elektronikbeats. Ihre Erscheinung und die Musik ist es, die die Künstlerin zu einer musikalischen Größe auch außerhalb des Berliner Underground werden ließ.
Bereits als Teenagerin schreib sie Stücke fürs Klavier und als es sie in den neunziger Jahren in die Hauptstadt trieb, versuchte Tonia zunächst, mit ihren eigens fürs Klavier komponierten Songs Fuß zu fassen. Die Techno- und Grungebewegungen der Musikszene Berlins allerdings ließen die Musikerin ihre experimentelle Seite entdecken und neue Musikprojekte, welche Tonia Reehs Sound einprägsamer und individueller machten, wurden geboren.
Drei Jahre nach ihrem letzten Album und unter ihrem eigentlichen Namen ist sie nun mit natürlicheren Klängen zurück. "Boykiller" ist ein reines Akustikalbum, das, immer noch positiv-eigenwillig, von Klavierklängen und ihrer fesselnden, kräftigen Stimme getragen wird.
Obwohl sich die Independentkünsterlin auf ihrem neuen Album von politischen Fragen und Antworten entfernt und sich autobiografischeren Inhalten widmet, bleibt sie musikalisch ihrem Stil treu und bildet weiterhin Brücken zwischen unterschiedlichen Musikstilen. Auf "Boykiller" verbindet sie durch ihr Klavier-Vocal-Set die akustische Popmusik mit der klassischen Moderne und berührt durch ihr schonungsloses, kluges und bildhaftes Songwriting, vertont mit einer jetzt mehr Raum einnehmenden, eingängigen Stimme.
In elf Songs widmet sich Tonia Reeh Themen wie Gefühlskonflikten in Paarbeziehungen, dem "Frau-Sein" und insbesondere der veränderten Selbstwahrnehmung durch ihre Schwangerschaft. Das Klavier tönt dabei teils jazzig, teils klassisch und, hart angeschlagen, sehr rockig.
Anspieltipps: "Impress me" vereint Sprechgesang mit einem melodiösen Refrain und einem klassischen Klavierarrangement und vervollständigt den Eindruck einer neuen, musikalischen Facette. Der Titelsong "Boykiller" zeigt das Kompositions- und Klaviertalent Tonia Reehs und eröffnet das Album mit einem eingängigen, wiederum klassischen Pianospiel und sanften Vocals. "Braveheart" glänzt mit einem emotionalen Songwriting, "Hate Entertainment" mit einem jazzigen Instrumentalarrangement und einer von Monotekktoni bekannten, verwirrenden Stimmenakrobatik.
AVIVA-Tipp: Mit ihrem Akustik-Vocal-Album ist Tonia Reeh ein Werk gelungen, das die Künstlerin von einer neuen, persönlicheren Facette zeigt und somit ihr Bild als talentierte Independentkünsterlin manifestiert. Nicht nur für Fans der ersten Stunde, sondern auch für Neuhörerinnen ist "Boykiller" unbedingt empfehlenswert, da frau es hier mit einem Songwriting und -composing erster Klasse zu tun hat.
Tonia Reeh
Boykiller
Label: Clouds Hill Ltd.
VÖ: 23. September 2011
www.toniareeh.de
Interview auf berlinismusic.tv:
www.berlinismusic.tv
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
Monotekktoni - Different Steps To Stumble